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Ferdydurke
Guest
1.) Kollektivschuld oder meinetwegen kollektive Verantwortung besagt ja wohl nur, dass man auch als Gruppe zu dem steht, was die Gruppe unternommen hat bzw. was im Namen der Gruppe getan wurde. Und das ist für mich allein schon ein Gebot des Anstands.
2.) Selbstverständlich kann man intern differenzieren.
3.) Selbstverständlich kann die Tätergruppe um Individuen, die eigenhändig Schuld auf sich geladen haben, erweitert werden.
4.) Welche Vorurteile? Dass die Deutschen im Namen ihrer eigenen Nation einen Völkermord begangen haben an Menschen, die sie als Angehörige einer feindlichen, minderwertigen Gruppe definiert haben, ist eine historische Tatsache, kein Klischee.
5.) Wenn es keine kollektive Verantwortung gibt, kann jeder denkfaule Rotzlöffel sagen, dass er selber mit dem Holocaust nichts zu tun hat und deswegen seine Ruhe haben will von diesen ollen Kamellen.
Kollektivschuld ist ein Konstrukt aus der psychologischen Kriegsführung, kein feststehender Begriff. Und eine Menge von Leuten, die vom Holocaust persönlich betroffen waren, haben ihn bewußt NICHT benutzt, sondern von historischer Schuld, moralischer Mitverantwortung o.ä. gesprochen. Warum? Weil sie ja den Krieg in Deutschland erlebt und überlebt hatten, und nicht in amerikanischen Büros. Und deshalb die ganze Bandbreite- wenn du als versteckter Jude (wie z.B. Giordano) die Bombardierung Hamburgs überlebst, wirst du sie nicht in dem gleichen Maße als berechtigte Maßnahme gegen ein kollektiv schuldiges Volk betrachten, wie von den USA aus. und wenn du auch nur deshalb überlebst, weil dich anständige Menschen versteckt haben. Kollektivschuld belastet alle gleichermaßen, und dass wird der Situation nicht gerecht, und ist auch überhaupt nicht hilfreich- weder für eine Diskussion, noch für eine Beurteilung. Wenn es eine kollektive Schuld gibt, dann sind ja alle gleich schuld, dass entlastet auch die Haupttäter und belastet Menschen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten eben doch anständig verhalten haben.