BlackJack
Jackass of the Week
Ich weiß nicht, warum mir das so immer unterstellt wird.
Klarstellung, was für mich unverdaulich ist:
a) Umstand, dass die Trennung durch Krieg erfolgte. Es hätte auch anders sein können (vgl. Tschechien und Slowakei)
b) dass auch heute noch genau die gleiche Kriegsrhetorik im Umlauf ist: angefangen von den leidigen rassistischen Gen-Lehren von den Nazis, über Leichenberg-Zahlenkämpfe bis hin zu letztklassigen Wissenschaftlern (insb Historiker, Anthropologen etc.), die dabei helfen, politisch motivierten Hass einen quasi wissenschaftlichen Anstrich zu geben.
c) dass b) immer noch als Krücke dafür dient, dass es bis heute keine gemeinsame Vision darüber gibt, wie die Zukunft ausschauen soll, denn die Nachbarschaft ist Schicksal und
d) ohne gemeinsames Agieren wird Krieg wieder die Folge sein, entweder nach außen und/oder nach innen.
Beim letzten Punkt reagiert gerade die kroatische Öffentlichkeit nach wie vor geradezu hysterisch. Die Pointe ist allerdings die, dass getrennte Wege gehen nicht ausschließt, dass man auf dem Balkan zusammenarbeitet. Die Aufweichung dieser kleinkarierten und rigiden Haltung wurde nur mühsamst im Zuge der EU-Verhandlungen quasi abgerungen.
Für mich gibt es da einen viel längeren Zusammenhang als die Auflösung von Yu. YU (und sogar SHS) war nur der Versuch, eine Lösung für die Probleme zu finden, die bereits im Mittelalter angefangen haben und die gerade in den letzten 2 Jahrhunderten immer wieder zu Eskalationen geführt haben. Die Grenzen haben sich immer wieder verschoben. Voller Eifersucht versuchte jeder noch ein Teil vom Kuchen abzubekommen. Dabei haben sich die Interessen der Nachbarn oft überschnitten, sodass daraus immer sehr blutige Kämpfe wurden. Wie bringt man Ethnie und Raum in Einklang? Das ist ja auch hier in diesem Forum immer wieder das Thema....
Dies scheint nach dem jüngsten Krieg und den massiven Vertreibungen von Serben nunmehr abgeschlossen. Aber wie Indianer mal richtig angemerkt hat, gibt es immer noch Konfliktpotenziale: Vojvodina, und in RS sowie Kosovo konnte die Vertreibung der Serben noch nicht ganz abgeschlossen werden; Mazedonien hat wahrsch auch ein Problem, Sandjak .... und ich würde noch die innere Spaltung, die quer durch die jeweilige Ethnie durchgeht (Alt gegen Jung, national-konservativ vs progressiv-weltoffen etc.) aufgrund der zunehmend angespannten ökonomischen Situation auf dem Balkan hinzufügen.
Ich bin aber ziemlich skeptisch, dass es auf dem Balkan jemals wirklich zu einer ernsthaften Verständigung kommen wird. Eher kommt es wieder zu Krieg, Plünderungen, Vergewaltigungen und Vertreibungen. Und diejenigen, die hier so gern quasi im Vorübergehen ihren Hass vor sich hertragen sind zugleich auch die Wegbereiter dafür....
Bei den "Gen-Lehren der Nazis" habe ich aufgehört zu lesen, tut mir leid