Meine Grossväter habe ich ja gar nicht erwähnt. Wie witzig.
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Also, wenn es jemanden interessiert:
Mein Grossvater väterlicherseits war wie viele seiner Generation Gastarbeiter. Arbeitete zuerst überall in Mazedonien, dann in Kroatien und später in Slowenien. Hat Alkohol geliebt.
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Als junger Mann kam er in Köln zum ersten Mal in Kontakt mit dem Westen, ging mit seinem Bruder und einigen Verwandten dorthin. Blieb aber nicht lange und bekam ein Gastarbeitervisum für die Schweiz. Hier war er Zeit seines Lebens auf der Baustelle tätig und später vollführte er noch einen Karrierewechsel zu einem CNC-Mechaniker. Heute geht es ihm gesundheitlich nicht so gut...wegen seiner Alkoholliebe ist sein vererbtes Diabetes sehr schlimm geworden...
Meine Grossmutter väterlicherseits ist eigentlich eine gewöhnliche albanische Grossmutter, die gerne kocht, gerne tratscht und gerne telefoniert.
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In Mazedonien hatte sie einen riesigen Haushalt zu führen und musste für ihre Schwager alles machen: ihre Wäsche waschen, sie bekochen, etc. Ihre muslimisch-mazedonische Schwiegermutter war dabei nicht ganz ein einfacher Mensch, sie war sehr streng und schaute auf jede Kleinigkeit. In der Schweiz wurde meine Grossmutter Fabrikarbeiterin. Heute muss sie meinen Grossvater versorgen...ihr Leben wird also nicht leichter.
Mein anderer Grossvater (mütterlicherseits) hatte ein etwas spannenderes Leben. Er musste als Ältester zwar sehr früh seine Familie mitversorgen – weil sein Vater eben nur ein Bein hatte. Arbeitete in vielen Städten Mazedoniens, Serbiens, Bosniens und Herzegowinas, Kroatiens und Sloweniens. Sein erstes Mal im Westen war, als er den Zug von Trieste nach Mailand und in den Schweizer Kanton Wallis nahm. Am Genfersee suchte er nach Arbeit – jedoch erfolglos. Später wurde er durch Verwandte auf eine Job-Ausschreibung aus Australien aufmerksam. Er ging mit Freunden nach Genua, stieg auf ein riesiges Arbeiterschiff und war zwei, drei Wochen auf See. Das Schiff hielt in Barcelona, Dakar und Durban, bevor es den Indischen Ozean überquerte und Sydney als endgültiges Ziel in Australien erreichte. Mein Grossvater ging dann mehrmals nach Australien, um für ein paar Monate bis Jahre als Fabrikarbeiter, Minenarbeiter, Gärtner, Werksarbeiter und Schreiner zu arbeiten. Er war in Sydney, Wollongong, Melbourne, Canberra, lange Zeit in Perth und auch in Port Hedland. Für seine Zeit und unsere Region war er also schon einer, der viel herumgekommen und herumgereist war. Für mich sind seine Geschichten aus Australien immer noch faszinierend, auch wenn sie sich mittlerweile manchmal wiederholen. Ich höre ihm gerne zu.
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Er ist sehr stolz auf mich, da ich der erste und bisher einzige der Familie mit einem Hochschulabschluss bin. Mich nervt es manchmal, wenn er das stetig erwähnt, aber ich weiss nun, dass das eigentlich sein eigener Wunsch war, sein Weg aber schon sehr früh für immer fremdbestimmt wurde...
Meine Grossmutter mütterlicherseits ist bekanntlich Bosniakin aus Zenica.
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Während eines Arbeitseinsatzes in ihrem Dorf hat sie meinen Grossvater kennengelernt und er hat sie sogleich mit nach Mazedonien genommen...^^ Sie hat nur drei Jahre die Schule besucht, aber hat fast perfekt Albanisch gelernt und hat sich kontinuierlich im Lesen verbessert. Sie ist eine frohe Natur und liebt es seit eh und je montags auf dem Markt zu «shoppen». Vornehmlich Paprika, Tomaten und Kohlenkraut.
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Sie hatte auch ein sehr hartes Leben als junge Frau und musste noch mehr Leute als meine andere Grossmutter versorgen. Im Dorf meines Grossvaters gab es lange Zeit kein fliessendes Wasser, die Leute mussten jedes Mal beim Brunnen oberhalb am Berg Wasser holen gehen. Harte Arbeit und wenig Lebensgenuss also, das totale Gegenteil von heute...