Hysterie um Fifa: Ablenkungsmanöver der USA
Ein klassisches Verhalten eines Hysterikers – gerät man in eine ausweglose Situation, muss eine noch schlimmere kreiert werden. Das zeigt sich am Beispiel der Fifa-Affäre. Sie lenkt die Aufmerksamkeit von einem anderen Skandal ab – die Ausspähung von 400.000 Objekten in Europa durch die USA in Kooperation mit dem Bundesnachrichtendienst.
Mit den Vorwürfen der US-Justiz gegen die Fifa-Beamten sollen die Fußballfans aufgebracht werden, die in der Regel keine Kenntnis von den Einzelheiten haben.
Medial wird der Skandal um die angebliche Korruption im Weltfußball so ausgeschlachtet, dass die Aufmerksamkeit von weit wichtigeren Themen abgezogen wird.
Für die Europäer gibt es ein wichtiges Thema, das in einem indirekten Zusammenhang mit der Fifa-Affäre steht. Bundestagsabgeordnete forderten von Kanzlerin Angela Merkel die Offenlegung der Liste mit mehr als 400.000 Telefonnummern, E-Mail-Adressen in Deutschland, Frankreich, Österreich und vielleicht auch anderen Ländern, die seit vielen Jahren ausgespäht wurden. Damit befassten sich die deutschen und US-amerikanischen Geheimdienste. Die Opposition im Bundestag stellte das Ultimatum, alle Geheimnisse bis zum 8. Juni offenzulegen. Der Supergau in diesem Skandal wäre das Auseinanderbrechen der Koalition, der Rücktritt Merkels, Neuwahlen u.a.
In dieser Situation reist US-Präsident Barack Obama zum G7-Treffen in Deutschland — kurz vor Ablauf des Ultimatums. Die Staats- und Regierungschefs müssten sich unangenehmen Fragen der europäischen Bürger in Bezug auf die Souveränität ihrer Länder gegenüber den USA gefallen lassen.
In Russland wird man sich denken, dass man zum Glück nicht mehr zu den G-7 gehört.
Die Amerikaner demonstrierten erneut, wie sie mit Korruptionsvorwürfen weltweit Unruhe stiften können.
2010 sorgten die USA mit der Spionageaffäre um Anna Chapman kurz vor Obamas Reise zu einem Gipfeltreffen in Sankt Petersburg im Herbst für Schlagzeilen.
Es wird interessant zu sehen, welchen Nutzen die US-Justiz aus der Festnahme der Fifa-Funktionäre in der Schweiz ziehen wird. In der „Washington Post“ stellt man sich die Frage, warum die Amerikaner in Europa versuchen, Korruptionsfälle in einer internationalen Organisation aufzudecken, die kaum Verbindungen mit den USA hat (die USA sind keine Fußballnation).
Laut der Rechtsexpertin Jessica Tillipman muss eine Straftat zum Teil in der amerikanischen Gerichtsbarkeit begangen worden sein. Es könnte sich beispielsweise um ein Telefongespräch handeln, bei dem einer der Gesprächspartner in den USA war. Oder einen Besuch in den USA. Oder eine E-Mail-Adresse, deren Nachricht über einen US-Server geht. Weil die Fifa verwandte Organisationen in Florida und eine Vertretung in Miami hatte… Also wenn man eine E-Mail an jemanden in Asien oder Afrika schreibt (beispielsweise mit den Worten: „Ich mag die USA nicht“) und sie über einen US-Server läuft, reicht das aus, um…?
So gesehen ist das eine interessantere Geschichte als das Bespitzeln der Europäer durch die Amerikaner. Es ist unklar, ob es sich für die Amerikaner lohnen wird, die Europäer von der Spähaffäre abzulenken.
Der „Washington Post“-Artikel endet mit den Worten: „Die USA haben vielleicht nicht die interessanteste Geschichte in Bezug auf den Fußball, doch wenn es um Muskelspiele in der internationalen Arena geht, sind wir gewöhnlich die Champions“.
Jetzt kommt es darauf an, ob sich die Europäer von diesen Muskeln in den kommenden Wochen beeindrucken lassen.
Hysterie um Fifa: Ablenkungsmanöver der USA / Sputnik Deutschland - Nachrichten, Meinung, Radio