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US-News

Good Trouble lebt – Wie das Vermächtnis von John Lewis Amerikas Straßen zurückerobert
Es war kein Tag der Giganten, sondern der Vielen. Kein Marsch mit großen Reden, sondern ein Aufbruch in kleinen Gruppen, dezentral, kreativ, entschlossen. Und doch waren es in manchen Städten auch die Massen, die sich bewegten. Am 17. Juli, genau fünf Jahre nach dem Tod von John Lewis, gingen in den USA Zehntausende auf die Straße – unter dem Motto, das der Bürgerrechtler selbst geprägt hat: „Good Trouble Lives On.“ In Metropolen wie Chicago, Atlanta, Minneapolis, Sacramento und Los Angeles kamen über 10.000 Menschen zusammen – vereint im Protest gegen Donald Trumps Politik, im Gedenken an Lewis, und in der Hoffnung, dass seine Vision nicht verblasst. Es war ein Tag des stillen Aufbegehrens, der bunten Schirme, der alten Lieder und der neuen Zuversicht. Und es war ein Tag, an dem sichtbar wurde, dass Widerstand nicht laut sein muss, um gehört zu werden – aber manchmal eben doch.

 
Abschied vom sozialen Gewissen – Wie Trumps Wohnungspolitik mehr als eine Million Kinder im Stich lässt
Es beginnt mit einem Satz, so lapidar wie vernichtend: „HUD assistance is not supposed to be permanent.“ Es ist Juni 2025, als Scott Turner, Wohnungsbauminister unter Donald Trump, diesen Satz im US-Kongress ausspricht. Ein Satz, der die jahrzehntelange soziale Mission des amerikanischen Staates infrage stellt. Ein Satz, der mehr als eine Million Kinder zu Kollateralschäden eines ideologischen Feldzugs erklärt. Und ein Satz, der in seinem schlichten Duktus eine politische Zeitenwende markiert: weg vom Schutz, hin zur Strafe. Was Turner im Rahmen der Haushaltsanhörung präsentierte, war keine ökonomische Notwendigkeit, sondern eine Absichtserklärung. Die staatliche Wohnbeihilfe solle, so seine Forderung, auf zwei Jahre begrenzt werden. Danach: Schluss. Keine Verlängerung, keine Einzelfallprüfung, kein Rückhalt für jene, die es in dieser Zeit nicht geschafft haben, sich auf dem freien Wohnungsmarkt zu etablieren. Eine Frist wie ein Urteil. Dabei sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Die USA befinden sich inmitten einer eskalierenden Wohnungskrise. Mieten steigen, Sozialwohnungen verschwinden, ganze Landstriche kennen kaum noch bezahlbaren Wohnraum. Für Millionen Familien ist staatliche Unterstützung die letzte Rettung vor Obdachlosigkeit. Und nun droht ausgerechnet diese Lebensader gekappt zu werden. Betroffen wären nicht nur städtische Brennpunkte, sondern auch ländliche Regionen, Vorstädte, ehemalige Industriezentren. Betroffen wären nicht nur Erwachsene, sondern vor allem Kinder. Wer verstehen will, was auf dem Spiel steht, muss sich das Leben von Havalah Hopkins anschauen. Sie lebt im US-Bundesstaat Washington, arbeitet in wechselnden Jobs bei Firmenfeiern, kirchlichen Caterings, wann immer es etwas zu tun gibt. Ihre Wohnung kann sie sich nur dank HUD-Unterstützung leisten. 450 Dollar zahlt sie pro Monat, das sind etwa 30 Prozent ihres Einkommens. Der Marktpreis in der Region liegt bei über 2.400 Dollar. Für Hopkins ist ihre Wohnung kein Luxus, sondern ein Bollwerk: gegen die Gewalt der Vergangenheit, gegen die Willkür der Gegenwart. Und nun droht auch dieser letzte Schutzraum zu fallen.

 
Ein Ort namens Ochopee – Wie Alligator Alcatraz Millionen verschlingt, Menschen quält und dafür sehr gut belohnt und bezahlt
Es war eine jener Akten, die zuletzt für die Öffentlichkeit gedacht waren. Kein Pressetext, kein Tweet, kein Transparenzportal. Nur eine nüchterne Beschaffungsdatei, intern verteilt zwischen Behörden und Auftragnehmern – versehen mit Stundenlöhnen, Summen und Funktionen. Wir konnten sie sichern. Durch Recherchen, gezielte Anfragen und Kontakte zu Menschen, die sich der Wahrheit verpflichtet fühlen. Jetzt liegt sie vor. Und mit ihr ein verstörendes Abbild staatlicher Prioritäten im Jahr 2025. Dokumentiert wird der Personalbedarf im ICE-Abschiebezentrum von Ochopee, Florida – intern geführt als „Alligator ICE Facility“, unter Gegner:innen längst bekannt als Alligator Alcatraz. Die Adresse: 54575 Tamiami Trail, Ochopee, mitten in den Everglades. Der Auftrag: ausgestellt am 10. Juli 2025 durch Floridas Notfallbehörde DEM, adressiert an Critical Response Strategies LLC, im Gesamtwert von 78.525.978 US-Dollar. Der Zweck: die Bereitstellung von Personal zur Verwaltung, Kontrolle, Aufsicht und Eingliederung. Die Realität: ein bezifferter Apparat zur systematischen Zermürbung von Menschen. Und es ist ein lukrativer Apparat. Ein CO Captain – also ein leitender ICE-Vollzugsbeamter – verdient laut Vertrag bis zu 78 Dollar pro Stunde in Überstunden. Das ergibt eine Einzelsumme von 5.690.880 Dollar. Ein:e Intake Supervisor kommt mit regulären und Überstunden auf knapp 1 Million. Selbst für Tätigkeiten wie Badge Admin – die Verwaltung von Dienstausweisen – werden Stundenlöhne von 57 Dollar angesetzt. Und für Plans Review – eine kaum näher definierte Planprüfungsrolle – wurden 1.480.000 Dollar für 1.000 Arbeitsstunden veranschlagt. Das entspricht 185 Dollar pro Stunde. Gegenübergestellt: Lehrer:innen/Sozialarbeiter:innen in Florida. Sie verdienen zwischen 20 und 28 Dollar die Stunde, oft weniger. Sie lehren, fördern, retten. Im System von Ochopee hingegen wird festgehalten, überprüft, klassifiziert. Und das zu Tagessätzen, bei denen jede Berufung auf Haushaltsnöte zur Farce wird.

 
Ein Satz, ein Zorn – Wie Kristi Noem die Angst vor ICE zum Schweigen bringen will
Es war ein Moment, der wie ein Schnitt durch die politische Rhetorik fuhr – kühl, abwehrend, entschieden. „Don’t you dare ever say that again“ – wage es nie wieder, so etwas zu sagen. Mit diesen Worten reagierte Kristi Noem, Trumps Heimatschutzministerin, auf die Frage eines Reporters, dessen Publikum mehrheitlich latino sei und sich, wie er sagte, vor Abschiebungen durch ICE fürchte – weil „viele Menschen allein wegen ihrer Hautfarbe ins Visier geraten sind“. Noems Blick blieb hart, ihr Ton eisig. Was sie lieferte, war keine Antwort – es war ein Tadel. Keine Auseinandersetzung – sondern eine Zurückweisung. In einer anderen Zeit, in einem anderen Land, hätte ein solcher Einwurf vielleicht eine Diskussion ausgelöst. Eine Debatte über strukturelle Benachteiligung, über Racial Profiling, über die Verantwortung von Behörden in einem vielsprachigen, vielhäutigen Amerika. Doch nicht unter Trumps Regentschaft – und schon gar nicht unter einer Ministerin, die ihr Amt als Schutzschild gegen Kritik versteht. Noem, die sich gerne als patriotische Frontfrau eines neuen Nationalgefühls inszeniert, sprach nicht für die Betroffenen. Sie sprach gegen sie – und für eine Regierung, die lieber beruhigt als beleuchtet.

 
Ein Angriff mit Ansage – Wie Trump den Sturz von Jerome Powell plant und an den Grenzen der Verfassung scheitert
Es ist der wohl brisanteste Machtkampf im Inneren des amerikanischen Finanzsystems – und einer, der mit jeder Woche an Schärfe gewinnt: Donald Trump, zurück im Weißen Haus, sucht offen nach Wegen, den Vorsitzenden der US-Notenbank Jerome Powell aus dem Amt zu entfernen. Doch was auf den ersten Blick wie ein kalkulierter Schachzug gegen steigende Zinsen und eine angeblich „trumpfeindliche“ Geldpolitik wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als institutionelles Pulverfass. Denn der Versuch, Powell vorzeitig zu entlassen, könnte nicht nur einen juristischen Flächenbrand auslösen – er würde auch das Grundprinzip der Unabhängigkeit der Federal Reserve auf eine Weise infrage stellen, wie es die Vereinigten Staaten noch nie erlebt haben.

 
Ein frommer Krieger – Wie aus Vance Boelter ein christlicher Attentäter wurde
Es gibt Geschichten, die sich dem Verstehen entziehen – und doch geschrieben werden müssen. Die Geschichte von Vance Boelter ist eine solche. Ein Mann, der einst im ländlichen Minnesota für seine Freundlichkeit ausgezeichnet wurde und Jahrzehnte später durch das Feuer eines Sturmgewehrs zwei Menschen tötete und zwei weitere schwer verletzte. Was in diesen Jahren geschah, lässt sich nicht auf eine Formel bringen. Aber es zeigt, wie Glaube kippen kann, wie Hoffnung sich verhärtet – und wie aus religiöser Inbrunst tödlicher Wahn wird.

Boelter wuchs in der Kleinstadt Sleepy Eye auf, Sohn eines Baseballtrainers, selbst sportlich, beliebt, höflich. Im Jahr 1985 beginnt er sein Studium in St. Cloud, probiert sich im College-Baseball, scheint den klassischen amerikanischen Weg zu gehen. Doch irgendetwas gerät aus der Spur. Er trifft auf eine evangelikale Gruppe außerhalb des Campus, verkauft sein Hab und Gut – inklusive Baseballschläger –, zieht sich zurück und erklärt seine Kommilitonen für verloren. Der junge Mann, der eben noch ein normaler Student war, predigt plötzlich in einem Zelt im Park. „Er war wie hypnotisiert“, erinnert sich ein Mitstudent. Was folgt, ist eine Lebensreise, die an eine religiöse Odyssee erinnert – durch Institute, Kirchen, Business-Ideen, Kontinente. In Dallas studiert Boelter am bibeltreuen „Christ for the Nations Institute“, später kehrt er zurück nach Minnesota, heiratet, zieht fünf Kinder groß – mit Namen wie Faith, Hope und Joy. Die Familie zieht mehrfach um, Boelter arbeitet in Wurstfabriken, bei Gerber, Del Monte, gründet Sicherheitsfirmen, kauft alte Kirchen, verkauft sie weiter, plant ein Hilfsprojekt im Kongo. Er predigt dort, tanzt, fällt auf die Knie, weint. Aber nichts hält, nichts trägt dauerhaft. Die Mission, die Erfüllung, die Größe – sie bleiben aus.

 
„Im Würgegriff der Politik – Warum Amerikas Bauernhöfe untergehen“
Es sind nicht nur die Zinsen. Nicht nur die Saatgutpreise, nicht nur der fehlende Regen. Es ist ein stilles Beben, das durch die ländlichen Regionen der USA zieht – ein strukturelles Beben, das Familienfarmen ins Wanken bringt, Existenzen zerreißt und eine jahrhundertealte Kultur in den Ruin treibt. Neue Zahlen der Universität von Arkansas zeigen, wie dramatisch sich die Lage im Verborgenen zuspitzt: Über 250 Farmen meldeten zwischen April 2024 und März 2025 Insolvenz nach Kapitel 12 an – ein Notmechanismus für landwirtschaftliche Betriebe, der einst als Rettungsleine gedacht war. Jetzt ist er zum Normalfall geworden. Im ersten Quartal 2025 verdoppelte sich die Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr. Achtundachtzig Höfe mussten allein in diesen drei Monaten aufgeben. Für Ryan Loy, Agrarökonom an der Universität, ist das mehr als ein statistischer Ausreißer. „Was wir hier sehen, ist ein landesweites Warnsignal“, sagt er. „Die finanziellen Belastungen erinnern zunehmend an die Krisenjahre 2018 und 2019.“ Damals wie heute: steigende Kosten, sinkende Erträge, politische Instabilität.

 
Amerikaner lachen über Europäer, dass sie "Hate Speech"-Gesetze haben, die Europäer hätten kein Recht auf freie Rede - und zum größten Teil sind diese Gesetze auch wieder abzuschaffen. Wie werden sie wohl reagieren, nachdem Trump nun nochmal eine Zeitung/ein Nachrichtenportal verklagt?
 
Amerikaner lachen über Europäer, dass sie "Hate Speech"-Gesetze haben, die Europäer hätten kein Recht auf freie Rede - und zum größten Teil sind diese Gesetze auch wieder abzuschaffen. Wie werden sie wohl reagieren, nachdem Trump nun nochmal eine Zeitung/ein Nachrichtenportal verklagt?
Naja, ist nicht so einfach, weil Trumpltier da eine eigene "Bewegung" hat. Und da fehlt was und wollen auch nicht haben:

:maga:
 
Was man in Deutschland nicht weiß – Die vergessenen Amerikaner
Veronica Taylor lebt in einem Haus aus Holz auf einem Hügel in McDowell County, West Virginia. Kein Arzt weit und breit, kein Bus, kein Taxi, kein Netz. Das Internet kennt sie nur vom Hörensagen. Einen Computer hat sie nie besessen – und wüsste auch nicht, wie man ihn einschaltet. Sie ist 73 Jahre alt, kann nicht mehr Auto fahren und verlässt ihr Haus nur selten. Wenn sie Glück hat, findet sich jemand, der sie zum Supermarkt fährt. Der Weg dauert eine Stunde, vielleicht mehr. Wenn sie Pech hat, bleibt sie daheim – wo es warm ist, wenn die Heizung anspringt, und leise, wenn keiner ruft.

Seit Jahren kämpft sie sich durch das, was vom amerikanischen Sozialstaat übrig ist. Doch nun soll sie etwas tun, das ihr unmöglich erscheint: Ab dem 31. März 2025 verlangt die Trump-Regierung von allen Sozialleistungsbeziehern, dass sie ihre Identität entweder online oder persönlich in einem weit entfernten Büro bestätigen. Ein Anruf genügt nicht mehr. Und E-Mail? Viele Menschen in ihrer Gegend haben keine – und selbst wenn sie wollten, würde es nichts nützen: In vielen Tälern von McDowell County gibt es schlicht kein Internet. Veronica sitzt an einem Tisch im Seniorenzentrum der Stadt. Vor ihr: grüne Bohnen, Mac’n’Cheese und frittierter Fisch. Um sie herum andere Rentner, viele älter als sie. „Wenn das der einzige Weg ist, wie ich das machen kann – wie soll ich das denn machen?“, fragt sie. Und ihre Stimme ist nicht trotzig, sondern ruhig. Wie eine Tatsache. „Ich würde nie irgendetwas erledigt bekommen.“

 
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