Hallo
Achilles erinnerte mich an etwas mit seinem Beitrag:
Fakten:
Ein beträchtlicher Teil der Türken ist griechischstämmig.
Ein beträchtlicher Teil der Griechen ist türkischstämmig.
(So, wie auch ein beträchtlicher Teil der Griechen albanisch-, walachisch-, italienisch- und slawischstämmig ist.)
(Und so, wie auch ein beträchtlicher Teil der Türken albanisch-, bosnisch-, armenisch-, arabisch-, georgisch- und kurdischstämmig ist.)
Gleichzeitig gilt:
Griechenland sieht all seine Bürgerinnen und Bürger als Griechinnen bzw. Griechen (siehe Artikel 4 der griechischen Verfassung; Quelle:
https://en.wikisource.org/wiki/Constitution_of_Greece).
Die Türkei sieht ebenfalls all ihre Bürgerinnen und Bürger als Türkinnen bzw. Türken. Sie tut dies nicht in der extremen Form wie Griechenland, nichtsdestotrotz sieht man auch in der türkischen Verfassung, dass in allen Artikeln von der «türkischen Nation» die Rede ist. Artikel 66 der Verfassung beschreibt zudem, dass jede und jeder türkische Staatsangehörige/r eine Türkin bzw. ein Türke ist. Eine «Minderheit» ist also auch hier ausgeschlossen. (Quelle:
https://en.wikisource.org/wiki/Constitution_of_the_Republic_of_Turkey)
Ich habe jetzt diesbezüglich 2 Fragen an das Forum:
Gibt es überhaupt «wahre» Türken und Griechen?
Wieso sind gerade die türkische und griechische Nation mit ihren jeweiligen Minderheiten so brutal umgegangen?
Der Fokus gilt auf die Griechen und Türken, nicht, weil ich Zwietracht zwischen beiden Gruppen säen will. Sondern, weil ich dies besonders interessant finde in Verbindung mit ihren jeweiligen langen Nationalgeschichten. Letztendlich ist nämlich niemand ein «wahrer» Albaner, Serbe oder Kroate. Jede und jeder hat einen Migrationshintergrund, ob die vorherige Generation oder 100 Generationen vorher. Aus diesem Grunde halte ich ja auch das Phantasiegebilde der Nation für obsolet und relativ unbedeutend. Auch finde ich interessant, dass besonders diese zwei Staaten in Südosteuropa mit ihren Institutionen ihren Minderheiten ihre Sprache, Kultur und Geschichte aufzwingen wollten. Es fand also eine jahrzehntelange staatliche/institutionelle Diskriminierung statt. So etwas Ähnliches gab es übrigens auch in Serbien, wenn wir schon in Südosteuropa sind, aber immerhin kann man bei den meisten Serben davon ausgehen, dass sie eine «genetische Kontinuität» besitzen und nicht so «vermischt» sind wie Türken und Griechen.
Südosteuropäische Staaten, die diesbezüglich als Vorbilder dienen könnten, wie man mit nationalen Minderheiten umgehen sollte, sind (heute) übrigens Albanien, Mazedonien, der Kosovo, Montenegro, Bosnien-Herzegowina (von aussen erzwungen), Kroatien und auch Rumänien.