[h=1]Die Gene der Phönizier[/h]Wenigstens ein Junge in jeder Schulklasse von Zypern bis Tunis stammt in direkter Linie von phönizischen Händlern ab. Das antike Volk steuert ein circa sechsprozentiges genetisches Erbe zu unserer modernen Gesellschaft bei.
orschern ist es gelungen, das genetische Erbe der Phönizier aufzuspüren – eines 3000 Jahre alten Volkes. Kann nun endlich mittels geografisch-genetischer Analyse die Lücke in der Geschichtsschreibung der antiken Kultur geschlossen werden?
Es gibt viele ungeklärte Fragen. Unter anderem, wo genau der Weg jener Seefahrer und Händler verlief, deren Reich einst an der östlichen Mittelmeerküste erstand. Schriftliche Quellen die Rückschlüsse erlauben, sind nicht überliefert.
Obwohl das Reich der Phönizier mit dem Sieg der Römer im zweiten Jahrhundert vor Christus versank, profitieren wir noch heute von den wirtschaftlichen und kulturellen Errungenschaften. So hinterließen uns die Phönizier die Urform des europäischen Alphabets. Und auch die Rezeptur für die Farbe Purpur stammt von ihnen. Mit der Herstellung von Purpur wurden die geschäftstüchtigen Händler damals reich und berühmt. Die Griechen nannten sie „Phoinikes“, die Roten.
Die Phönizier kontrollierten den Handel im gesamten Mittelmeerraum für annähernd eintausend Jahre, und sie gelten daher bis heute als die ersten Kapitalisten unserer Welt. Mit ihrem außerordentlichen Geschäftssinn errichteten sie ihr gigantisches Handelsimperium mit Niederlassungen und Kolonien im gesamten Mittelmeerraum. Sie siedelten sich entlang der ganzen Mittelmeerküste an und gründeten Kolonien von Zypern über Sizilien, bis Spanien, Portugal und Nordafrika. Weltbekannt ist die phönizische Kolonie Karthago im heutigen Tunesien.
Die Träger phönizischer Gene
Ein weltweites Forschernetzwerk suchte nach Auffälligkeiten in der Gensignatur der Phönizier, ausgehend von ihren Siedlungs- und Wandergebieten im heutigen Libanon und in Syrien. Sie untersuchten Reste von Skeletten. Die Forscher bewegten sich auf ihrer Suche nach Genmaterial von der libanesischen bis zur spanischen Küste und vom Küstengebiet Tunesiens bis zu dem von Italien. Ihre computergestützte Genanalyse ergab, dass viele Männer, die heute in Gebieten leben, wo sich einst Phönizier niedergelassen hatten, die typischen Gensignaturvarianten der Haplogruppe J2 besitzen. Anhand der männlichen DNA-Strukturen wiesen sie nach, dass sich weit verstreute Bevölkerungsschichten rund um das Mittelmeer die Gensignatur der Phönizier teilen.
Die Gensignatur der meisten Menschen lautet: TGCTTTACTTA.
Die derjenigen mit phönizischer Abstammung: TGCTTGACTTA.
Anstelle der Thymin-Base findet sich bei den am Projekt teilnehmenden männlichen Blut- oder Speichelprobenspendern die Base Guanin an der Position M172. So beschreibt es Chris Tayler-Smith vom Wellcome Trust Sanger Institute in Cambridge in der Studie des „Geographic scientist“, die im „American Journal of Human Genetics“ erschien.
Die Spur in die Vergangenheit
Es gab bisher keinen Plan, der das Ausmaß der phönizischen Wanderungen dokumentiert. Mit der geografisch-genetischen Analysemethode haben die Wissenschaftler nun eine einzigartige Möglichkeit gefunden, einen solchen Plan zu erstellen. Das ungewöhnliche Volk hat ein exaktes Wandermuster in Form genetischer Fußabdrücke in seinen Nachfahren hinterlassen. „Als wir mit der Arbeit begannen, wussten wir absolut nichts über die Genetik der Phönizier“, sagt Tyler-Smith. „Unser einziger Ansatzpunkt war die Geschichte: Wir wussten, wo die Phönizier hinzogen. Diese simple Information reichte, das verschwundene Volk zu verfolgen – und zwar mithilfe moderner Genetik.“ „Die phönizischen Wanderungen, von denen einige Hunderte von Jahren dauerten, haben ein genetisches Erbe hinterlassen, das bis in unsere moderne Zeit fortdauert“, sagt Daniel Platt vom IBM Computational Biology Center. Und Harvard-Genetiker Spencer Wells, Leiter des Genographic-Projekts, fasst die Zukunftsmöglichkeiten so zusammen: „Es ist möglich, feine Details der phönizischen Wandermuster aufzuspüren, und wir glauben, dass wir – und die Wissenschaftler der Zukunft – durch die Analysemethode, bisher unentdeckte genetische Fußabdrücke auch in anderen Regionen der Welt enthüllen können.“
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Die Seevölker
Der Begriff Seevölker wird als Sammelbezeichnung für die in ägyptischen Quellen des Neuen Reichs erwähnten „Fremdvölker“ verwendet, die zu Beginn des 12. Jh. v. Chr. nach Berichten von Ramses III. zur ernsten Bedrohung für Ägypten wurden. Wahrscheinlich handelt es sich um die gleichen Kräfte, die in dieser Zeit – nach neuen Vermutungen 1192 v. Chr.[SUP][1][/SUP] – Ugarit angriffen. Auch für eine Reihe weiterer Zerstörungen und Umwälzungen im östlichen Mittelmeergebiet werden diese Völker oft verantwortlich gemacht.
Der Angriff der Seevölker veranlasste Ramses III. in seinem 8. Regierungsjahr (1180 v. Chr.) zu folgendem Bericht:
„(15) Ich [Ramses III] schütze es [Ägypten], (16) indem ich (für es) die Neunbogen abwehre. Die Fremdländer vollzogen alle zusammen die Trennung von ihren Inseln. Es zogen fort und verstreut sind im Kampfgewühl die Länder auf einen Schlag. Nicht hielt irgendein Land vor ihren Armeen stand; und die Länder von Ḫatti, Qadi, Qarqemiš, Arzawa, (17) und Alasia an waren (nun) entwurzelt auf [einen Schlag]. Es wurde ein Lager aufgeschlagen an einem Ort im Inneren von Amurru. Sie vernichteten seine Leute und sein Land, als sei es nie gewesen. Sie kamen nun, indem die Flamme vor ihnen bereitet war, vorwärts gegen Ägypten, ihre Zwingburg (?). (18) Die plst, ṯkr, šklš, dnjn und wšš, verbündete Länder, legten ihre Hände auf alle Länder bis ans Ende der Welt; ihre Herzen waren zuversichtlich und vertrauensvoll: Unsere Pläne gelingen.“
– Auszug aus der Inschrift im Totentempel des Ramses III. in Medinet Habu[SUP][3]
[/SUP][h=2]Verlauf des „Seevölkersturms“[/h]
Zur See operierende Völker schlossen sich mit zu Lande agierenden Völkern zu einer Koalition zusammen und zerstörten im östlichen Mittelmeergebiet viele Städte und Reiche. Die letzte Korrespondenz aus Ugarit spricht von verlustreichen Kämpfen des hethitischen Herrschers im Bereich der Lukka-Länder. Gleichzeitig war Zypern nach den Alašija-Briefen von nicht näher bezeichneten „Feinden“ angegriffen worden, die jedoch weiterzogen. Die Flotte Ugarits wurde vom hethitischen Herrscher an der kleinasiatischen Südküste eingesetzt. Truppen Ugarits waren ins hethitische Kernland verlegt worden. Unmittelbar nach dieser Schilderung wurde das schutzlose Ugarit von See aus zerstört.
Emmanuel de Rougé schlug 1867 auf Grund der Namensähnlichkeiten folgende Identifikationen der einzelnen Stämme vor[SUP][7][/SUP]:
[TABLE="class: wikitable"]
[TR]
[TH]
Ägyptische Quellen[/TH]
[TH]
Deutung de Rougé[/TH]
[/TR]
[TR]
[TD]
Sherden[/TD]
[TD]
Sarden[/TD]
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[TR]
[TD]
Shekelesh[/TD]
[TD]
Sikuler[/TD]
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[TR]
[TD]
Touresh[/TD]
[TD]
Etrusker[/TD]
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[TR]
[TD]
Ekwesh[/TD]
[TD]
Achäer[/TD]
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[TR]
[TD]
Lukka[/TD]
[TD]
Lykier
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[TR]
[TD]
Denyen[/TD]
[TD]
Danäer[/TD]
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[TR]
[TD]
Weshesh[/TD]
[TD]
Osker[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]
Tjekker[/TD]
[TD]
Teukrier[/TD]
[/TR]
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