Hier mal eine Zusammenfassung des Konflikts:
Chancen den Zwist aufzuheben:
Na das wird ja was
eher wird Dieter Bohlen Bundespräsident
Sunniten und Schiiten: Die Erben des Propheten | ZEIT ONLINE
Die theologischen Unterschiede sind minimal bzw. kaum existent.
Und auch was die Scharia angeht, sind die Unterschiede nicht größer als es sie auch bei den vier sunnitischen Schulen gibt.
Es gibt aber nach ihrem sechsten Imam, einen wesentlichen Unterschied: das Prinzip der Rechtsfindung, sie wird auch dschafaritisch schiitische Rechtsschule genannt.
Das Konzept des Idschithad
Der Begriff bedeutet "Anstrengung" oder "sich abmühen". Es geht dabei darum, was islamisch ist und was nicht. Als frommer Muslim soll man immer den Koran "befragen", nur leider gab es im 7. Jahrhundert weder Internet noch Organtransplantationen etc. Bei den Sunninten gibt es so eine Art Gewohnheitsrecht (idschma) oder auch "gesunden Menschenverstand". Wenn also keine Überlieferung eine passende Lösung anbietet, dann muss man den eigenen Verstand anstrengen (aber nur dann!). Diese eher rationalistische Schule war im islamischen Mittelalter von großer Bedeutung: Mutaziliten.
Die Schiiten haben bereits im 10./11. Jahrhundert diese Tradition des eigenständigen Denkens und Argumentierens angenommen (bei den Sunniten ist sie längst wieder verschwunden).
Es sind nicht alle dazu befugt, sondern nur ein kleiner Kreis, der dafür ausgebildet wird. Um "Rechtsgelehrter" (mudschtahid) zu werden, muss man ein sehr langwieriges und schwieriges Studium absolvieren und nur dadurch ist man auch berechtigt, am Willensbildungsprozess in einer Gemeinde teilzunehmen.
Wichtig an diesem Konzept ist, dass jeder mudschtahid die Auffassungen eines Kollegen jederzeit in Frage stellen kann und auch darf (!). Nur Gott und der 12. Imam können die strittigen Fragen endgültig klären, aber bis zu ihrer Rückkehr darf darüber gestritten werden bzw. der Widerspruch wird sogar als Teil des Funktionierens des Systems angesehen, denn alles ist bloß ein vorläufiges Ergebnis, welches daher immer offen bleibt...
Nach 1979 hat man versucht diese Revidierbarkeit abzuschaffen, aber nachdem mehrere sehr alte Groß-Ayatollahs in kurzer Folge gestorben waren, hat sich viel Widerstand geregt, mit dem Ergebnis, dass sich Khamenei als primus inter pares erklärt hat, sodass es wieder eine Vielfalt an Rechtsansichten gibt, die ja auch ihrer Tradition entspricht.
Es gibt zwar nach wie vor Abstufungen, denn das Wort eines Groß-Ayatollahs hat schon mehr Gewicht als das eines Dorf-Mullahs. Nur darf man das trotzdem nicht mit dem Papst verwechseln (der angeblich unfehlbar ist). Ein Gläubiger kann sich aussuchen in welcher Frage er einem Ayatollah folgt oder nicht.
Meiner Meinung nach sind die Schiiten die Hegelianer des Islams. Das Konzept des Idschithad ist ein sehr anspruchsvolles und ist eine "gute" Basis für differenziertes Denken ebenso wie für Wissenschaft. Das erklärt vllt auch, warum sie vergleichsweise so offen und wissbegierig sind und auch eine Frau als Nobelpreisträgerin in Mathematik hervorbringen können, während in Saudi Arabien sogar eine Frau auf dem Fahrrad eine "Identitätskrise" auslösen kann...
Die Erläuterungen oben habe ich gekürzt aus "Du Monds Handbuch Islam" wiedergegeben. Musste mir das reinziehen, da ich mich durch 1.400 Jahre Arabische Geschichte durchgeackert habe und deswegen Kenntnisse über den Islam auch erforderlich waren.
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