Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Sammelthread und Infothread Krieg im Irak

  • Ersteller Ersteller jugo-jebe-dugo
  • Erstellt am Erstellt am
Sarkawi-Gruppe bekennt sich zu Mordanschlag


Bild großklicken
Anschlag in Bagdad: Auch Allawi entging den Killern nur knapp (Foto: dpa)
Die Terrorgruppe des Jordaniers Abu Musab al-Sarkawi hat sich zu dem versuchten Mordanschlag auf den irakischen Übergangsministerpräsidenten Ijad Allawi bekannt. Eine entsprechende Erklärung wurde am Donnerstag auf einer häufig von Extremisten benutzten Internetseite veröffentlicht. Allawi war am Vorabend nur knapp einem Mordanschlag entgangen, als neben seinem Konvoi in Bagdad eine Autobombe explodierte. Nach Berichten des US-Senders CNN starben mehrere Sicherheitsbeamte. Der Anschlag sei an einem Kontrollpunkt vor dem Hauptquartier von Allawis Partei verübt worden. Allawi sei auf der Rückfahrt von einer Besprechung über die Regierungsbildung gewesen.
Massaker Ermordete Geiseln treiben im Tigris
Irakisches Dorf umstellt Rätselraten um Geiseln
Hintergrund Sunniten und Schiiten
Der Irak nach dem Krieg Diskutieren Sie mit!

Schrecklicher Fund am Tigris-Ufer
Die schwierige Regierungsbildung im Irak wurde am Dienstag und Mittwoch von einer neuen Serie blutiger Anschläge mit rund 80 Toten überschattet worden. Mindestens 58 Leichen ermordeter Iraker, darunter Frauen und Kinder, wurden am Dienstag am Ufer des Tigris südlich von Bagdad aufgefunden. Der arabische Fernsehsender Al-Arabija berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, einige der Opfer seien enthauptet worden.

31 Minister in der neuen Regierung
Der neue Präsident Dschalal Talabani hofft, dass die neue Regierung an diesem Donnerstag vorgestellt werden kann. Seit der Wahl der Nationalversammlung Ende Januar wird um die Zusammensetzung der neuen Regierung gerungen. Der staatliche Fernsehsender Al-Irakija hatte am Mittwoch berichtet, die Fraktionen hätten sich auf eine 31- köpfige Kabinettsliste verständigt. Die Namen der Minister würden aber erst in der nächsten Woche vorgestellt werden.

http://onnachrichten.t-online.de/c/39/89/87/3989878.html
 
Irak: Leichenfunde geben Rätsel auf


Bild großklicken
Irakische Patrouille im Dor Al Madain (Foto: dpa)
Rätselraten um 58 im Fluss Tigris gefundene Leichen: Die toten Körper, unter denen auch Frauen und Kinder waren, wurden mit der mysteriösen Geiselnahme im Dorf Madain vom vergangenen Wochenende in Zusammenhang gebracht. Nach Krankenhausangaben konnten allerdings nur sieben Leichen eindeutig identifiziert werden.
Der Irak nach dem Krieg Diskutieren Sie mit!
Hintergrund Sunniten und Schiiten

Zerfallen und zerschossen
Die Überprüfung der im Tigris gefundenen Leichen gestaltet sich äußerst schwierig. Wie die Zeitung "Al Mada" schreibt, können die meisten Toten überhaupt nicht identifiziert werden. Das Blatt beruft sich auf Polizeiaussagen, wonach die Körper entweder bis zur Unkenntlichkeit zerfallen oder derart zerschossen sind, dass sie nicht mehr zu identifizieren sind.

Stein auf Rücken gebunden
Einige seien mit zusammengebundenen Händen in den Fluss geworfen worden, wieder andere trügen Steine auf dem Rücken, um ein Auftauchen zu verhindern.

Was passierte in Madain?
Unterdessen gibt es noch immer sehr unterschiedliche Darstellungen darüber, was sich in Madain tatsächlich abgespielt hat. Augenzeugen aus dem Dorf südöstlich von Bagdad berichteten, dass sich eine Gruppe schiitischer Iraner dort ansiedeln wollte, was von den alteingesessenen Dorfbewohnern aber abgelehnt worden sei. Dass es dadurch zu einer Massengeiselnahme gekommen sei, wird allerdings bestritten. Zuvor war von einer Geiselnahme und Vertreibungsaktion durch radikale Sunniten berichtet worden.

Regierung ruft zur Rückkehr auf
Seit dem Sturz des Saddam-Regimes ermutigt die irakische Übergangsverfassung alle Vertriebenen zur Rückkehr. Dies betrifft irakische Kurden und Schiiten, aber auch Iraner, die vor Beginn des ersten Golfkrieges zwischen Iran und Irak in den 80er Jahren ausgewiesen worden waren.
 
26.04.20905

Causa Calipari: Berlusconi fühlt sich von USA brüskiert
Pentagon: Italienischer Geheimdienstoffizier hat seinen Tod selbst verschuldet

Giuliana Sgrena bezeichnete den US-Bericht als "Ohrfeige" für die Regierung Berlusconi.Gerhard Mumelter aus Rom Gute Nachrichten haben in letzter Zeit für Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi Seltenheitswert. Doch die Meldung, die ihn am Dienstag wenige Stunden vor seiner Regierungserklärung aus Washington erreichte, löste bei Berlusconi massive Verärgerung aus: Der italienische Geheimdienstoffizier Nicola Calipari, der Anfang März von US-Soldaten in Bagdad erschossen wurde, soll an seinem Tod selbst schuld sein. So steht es im Untersuchungsbericht der US-Armee.


Mehr zum Thema
Zeit
Zeit zum lesen. Der Standard gratis.
bezahlte EinschaltungDass der von den zwei italienischen Mitgliedern der Kommission nicht unterzeichnete Bericht vom Pentagon ohne das Einverständnis Roms veröffentlicht wurde, hat bei Bushs treuestem Bündnispartner deutliche Irritation ausgelöst. Nur zehn Tage vor dem nächsten Wahltermin fürchtet Berlusconi nun einen Gesichtsverlust. Italien sei nicht bereit, den Bericht in dieser Form zu akzeptieren, verdeutlichte der Premier dem in den Chigi-Palast bestellten US- Botschafter.

Die Journalistin Giuliana Sgrena, bei deren Befreiung Calipari am 4. März erschossen worden war, sprach von einer "Ohrfeige für die italienische Regierung". Der Untersuchungsbericht, der alle beteiligten US-Soldaten voll freispricht, sei "geradezu unglaublich". Die Behauptung, ihr Wagen sei mit hoher Geschwindigkeit auf den Checkpoint zugefahren, sei "eine glatte Lüge", so Sgrena. (DER STANDARD, Printausgabe, 27.4.2005)
 
26.04.2005

Auch in Syrien keine irakischen Massenvernichtungswaffen
Untersuchung der Iraq Survey Group offiziell beendet - Warnung vor Chemiewaffen-Einsatz der Aufständischen
Washington - Der amerikanische Chefinspektor Charles Duelfer hat seine Suche nach Massenvernichtungswaffen im Irak eingestellt. Dabei bekräftigte er, dass sein Team trotz intensivster Nachforschungen keine solchen Waffen gefunden habe, wie aus seinem am Montag veröffentlichten Abschlussbericht hervorgeht. Die Suche sei so weit gegangen, wie es den Inspektoren praktikabel erschienen sei. Damit wurden die 18-monatigen Untersuchungen der so genannten Iraq Survey Group offiziell beendet.

Auch in Syrien keine Massenvernichtungswaffen


Mehr zum Thema
Direkt
Direkt hohe Zinsen: 2,5% täglich fällig

Wissen
Visual Studio.NET: Jetzt einfaches Upgrade
bezahlte EinschaltungenDas von US-geführten Truppen gestürzte Regime im Irak hat nach Erkenntnissen von US-Waffenexperten vor Kriegsbeginn keine Massenvernichtungswaffen nach Syrien geschafft.

Es habe keine Hinweise auf eine solche Aktion gefunden, erklärte das Inspektorenteam in einem am Montagabend veröffentlichten Anhang zu seinem im September veröffentlichten Bericht. Auch hätten sie keinen irakischen Vertreter ausfindig machen können, der mit einem solchen Waffentransfer direkt zu tun gehabt hätte. Vielmehr hätten alle Befragten erklärt, nichts von nach Syrien gebrachten Massenvernichtungswaffen zu wissen.

Der 92-seitige Abschlussbericht stellt eine Ergänzung dar zu dem rund 1.500 Seiten umfassenden Dokument, das Duelfer bereits im vergangenen Oktober vorgelegt hat. Darin hieß es, der Irak habe vor dem Krieg von 2003 keine Massenvernichtungswaffen besessen. Es habe aber Anzeichen dafür gegeben, dass der gestürzte Präsident Saddam Hussein über entsprechende Pläne verfügt habe. Diese hätte er bei einem Nachlassen der internationalen Aufmerksamkeit erneuern und umsetzen können.

Waffenexperten im Umlauf

Dem Abschlussbericht zufolge hat Saddam Hussein zu diesem Zweck einen Pool von Waffenexperten um sich geschart. Diese suchten nun vermutlich Arbeit auf dem internationalen Markt. Hier sei die Gefahr nicht auszuschließen, dass die Expertise der Iraker in die falschen Hände gelangen könnte. Dies gebe einigen Anlass zur Sorge, erklärte der Chefinspektor.

Warnung vor Chemiewaffeneinsatz

Die Aufständischen bemühen sich außerdem verstärkt um Chemiewaffen und haben in Einzelfällen bereits alte Munition mit chemischen Kampfstoffen gegen US-Truppen eingesetzt. Duelfer warnte am Montag (Ortszeit) davor, dass weiterhin die Gefahr bestehe, dass sich die Rebellen das Wissen zum Bau von einfachen Chemie-Sprengkörpern aneignen. Erstmals legten die Waffeninspektoren Belege dafür vor, dass Rebellen mit Hilfe von Wissenschaftlern aus dem Umfeld des früheren irakischen Machthabers Saddam Hussein daran arbeiteten, Chemiewaffenlabore aufzubauen. Außerdem hätten sie in mindestens zwei Fällen Chemie-Munition aus dem irakisch-iranischen Krieg aus den achtziger Jahren gegen die multinationalen Truppen eingesetzt.

Die Warnung vor den Chemiewaffen findet sich im am Montag veröffentlichten Anhang dieses Berichtes, in dem die verfügbaren Informationen über das irakische Programm für angebliche Massenvernichtungswaffen als "erschöpfend" ausgewertet bezeichnet werden.

Unbewusster Einsatz von Chemiewaffen

Nach Einschätzung der Waffeninspekteure wussten die Aufständischen offenbar nicht, dass sie Chemiewaffen einsetzten. Bei einem Angriff Anfang Mai 2004 vor dem Gefängnis Abu Ghraib in Bagdad kam demnach eine Patrone mit Senfgas als Teil eines selbst gebauten Sprengkörpers zum Einsatz. Allerdings sei die Patrone nicht entsprechend gekennzeichnet gewesen, sagte Duelfer. Daher hätten die Rebellen vermutlich nicht gewusst, was sie da in den Händen hatten. Auch sei das alte Senfgas bereits wirkungslos gewesen, heißt es in dem Anhang weiter.

Die Aufständischen versuchten aber, an neue und wirksamere Waffen zu kommen. Die Lage werde dadurch erschwert, dass die früheren Chemiefabriken in Falluja und Muthanna, denen unter Saddam Hussein eine zentrale Rolle im irakischen Chemiewaffenprogramm zukam, nach der US-geführten Invasion im März 2003 geplündert worden seien. Außerdem sei es "unmöglich", die genaue Zahl der irakischen Wissenschafter festzustellen, die vor dem Golfkrieg von 1991 am irakischen Programm für Massenvernichtungswaffen arbeiteten. Die von der damaligen irakischen Führung genannte Zahl von 3500 sei wahrscheinlich absichtlich übertrieben worden, um bei der UNO Verwirrung zu stiften.

Iraq Survey Group aufgelöst

Die Iraq Survey Group wurde inzwischen aufgelöst. Duelfer zufolge wird aber ein kleines Inspektionsteam im Irak verbleiben und in Zusammenarbeit mit der multinationalen Truppe vor Ort die Untersuchungen fortzuführen. (APA/AP)
 
26.04.2005

Zarqawi soll US-Truppen nur knapp entkommen sein
US-Sender ABC: Vor zwei Monaten konnte der Terroristen-Anführer nur knapp flüchten - Computer mit "großer Festplatte" hinterlassen

Abu Musab al- ZarqawiLink
ABC: Iraq's Most Wanted Fugitive on the Run After Leaving Behind Valuable Information

Washington - Der islamische Extremist Abu Musab al-Zarqawi, der meistgesuchte Mann im Irak, soll den US-Truppen dort laut einem Fernsehbericht nur denkbar knapp entkommen sein. In einer Verfolgungsjagd in der westirakischen Stadt Ramadi sei Zarkawi einer Spezialeinheit Ende Februar um Haaresbreite entwischt, berichtete der US-Fernsehsender ABC am Montag unter Berufung auf einen ranghohen US-Militär.

Fahrer und Leibwächter festgenommen


Zarqawis Fahrer und ein Leibwächter wurden festgenommen; Sicherheitskräfte beschlagnahmten Zarkawis Computer sowie 80.000 Euro. Die USA haben ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (rund 19 Millionen Euro) auf den gebürtigen Jordanier ausgesetzt.

Die Armee habe aus Zarqawis Anhängerschaft einen Hinweis erhalten, dass der Jordanier zu einem Treffen nach Ramadi kommen wolle, und habe daraufhin die Sondereinsatztruppe 626 - im letzten Jahr für das Aufspüren Zarqawis geschaffen - in Stellung gebracht, berichtete ABC. Rund um die Stadt seien Straßensperren errichtet worden, unbemannte Dronen hätten das Gebiet aus der Luft überwacht.

Straßensperre

Als US-Soldaten kurz vor Beginn des Treffens an einer Straßensperre einen Wagen angehalten hätten, habe ein weiteres Fahrzeug rund fünfhundert Meter dahinter plötzlich kehrtgemacht und sei davongerast, berichtete der Sender. In diesem Wagen habe vermutlich Zarqawi gesessen, auf den die Vereinigten Staaten haben.

Verfolgungsjagd

"Zarqawi hat immer jemanden, der schaut, ob die Luft rein ist", zitierte ABC den US-Militär. US-Soldaten hätten die Verfolgung aufgenommen, aber als sie das verdächtige Fahrzeug eingeholt hätten, habe Sarkawi nicht darin gesessen. Die US-Armee habe mittlerweile erfahren, dass der Jordanier beim Überqueren einer Brücke aus dem Auto gesprungen sei und sich unter der Brücke versteckt habe, sagte der Militär dem Sender.

"Sehr große Festplatte"

Später habe Zarqawi in einem Haus in Ramadi Unterschlupf gefunden. Dort seien der Computer und das Geld gefunden worden; der Besitzer sei festgenommen worden. Auf der "sehr großen Festplatte" befänden sich kürzlich aufgenommene Fotos von Zarqawi, sagte der Militärvertreter.

"Unglaublich böse"

Der Kommandant der multinationalen Streitkräfte im Irak, John Vines, bezeichnete den Fund dem Sender zufolge als "bahnbrechendes Ereignis". In einem kürzlich gegebenen Interview wollte er aber laut ABC keine weiteren Einzelheiten zu der Festnahme machen. Allerdings habe Vines sich überzeugt gezeigt, dass Zarqawis Netzwerk trotz der missglückten Festnahme beschädigt worden sei. Zarqawi sei "unglaublich böse" und "immer noch gefährlich", aber nun sei er auf der Flucht.

Zarqawi führt die Terrororganisation El Kaida von Osama bin Laden im Irak an und hat sich mit seinen Anhängern zu etlichen Anschlägen bekannt; außerdem wird er für die Ermordung von Geiseln im Irak verantwortlich gemacht. Zuletzt erklärte Zarqawis Gruppe, sie sei für das Attentat auf den scheidenden irakischen Regierungschef Iyad Allawi in der vergangenen Woche verantwortlich. (APA)
 
26.04.2005

Einserfrage: Ist Abu Musab al-Zarqawi der neue Bin Laden?
Es antwortet: Rolf Tophoven, Leiter des Instituts für Terrorismusforschung & Sicherheitspolitik in Essen

Rolf Tophoven leitet zusammen mit Dr. Kai Hirschmann das Institut für Terrorismusforschung & Sicherheitspolitik in Essen.Nachlese
Alle bisherigen Einserfragen



derStandard.at: Wie bei Osama Bin Laden tauchen jetzt auch bei al-Zarqawi vermehrt Meldungen auf, der Terrorist sei fast geschnappt worden. Wie glaubhaft sind solche Berichte? Wo vermuten Sie al-Zarqawi?


Tophoven: Meldungen, Zarqawi sei fast geschnappt worden, wie sie jetzt wieder kursieren, tauchen so regelmäßig auf, wie ähnliche Meldungen bezüglich einer Festnahme Osama bin Ladens. Manches daran muss mit Vorsicht gesehen werden. Oft sind dabei auch Spekulationen und Wunschdenken im Spiel. Meldungen über eine vermeintliche Festnahme Zarqawis sind zudem auch eingebettet in eine Art psychologische Kriegführung, um die Terrorszene zu verunsichern.

Denn man muss wissen: Für die Terrorjäger der US-Armee, den US-Geheimdienst und für ihre Verbündeten ist Abu Musa al-Zarqawi die absolute Nr. 1 - für die Fahnder ist er längst wichtiger geworden als bin Laden selbst. Von daher wird alle Energie daran gesetzt, ihn zu fangen. Ich gehe davon aus, dass Zarqawi sich im Irak aufhält; mögliche "Ausweichquartiere" könnte er aber auch im Iran oder in anderen benachbarten Grenzregionen zu arabischen Ländern finden.

derStandard.at: Welche Konsequenzen hätte seine Gefangennahme, sein Tod für den Widerstand bzw. Terror im Irak? Endet sein Kampf mit dem US-Abzug?

Tophoven: Zarqawis Tod oder seine Festnahme hätte enorme kontraproduktive psychologische Wirkung auf den Terror im Irak und darüber hinaus auf die gesamte militante Islamistenszene. Es wäre ein spektakulärer Sieg über den Terror und einen seiner wichtigsten Vertreter, denn Zarqawi ist so etwas wie ein terroristisches Multitalent mit großer Fähigkeit, diverse Terrorgruppen im Irak zu koordinieren.

Ob sein Kampf nach Abzug der US-Truppen endet, ist derzeit schwer zu bewerten. Sicherlich nähme der Terror ab, denn das tägliche Feindbild "US-Truppen und ihre Verbündeten" verschwände aus dem irakischen Straßenbild. Es fehlte dann der direkte Gegner.

derStandard.at: Wie vernetzt ist al-Zarqawis Organisation national und international, insbesondere mit der Al Kaida?

Tophoven: Al-Zarqawi sieht sich als Stellvertreter Bin Ladens auf dem irakischen Schlachtfeld. Er definiert sich als "al Qaida im Irak". Von al Qaida bekommt er Geld, Technik und Ideologie. Er selbst stellt die Fronttruppen, die "Fußsoldaten" des Terrors im Irak, die die jeweiligen Operationen durchführen. Es ist ein "Geschäft" auf Gegenseitigkeit, denn durch al-Zarqawi ist Bin Laden nach dem Verlust der Afghanistan-Basis jetzt im Irak präsent. Darüber hinaus dirigiert Zarqawi die Gruppe Ansar al Islam, die besonders auf dem europäischen Kontinent zunehmend junge Muslime anzusprechen versucht, diese anwirbt und sie in den Irak zum Dschihad gegen die "Ungläubigen" schickt.

derStandard.at: Wie groß ist die Unterstützung al-Zarqawis unter der irakischen Bevölkerung?

Tophoven: Über eine Unterstützung Zarqawis durch die irakische Bevölkerung liegen keine verlässlichen Zahlen oder Angaben vor. Die Mehrheit, auch der Sunniten, wird nach den Jahren der Saddam-Diktatur, auch den Terror der Islamisten ablehnen. Das irakische Volk will endlich Frieden und ein Ende des permanenten Blutvergießens. Aber solange fremde Truppen im Land stehen, wird es den Terroristen immer wieder gelingen, ihre Selbstmordattentate, ihre Anschläge mit Raketen und Bomben als legitimen Widerstand gegen die "ungläubigen Besatzer" zu deklarieren. Man lenkt die Wut der Bevölkerung nach einem Anschlag immer wieder geschickt auf die "Besatzer" und fordert deren Abzug.
 
USA zu nachsichtig mit den Tätern von Abu Ghoreib?


Bild großklicken
US-Soldat im Gefängnis Abu Ghoreib (Foto: dpa)
Ein Jahr nach dem Misshandlungsskandal im irakischen Gefängnis Abu Ghoreib hat Amnesty International den USA vorgeworfen, zu nachsichtig bei der Strafverfolgung der Verantwortlichen zu sein. "Ein Jahr danach müssen die US-Behörden endlich eine unabhängige Untersuchung einleiten und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen", forderte Amnesty-Generalsekretärin Irene Khan.
Der Irak nach dem Krieg Diskutieren Sie mit!


Jackpot 4 Mio. €! Jetzt 6 aus 49 tippen und zum Millionär werden!





Amnesty: Rolle von Rumsfeld klären
Sie wies darauf hin, dass der Skandal für die Führungen von Armee und Verteidigungsministerium keine Konsequenzen nach sich gezogen habe. So müsse beispielsweise die Rolle von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld geklärt werden.

"Zeichen von Schlägen und Elektroschocks"
Khan beklagte, dass andere Staaten das schlechte Vorbild der US-Soldaten in Abu Ghoreib als Freibrief für ähnliches Verhalten ansehen könnten. So gebe es aktuelle Berichte, dass einheimische Behörden im Irak folterten. Im Februar seien drei Männer in Polizeigewahrsam gestorben. Ihre Leichen hätten "deutliche Zeichen von Schlägen und Elektroschocks getragen". Auch gebe es Informationen über Misshandlungen im irakischen Innenministerium.

Sicherheitskräfte im Irak Schwere Foltervorwürfe
Misshandlungen Nicht nur in Abu Ghoreib

Anzeige: Private Krankenvers. bis zu 2.400 € im Jahr sparen




Vier von fünf Offizieren freigesprochen
Die im April vergangenen Jahres veröffentlichten Fotos von der Misshandlung irakischer Gefangener in Abu Ghoreib durch US-Soldaten hatten die Weltöffentlichkeit schockiert. Am vergangenen Freitag hatte ein Untersuchungsausschuss des US-Verteidigungsministeriums vier von fünf ranghohen Offizieren der US-Armee von jeglicher Verantwortung freigesprochen. Allein die Brigadegeneralin Janis Karpinski wurde in der Affäre belangt. Sie wurde von ihrem Kommando entbunden und erhielt eine schriftliche Maßregelung.
 
Neun Bomben töten 23 Menschen


Bild großklicken
Eine Serie von Anschlägen erschüttert Bagdad (Foto: Reuters)
Einen Tag nach Vorstellung der neuen Regierung sind im Irak bei einer Serie von Anschlägen mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 90 weitere Personen wurden nach Angaben des Innenministeriums bei den sieben fast zeitgleichen Explosionen verletzt.

Der Irak nach dem Krieg Diskutieren Sie mit!


Jackpot 4 Mio. €! Jetzt 6 aus 49 tippen und zum Millionär werden!





Koordinierte Attacken
In der Hauptstadt Bagdad explodierten am Freitagmorgen in zwei Stadtvierteln im Norden und Osten vier Autobomben und töteten mindestens 13 Menschen, 50 weitere wurden verletzt. Die offenbar koordinierten Anschläge richteten sich gegen irakische Sicherheitskräfte und explodierten neben Polizei- und Armeepatrouillen sowie in der Nähe eines Polizeikommissariats.

57 Tote trieben im Tigris
In der 30 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Stadt Madain starben mindestens neun Menschen bei der nahezu gleichzeitigen Explosion von drei Autobomben. 14 weitere Menschen wurden verletzt. Die Anschläge richteten sich gegen eine Fernmeldezentrale, ein Krankenhaus und eine Polizeipatrouille. Vor rund zwei Wochen waren irakische Sicherheitskräfte in Madain eingerückt, um dort nach schiitischen Geiseln in den Händen von Sunniten zu fahnden, waren dabei jedoch nicht fündig geworden. Wenige Tage später wurden 30 Kilometer entfernt die verwesten Leichen von 57 Menschen aus dem Tigris geborgen.

Anzeige: Private Krankenvers. bis zu 2.400 € im Jahr sparen



Neue Regierung im Irak
In Erbil im Kurdengebiet im Norden des Landes starben nach Behördenangaben ein Sprengstoffexperte und ein Zivilist bei einer Bombenexplosion. Bei einer weiteren Detonation im südirakischen Basra starb ein Mensch, zwei weitere wurden nach Krankenhausangaben verletzt. Am Donnerstag hatte das Parlament in Bagdad die neue Regierung von Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari gebilligt. Fünf Ressorts, darunter die wichtigen Ministerien für Verteidigung und Öl, sollen erst in den kommenden Tagen endgültig besetzt werden. Auch die Benennung zweier von vier Vize-Regierungschefs steht noch aus.
 
Massengrab mit ermordeten Kurden im Irak entdeckt


Bild großklicken
Experten untersuchen die Leichen der Kurden (Foto: dpa)
Im Süden des Iraks haben US-Ermittler ein Massengrab mit mindestens 1500 von Saddam Husseins Soldaten ermordeten Kurden entdeckt. Das berichtet die "Washington Post" am Samstag. 113 Leichen wurden in der Nähe der südirakischen Stadt Al-Samawah bereits exhumiert. Fast alle seien Frauen, Kinder oder Jugendliche gewesen.

Der Irak nach dem Krieg Diskutieren Sie mit!


Jackpot 4 Mio. €! Jetzt 6 aus 49 tippen und zum Millionär werden!





Von Familien getrennt
Nach Angaben der Ermittler konnten sie anhand ihrer Kleidung als Kurden identifiziert werden. Offenkundig seien die Männer von ihren Familien getrennt und an anderen Orten umgebracht worden. Die Opfer seien offensichtlich gezwungen worden, sich an den Rand der Gruben zu stellen, und dann mit AK-47-Sturmgewehren erschossen worden.

Über 300 Massengräber entdeckt
Der irakische Minister für Menschenrechte, Bachtiar Amin, sagte der "Washington Post" zufolge das Regime habe 1987 und 1988 Hunderttausende von Kurden zwangsumgesiedelt. Dabei seien etwa eine halbe Million Menschen ums Leben gekommen, Tausende von Orten zerstört worden. Das Militär von Saddam Hussein habe ähnliche Verbrechen an der schiitischen Mehrheit im Irak begangen. Mehr als 300 Massengräber seien seit dem Sturz von Saddam Hussein im März 2003 gefunden worden.

Anzeige: Private Krankenvers. bis zu 2.400 € im Jahr sparen




Fünf US-Soldaten getötet
60 Kilometer südlich von Bagdad entdeckten Polizisten am Samstag die Leichen von vier enthaupteten Irakern, darunter von zwei Soldaten und einem Übersetzer, der für die US-Armee gearbeitet hatte. Sie seien vor einigen Tagen getötet worden. Das US-Militär gab bekannt, dass am Donnerstag und Freitag bei zwei Anschlägen mit selbst gebastelten Bomben in der nordirakischen Stadt Tal Afar sowie nördlich von Bagdad fünf amerikanische Soldaten getötet wurden.

Konferenz der Anrainerstaaten
Unterdessen kamen am Samstag in Istanbul die Außenminister der sechs Anrainerstaaten des Iraks zusammen, um über die aktuelle Entwicklung im Nachbarland zu beraten. Es wurde erwartet, dass sie der neuen Regierung in Bagdad ihre Unterstützung aussprechen und Hilfe im Kampf gegen den Terrorismus anbieten. An dem Treffen nahmen auch die Außenminister des Iraks und Ägyptens, Hoschiar Sebari und Ahmed Abul Gheit, teil.
 
Zurück
Oben