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Was war euer Opa?

Mein einer Opa ist als Gastarbeiter gekommen er hat in Berlin ein eigenen Gemueseladen gehabt und hat es irgendwann aufgegeben und ist dann zurueck in die Tuerkei und mein anderer Opa weiss ich nicht was er gemacht hat hab ihn nie gefragt.:D
 
Meine Grossväter sind beide 1919 geboren und gemeinsam in die Grundschule gegangen... Kamen aus verschiedenen Dörfern aber früher da ging man locker 2h zu Fuss zur Schule...

Der Grossvater väterlicherseits wuchs als Halbwaise mit seiner Mutter, Cousine (auch Halbwaise) und ihrer Mutter gemeinsam in sehr ärmlichen Verhältnissen auf... Sein Vater wurde ermordet als er erst 5 Jahre alt war, weil er einen Cousin seiner Familie warnte (Blutrache).... Er war ein Kettenraucher aber mit Ü 90 gesünder als wir jungen alle Zusammen... Er sah exakt wie mein Vater aus jedoch immer mit mürrischem Gesichtsausdruck... lächeln habich ihn nur gesehen wennich ihm diese Kekse mit Marmeladenfüllung kaufte :haha: ... er war nicht gerne unter Leuten... mein Cousin und ich durften uns jedoch immer auf seine Picknickdecke unter den Apfelbäumen dazugesellen als wir älter waren.. er mochte Kinder nicht so sehr... er war stets fair und mischte sich nie in die Angelegenheiten anderer ein... er behandelte auch die Frauen seiner Söhne immer sehr freundlich... Deshalb mochte ihn eigentlich jeder obwohl er nicht gerade ein Sonnenschein war.... als junger Mann war er Partisane und er war auch politisch aktiv.... war auch mal Gemeindspräsident.... Er trug zeitlebens einen Plis (Albanischer Hut)...

Meine Grossmutter väterlicherseits war eine sehr dominante Frau die eigentlich die ganze Familie zusammenhielt.... Sie war Analphabetin weil sie nie zur Schule geschickt wurde.. Das war den Jungs damals vorbehalten vorallem bei 10 Kindern konnte man sich die Schule wohl auch nicht leisten... selbst meine Tanten und Vater mussten sich 1 Bleistift und einen Notizblock teilen... der Bleistift wurde in 5 Stücke geteilt und pro Tag gabs ein Blatt aus dem Notizheft erzählte mir meine Tante letztens.... Meine Grossmutter auf jedenfall war der Mittelpunkt der Familie... Wenn was angeschafft werden musste für den Hof dann war sie Ansprechperson... Sie war sehr fleissig und vorausschauend... Sie war immer sehr witzig und gesellig und sprach Dinge aus die sich andere nicht trauten... Mit ihr rumzuhängen war besser als jedes Konzert.. sie sang nämlich auch gerne und wirklich gut...

Mein Grossvater mütterlicherseits wuchs auch als Halbwaise auf.. Sein Vater starb bei einem Unfall und danach lebte die Familie noch ärmer als der Durchschnitt, seine Mutter kam aus Nordalbanien... Er wurde von Beruf Polizist... Ich habe nur 1 Bild von ihm gesehen damals in Uniform... optisch kommen meine Mutter und ich ganz nach ihm... Er starb anfang der 80er an einem Herzinfarkt... Zeitlebens war er gern für sich und mochte es nicht unter Leuten zu sein.. Er war ein sehr liebevoller Vater, sensibler und sanftmütiger Mensch hiess es.... Als Partisane war er einige Zeit Kriegsgefangener in Deutschland... er habe nie viel erzählt von sich aber diese Zeit muss ihn wohl stark geprägt haben erzählte meine Grossmutter...

Meine Grossmutter mütterlicherseits kam in Peja 1923 zur Welt... sie wuchs sehr wohlhabend auf und konnte eine Privatschule besuchen und später selber Lehrerin werden... Sie sprach neben albanisch noch fliessend italienisch, serbisch, ein wenig englisch und ein wenig französisch... Als sie eine Zeitlang bei der Post gearbeitet hat, hat sie meinen Grossvater kennengelernt den sie einige Jahre später heiratete... Sie lebte also für ihre Zeit ein eher unübliches Leben... Ihre Familie bestand aus Winzern und Goldschmied/Händlern... Meine Mutter erzählte dass die Kinder im verarmten Dorf riesen Augen machten als ihre Onkel mit dem Auto angereist zu Besuch kamen.. Damals hatte kaum jemand ein Auto, erst recht nicht in dem Dorf meines Grossvaters dass übrigens auch von vielen Serben bewohnt war... Meine Grossmutter war eine sehr gläubige Christin... sie war immer auf zack und jeder liebte sie... selbst die Nachbarskinder die nicht mal verwandt waren kamen sie täglich besuchen... Sie lief mit über 70 mit gebrochenem Arm mehrere Kilometer in die Stadt zum Einkaufen als wäre es nichts, schmiss den Haushalt und hielt das Haus alleine in Schwung da alle Kinder im Ausland waren... sie schrieb gerne seitenlange Briefe ... habe sie nie jammern gehört... Schon als Kind war sie in vielerlei Hinsicht mein Vorbild... Für sie gab es kein "Lieblingskind"... sie mochte jedem gleich gerne und behandelte nie jemanden mit Sonderrechten... sie hatte von morgens bis abends ein lächeln im Gesicht ....

Mögen sie in Frieden ruhen...
 
Meine Grossväter habe ich ja gar nicht erwähnt. Wie witzig. :lol: Also, wenn es jemanden interessiert:

Mein Grossvater väterlicherseits war wie viele seiner Generation Gastarbeiter. Arbeitete zuerst überall in Mazedonien, dann in Kroatien und später in Slowenien. Hat Alkohol geliebt. :lol: Als junger Mann kam er in Köln zum ersten Mal in Kontakt mit dem Westen, ging mit seinem Bruder und einigen Verwandten dorthin. Blieb aber nicht lange und bekam ein Gastarbeitervisum für die Schweiz. Hier war er Zeit seines Lebens auf der Baustelle tätig und später vollführte er noch einen Karrierewechsel zu einem CNC-Mechaniker. Heute geht es ihm gesundheitlich nicht so gut...wegen seiner Alkoholliebe ist sein vererbtes Diabetes sehr schlimm geworden...

Meine Grossmutter väterlicherseits ist eigentlich eine gewöhnliche albanische Grossmutter, die gerne kocht, gerne tratscht und gerne telefoniert. :D In Mazedonien hatte sie einen riesigen Haushalt zu führen und musste für ihre Schwager alles machen: ihre Wäsche waschen, sie bekochen, etc. Ihre muslimisch-mazedonische Schwiegermutter war dabei nicht ganz ein einfacher Mensch, sie war sehr streng und schaute auf jede Kleinigkeit. In der Schweiz wurde meine Grossmutter Fabrikarbeiterin. Heute muss sie meinen Grossvater versorgen...ihr Leben wird also nicht leichter.

Mein anderer Grossvater (mütterlicherseits) hatte ein etwas spannenderes Leben. Er musste als Ältester zwar sehr früh seine Familie mitversorgen – weil sein Vater eben nur ein Bein hatte. Arbeitete in vielen Städten Mazedoniens, Serbiens, Bosniens und Herzegowinas, Kroatiens und Sloweniens. Sein erstes Mal im Westen war, als er den Zug von Trieste nach Mailand und in den Schweizer Kanton Wallis nahm. Am Genfersee suchte er nach Arbeit – jedoch erfolglos. Später wurde er durch Verwandte auf eine Job-Ausschreibung aus Australien aufmerksam. Er ging mit Freunden nach Genua, stieg auf ein riesiges Arbeiterschiff und war zwei, drei Wochen auf See. Das Schiff hielt in Barcelona, Dakar und Durban, bevor es den Indischen Ozean überquerte und Sydney als endgültiges Ziel in Australien erreichte. Mein Grossvater ging dann mehrmals nach Australien, um für ein paar Monate bis Jahre als Fabrikarbeiter, Minenarbeiter, Gärtner, Werksarbeiter und Schreiner zu arbeiten. Er war in Sydney, Wollongong, Melbourne, Canberra, lange Zeit in Perth und auch in Port Hedland. Für seine Zeit und unsere Region war er also schon einer, der viel herumgekommen und herumgereist war. Für mich sind seine Geschichten aus Australien immer noch faszinierend, auch wenn sie sich mittlerweile manchmal wiederholen. Ich höre ihm gerne zu. :D Er ist sehr stolz auf mich, da ich der erste und bisher einzige der Familie mit einem Hochschulabschluss bin. Mich nervt es manchmal, wenn er das stetig erwähnt, aber ich weiss nun, dass das eigentlich sein eigener Wunsch war, sein Weg aber schon sehr früh für immer fremdbestimmt wurde...

Meine Grossmutter mütterlicherseits ist bekanntlich Bosniakin aus Zenica. :D Während eines Arbeitseinsatzes in ihrem Dorf hat sie meinen Grossvater kennengelernt und er hat sie sogleich mit nach Mazedonien genommen...^^ Sie hat nur drei Jahre die Schule besucht, aber hat fast perfekt Albanisch gelernt und hat sich kontinuierlich im Lesen verbessert. Sie ist eine frohe Natur und liebt es seit eh und je montags auf dem Markt zu «shoppen». Vornehmlich Paprika, Tomaten und Kohlenkraut. :lol: Sie hatte auch ein sehr hartes Leben als junge Frau und musste noch mehr Leute als meine andere Grossmutter versorgen. Im Dorf meines Grossvaters gab es lange Zeit kein fliessendes Wasser, die Leute mussten jedes Mal beim Brunnen oberhalb am Berg Wasser holen gehen. Harte Arbeit und wenig Lebensgenuss also, das totale Gegenteil von heute...
 
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