Hoher Modernisierungsbedarf in serbischen Fernwärmenetzen und -kraftwerken
KfW-Programm geht in die dritte Phase
Belgrad (bfai) - Etwa 60% serbischer Wohnungen heizen mit Strom. Dies ist ein Grund, warum der Stromverbrauch pro Quadratmeter Wohnfläche in Serbien etwa doppelt so hoch ist wie in Deutschland. Um diese unökonomische Stromnutzung zurückzudrängen setzt die serbische Regierung mit Hilfe internationaler Finanzinstitutionen wie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) auf die Instandsetzung und den Ausbau der Fernwärmenetze. Neue Projekte bieten gute Chancen für deutsche Unternehmen. (Kontaktanschriften)
Ein neues Investitionsprogramm für 22 Mio. Euro wird derzeit von der EU über die Europäische Wiederaufbauagentur (EAR) umgesetzt. Dabei erhalten unter anderem fünf Städte (Pancevo, Subotica, Uzice, Cacak und Valjevo) je 3,8 Mio. Euro für Ausrüstungen und Arbeiten an ihren Fernwärmesystemen. Damit sollen die Kessel und bei Bedarf die Leitungsnetze erneuert oder ausgetauscht werden. Außerdem ist die Modernisierung der Übergabestationen und deren Ausstattung mit Zählern geplant. Auch die Steuerung und Überwachung des ganzen Fernwärmesystems soll durch die Einführung von Kontrollsystemen und Software-Lösungen (PLC und SCADA) erleichtert werden. Nach Aussagen von Petar Vasiljevic vom Serbischen Verband der Fernwärmebetreiber (Poslovno udruzenje toplana Srbije) ist die Projektdokumentation fertig und die Ausschreibungen für Ausrüstungslieferungen und Arbeiten dürften noch im September 2006 veröffentlicht werden.
Die genannten Projekte haben allerdings bisher nur die neun größten Fernwärmesysteme des Landes erfasst. Insgesamt bestehen in Serbien 55 Fernwärmesysteme mit einer installierten thermischen Leistung von ca. 6.600 MW. Davon entfallen knapp 2.500 MW auf das mit Abstand größte System in Belgrad, das insgesamt 12 Heizkraftwerke umfasst. Danach folgt Novi Sad mit 600 MW und Nis und Kragujevac mit jeweils 250 MW. Derzeit liefern die 55 Systeme etwa 5.300 GWh (2004) und verbrennen dafür ca. 550.000 toe (Tonnen Erdölequivalent-Einheiten). Davon entfallen 65% auf Erdgas, etwa 18% auf schweres Heizöl, circa 2% auf leichtes Heizöl und 15% auf Kohle.
Biomasse oder Haushaltsabfälle werden in Serbien bisher nicht zur Wärmegewinnung verfeuert. Auch wird kaum von Möglichkeiten zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Gebrauch gemacht. In Belgrad gibt es drei KWK-Blöcke mit je 32 MW Heizleistung, die jedoch nicht mehr in Betrieb sind. Es bestehen aber Studien zu Einsatzmöglichkeiten von KWK in Heizkraftwerken.
Petar Vasiljevic vom Verband der Fernwärmebetreiber, der gleichzeitig Manager beim Betreiber des Belgrader Fernwärmesystems ist, beziffert den Investitionsbedarf in den neun größeren Systemen, die bereits von Projekten profitieren, noch auf etwa 50 Mio. Euro. Die übrigen kleineren Systeme benötigen Vasiljevic zufolge insgesamt etwa 100 Mio. Euro an Investitionsmitteln. Der Großteil der Ausrüstungen in serbischen Fernwärmesystemen ist überaltert und muss mit moderner Technologie, die inzwischen weit höhere Wirkungsgrade erzielen kann, ersetzt werden. Die Kessel sind im Durchschnitt etwa 29 Jahre alt. Die Rohrnetze und Übergabestationen sind mit 21 Jahren nur wenig jünger.
In den vergangenen Jahren wurden mit ausländischen Zuschüssen und Krediten bereits einige Investitionsprogramme für die Fernwärmenetze in Serbien initiiert. Den Auftakt machte die deutsche Bundesregierung über die KfW, die bereits wenige Monate nach dem Sturz von Milosevic im Oktober 2000 ein erstes Rehabilitierungsprogramm auflegte. In den zwei ersten Phasen 2001 und 2002 wurden 17,7 Mio. Euro an Zuschüssen für Rehabilitierungsmaßnahmen in den Fernwärmesystemen in Belgrad, Novi Sad und Nis bereitgestellt. Damit wurden die Rohrnetze und Unterstationen teilweise ausgetauscht sowie Mitarbeiter geschult. Über Pilot-Projekte war es außerdem möglich, in einigen Gegenden eine verbrauchsabhängige Berechnung einzuführen. Derzeit werden Fernwärmegebühren in Serbien noch immer überwiegend nach der Quadratmeterzahl der Wohnfläche berechnet. Dadurch gibt es für die Abnehmer keinerlei Anreize zum sparsamen und ökologischen Umgang mit der gelieferten Wärme.
Projekte zur Instandsetzung und Modernisierung der Fernwärme-Systeme in Serbien Projekt Beginn Investitionsvolumen
KfW Phase I, Rehabilitierung Fernwärme in Belgrad, Novi Sad und Nis 2001 7,7 Mio. Euro
KfW Phase II, Rehabilitierung Fernwärme in Belgrad, Novi Sad und Nis 2002 10 Mio. Euro
KfW Phase III, Rehabilitierung Fernwärme in Novi Sad, Nis, Kragujevac und zwei weitere Städte 2006 20 Mio. Euro
EBRD und SIDA, Modernisierung Fernwärme Belgrad 2004 22 Mio. Euro
EAR, Rehabilitierung Fernwärme-Systeme in Subotica, Pancevo, Cacak, Valjevo und Uzice 2005 22 Mio. Euro
Investitionsbedarf Rekonstruktion Fernwärmesysteme in Serbien *) 150 Mio. Euro
CSV Export
*) Schätzung, Verband der Fernwärme-Betreiber Serbiens
Quelle: Verband der Fernwärme-Betreiber Serbiens, KfW
Die Ausweitung der verbrauchsabhängigen Berechnung der Fernwärme soll in der dritten Phase des KfW-Programms eine noch wichtigere Rolle spielen. Nach einem Tender, der am 22.5.06 veröffentlicht worden war, wird nach Angaben des KfW-Büros in Belgrad in Kürze ein Consultant als Durchführer des Programms ausgewählt werden. Die Vertragsunterzeichnung könne dann schon im September 2006 folgen. Die insgesamt 20 Mio. Euro für das Projekt bestehen aus Zuschüssen von 8 Mio. Euro und einem Kredit von 12 Mio. Euro. Neben Reparaturarbeiten in den Heizkraftwerken und dem Rohrnetz beinhaltet das Projekt außerdem Management-Training sowie die Verbesserung der Zahlungssysteme.
Das Programm soll den Fernwärmesystemen in Kragujevac, Novi Sad und Nis zugute kommen. Da die Stadt Belgrad eine Teilnahme an dem Programm abgelehnt hat, sollen zwei weitere Städte einbezogen werden. Derzeit liegt ein Antrag der Stadt Kraljevo vor. Die genaue Ausgestaltung des Programms und die Prioritäten für Reparaturarbeiten und Trainingsmaßnahmen wird aber erst der Consultant in Rücksprache mit der KfW festlegen. Mögliche Ausrüstungslieferungen dürften etwa Mitte 2007 ausgeschrieben werden.
Bereits seit zwei Jahren läuft ein Investitionsprojekt der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und der schwedischen Entwicklungshilfe-Agentur SIDA. Die EBRD hat 20 Mio. Euro an Kreditmitteln zur Verfügung gestellt. SIDA hat weitere 2 Mio. Euro als Zuschüsse beigesteuert. Mit den Mitteln sind Heizkraftwerke in Belgrad instand gesetzt worden und das Programm läuft derzeit aus.
Deutsche Unternehmen sind schon verschiedentlich bei den bereits initiierten Projekten zum Zuge gekommen. So hat etwa die deutsche Firma ISOPLUS die Rohre für KfW-Projekte geliefert. Die Übergabestationen kamen zum Teil von Siemens. Hier dürften sich weiterhin gute Chancen bieten. Die direkte Beteiligung von privaten Investoren auch im Betrieb der Heizkraftwerke über PPP oder BOT-Modelle scheitert in Serbien derzeit noch an fehlender Erfahrung mit der Durchführung derartiger Projektkonstruktionen. Außerdem bestehen weiterhin rechtliche Hürden. So ist das Land, auf dem die Fernwärmesysteme gebaut worden sind, in der Regel staatlich wobei die Unternehmen der Gemeinde gehören. Zudem ist die Zahlungsmoral nicht sehr gut. Im Jahr 2004 wurde nur etwa 75% der in Rechnung gestellten Wärme auch tatsächlich bezahlt.
Kontaktanschriften:
Beogradske Elektrane
Savski Nasip 11, 11070 Beograd
Kontakt: Petar Vasiljevic, Department Manager
Tel.: 00381/11-2 09 33 92
E-Mail:
p.vasiljevic@beoelektrane.co.yu, Internet:
http://www.beoelektrane.co.yu
Poslovno udruzenje toplana Srbije
(Verband der Fernwärme-Betreiber Serbiens)
Mihajlo Pupina 1, 31000 Uzice
Kontaktperson: s.o.
(P.B.)
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