Lorne Malvo
Biden 2020
Hillary hat bei dieser Debatte ihre ganze politische Kunst und Fähigkeit in ihrer nahezu 30 jähriger Laufbahn in der Politik gezeigt und unterstrich dass sie im Vergleich zu Trump mehr Erfahrung bei den Debatten (Gerichtsverfahren), bei der Kontrolle des Auftritts und im direkten Duell schlicht gewiefter ist. Beide haben mich aber persönlich nicht vom Hocker gehauen und kamen wieder mit gewohnten Phrasen daher. Hillary mit dem Öl, TTIP oder Iran. Fand vor allem folgende Aussage amüsant "when i became secretary of state, Iran was weeks away from having enough nuclear material to form a bomb".
Trump völlig von der Rolle. Sehr kurios auch die Erwähnung dass sein zehnjähriger Sohn talentiert für die Informatik sei, keine Ahnung was er damit bezwecken wollte. Komisch fand ich allerdings, das Trump nicht Clintons Affären und "Achillesfersen" wie den Fall Benghazi oder die Clinton Foundation erwähnt hat. Vielleicht ein taktisches Manöver für die nächste Runde?
Naja, wobei man sagen muss, dass in Umfragen vor einigen Jahren Clinton bei Republikanern noch extrem beliebt war. Sie hat in Umfragen gegen jeden potentiellen republikanischen Kandidaten zweistellig, und teilweise sogar sehr weit zweistellig geführt, und selbst in Staaten wie Texas. Da es damals auch sehr absehbar war, dass Clinton die demokratische Kandidatin werden wird, haben die Republikaner sehr früh angefangen eine Schmutzkampagne gegen eine Politikerin aufzuziehen, die nicht mal ein Amt ausübt. Diese Schmutzkampagne hat auf allen Fronten angegriffen (Benghazi, Emails, Gesundheitszustand, Clinton Foundation, Trump macht nun dazu noch Bill Clinton's Affären zum Wahlkampfthema), war teilweise begründet, aber größtenteils lächerliche Anschuldigungen und Verschwörungstheorien. Opfer solcher großen republikanischen Schmutzkampagnen sind zuvor nur Bill Clinton und Obama geworden. Clinton wird von den Republikanern also schon seit Jahren wie ein Präsident behandelt, was schon Bände spricht. Jedenfalls hat das dann dazu geführt, dass Clinton bereits 2014 bei den "favorability"-Ratings in den negativen Bereich gerutscht ist (zwei Jahre zuvor war sie noch bei +20, zum Vergleich Obama ist die meiste Zeit bei +5 bis +10), und 2016 bereits bei -20 steht. Die Schmutzkampagne war also ein voller Erfolg. Ich halte Clinton dennoch für sehr qualifiziert für das Amt.
Trump ist eindeutig ein Egomane. Er ist kein superkalkulierendes Genie, welches den krankhaften Narzissten bloß spielt. Er plant nicht Hundert Schritte voraus, sondern schießt immer aus der Hüfte und betreibt dann Schadensbegrenzung. Er ist auch eindeutig ein Rassist, er wird ständig von allen möglichen Seiten kritisiert, geschieht das aber von Seiten einer ethnischen Minderheit (wie bspw. bei der Familie Khan, oder bei dem mexikanischen Richter) dreht er immer durch. Gleiche aggressive Reaktionen sieht man auch bei Kritik von Frauen, wodurch er auch einen eindeutigen Sexismus zeigt. Zudem ist er mehr Schauspieler, als Unternehmer. Zum Milliardär haben ihn TV-Gagen gemacht, und nicht sein Immobiliengeschäft. Er spielt mehr den Immobilienmogul, als dass er wirklich einer ist. Solche krankhaften Egomanen sind aber auch ziemlich verlässlich steuerbar. In 1 vs 1 Debatten geht es v.a. darum den Gegner zu steuern. Clinton hat das vorzüglich geschafft und konnte alle Attacken schnell und effektiv beenden, während Trump mit Clintons Angriffen überhaupt nicht zurecht gekommen ist. Jetzt könnte man glauben, Trump wird aus seinen Fehlern lernen und in Zukunft besser vorbereitet sein, aber Trump als krankhafter Narzisst wird sich eher einreden, dass er die Debatte in Wahrheit gewonnen hat, und alle die was anderes behaupten Teil einer großen Verschwörung sind.
Die Umfragen werden nach der Debatte vermutlich Richtung Clinton wandern, womit sie klar in Führung gehen wird. Das bedeutet für Trump, dass er jetzt Risikos eingehen muss, wenn er noch eine Chance im November haben möchte. Risikos eingehen bedeutet aber auch mehr Angriffsfläche für Clinton. Ich würde also erwarten, dass Clinton die nächsten Debatten sogar eher noch stärker dominieren wird.