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Kindererziehung: Homosexuelle Paare - Studie entkräftet Vorurteile - Nachrichten Politik - Deutschland - WELT ONLINE
Eine Studie über Kinder in gleichgeschlechtlichen Beziehungen widerlegt viele Vorurteile. Für Brigitte Zypries sind die Ergebnisse "ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur vollen Anerkennung homosexueller Partnerschaften". Doch die rechtliche Situation bleibt vor allem für männliche Paare schwierig.
„Die machen die Jungs dann weibisch und die Mädchen zu Männerhassern.“ Solche Sprüche müssen sich gleichgeschlechtliche Paare nicht selten gefallen lassen, wenn es um die Frage geht, ob sie Kinder erziehen sollen.
Doch an solchen Vorurteilen ist nichts dran das zeigt die neue Studie, die sich mit dem Leben von Kindern in sogenannten Regenbogenfamilien in Deutschland beschäftigt hat. Sie wurde von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) am Donnerstag vorgestellt.
Foto: dpa Eine Studie beweist, dass Vorurteile gegen die Kindererziehung von homosexuellen Paaren unbegründet ist.
Jungen und Mädchen, die bei zwei Männern oder Frauen leben, finden ihre herkömmlichen Geschlechterrollen sehr wohl. „Im Vergleich zu anderen Kindern verhalten sie sich sogar jungen- und mädchenhafter“, sagt Marina Rupp vom Institut für Familienforschung der Universität Bamberg, wo die Studie in dreijähriger Arbeit erstellt wurde. Darüber hinaus zeichnet diese Kinder ein signifikant höheres Selbstwertgefühl aus als Kinder in normalen Partnerschaften.
Der Grund für diese Ergebnisse sei nicht, so die Wissenschaftlerin, dass sich die Kinder ständig für ihre Eltern verteidigen müssten. Die meisten werden wegen deren sexueller Orientierung nämlich nie diskriminiert. Zumindest sagen dies 63 Prozent der Eltern und 53 Prozent der Kinder. Wenn, dann handelt es sich um Hänseleien. Krasse Außenseiter-Erfahrungen gibt es in der Regel nicht. Freilich führe die durchaus als solche wahrgenommene Sonderrolle in der Gesellschaft dazu, dass in Regenbogenfamilien früh Fragen der Identität thematisiert würden, weiß Rupp zu berichten.
Daraus erwächst offenbar ein starkes Bewusstsein für die eigene Geschlechtsidentität als Junge oder Mädchen. Dass Jungen, die bei Männern aufwachsen und Mädchen, die bei Frauen aufwachsen ihrerseits automatisch homosexuell würden, verweist die Studie in den Bereich der Mythen.
Homosexuelle Partnerschaften mit Kindern in Zahlen
2200 Kinder wachsen derzeit in Deutschland in einer sogenannten Eingetragenen Lebenspartnerschaft auf. „Die Ergebnisse der Untersuchung sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur vollen gesellschaftlichen und rechtlichen Anerkennung homosexueller Paare“, sagt Brigitte Zypries. Die SPD-Politikerin geht von rund 16.000 Kindern in gleichgeschlechtlichen Beziehungen aus. 2200 von ihnen leben in eingetragenen Lebenspartnerschaften, die auch von den Schwulen und Lesben gerne als „Homo-Ehen“ bezeichnet werden. Für die Untersuchung standen 693 dieser Familien Rede und Antwort.
Ein auffallendes Merkmal der Paare ist, dass sie eine weit über dem Durchschnitt der Bevölkerung liegende Bildungsquote auszeichnet. 45,4 Prozent haben Hochschul- oder Fachhochschulabschluss, im Durchschnitt aller Eltern sind es lediglich 19,1 Prozent.
Meist sind es lesbische Paare, die Kinder großziehen – oft ihre eigenen. Männerpaare, die mit Kindern leben, bilden nach wie vor die absolute Ausnahme; was auch mit der Rechtslage zu tun hat. Das Adoptionsrecht bevorzugt die klassische Vater-Mutter-Beziehung und es gewährt zwei Männern oder Frauen in einer „Homo-Ehe“ kein gemeinsames Sorgerecht für ein fremdes Kind. Während sich viele Lesben durch künstliche Befruchtung – für die sie meist ins Ausland müssen – den Kinderwunsch erfüllen, können Männer einzig den schwierigen Adoptionsweg gehen. Wenn das Paar hingegen mit einem leiblichen Kind lebt, können Stiefvater oder -mutter ohne große Probleme bereits jetzt das „kleine Sorgerecht“ erhalten.
Ein allgemeines Adoptionsrecht gibt es für gleichgeschlechtliche Paare nicht. Brigitte Zypries will es seit langem und wiederholte ihre Forderung vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Studie erneut. Gegen dieses Recht ist die Union. SPD, Grüne und FDP würden eine Gesetzesänderung mittragen.
Die Grünen werfen der Justizministerin nun vor, die Studie zu lange unter Verschluss gehalten zu haben – ein grüner Gesetzesvorstoß zum Adoptionsrecht wurde von Union und SPD zuletzt abgelehnt. „Wenn die Veröffentlichungspolitik des Bundesjustizministeriums es nicht verhindert hätte, hätten die Parlamentarier auch in Kenntnis der Studie abstimmen können“, heißt es bei den Grünen. Das Justizministerium verweist darauf, dass sich die Prüfung der Ergebnisse hingezogen habe. Das sei ganz normal. Auch mit dem Wahlkampf habe die Vorstellung zum jetzigen Zeitpunkt nichts zu tun, behauptet Zypries.
Die Zahl der Kinder, deren Eltern in nicht eingetragenen gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben, ist weitaus höher. Sie liegt bei 16.000. 46,6 Prozent der Kinder stammt aus früheren heterosexuellen Beziehungen, 45,2 Prozent aus künstlicher Befruchtung in einer aktuellen homosexuellen Beziehung. Lediglich acht Prozent sind Pflege- oder Adoptivkinder. In 94,5 Prozent der Fälle lebt die Mutter des Kindes mit einer anderen Frau in einer Lebenspartnerschaft. Sind die Kinder aus der aktuellen Beziehung, handelt es sich zumeist um Kinder aus „künstlicher Befruchtung". In 52 Prozent dieser Fälle hat die Partnerin das Kind bereits adoptiert, in vielen Fällen ist eine „Stiefkindadoption" geplant. Bei 49 Prozent der Kinder liegen Informationen über den anderen leiblichen Elternteil vor. Der Großteil der Kinder, die den anderen Elternteil kennen, steht auch im Kontakt zu diesem (74 Prozent). Die Mehrheit der Kinder sieht keine bedeutenden Unterschiede, die sich für sie aus dem Zusammenleben mit gleichgeschlechtlichen Eltern ergeben. 79 Prozent der befragten Kinder finden es „voll und ganz" in Ordnung, mit gleichgeschlechtlichen Eltern zusammenzuleben. 47 Prozent der Kinder berichteten von Diskriminierungen aufgrund der Konstellation in ihrem Elternhaus. 16 Prozent der Kinder geben an, dass sie häufig von anderen beschimpft oder ausgeschlossen werden. 69 Prozent der Kinder sprechen mit ihren Eltern über diese Erfahrungen. 66,5 Prozent der Kinder in Lebenspartnerschaften sind Einzelkinder. 45,1 Prozent der befragten Eltern haben einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss (gegenüber 19,1 Prozent im Durchschnitt aller Eltern).