Eisschmelze in der Arktis "Folgenreicher als die Euro-Krise"
                                 28.08.2012, 11:27                                                     
                        
             US-Wissenschaftler warnen: Die Eisfläche auf dem Arktischen  Ozean ist auf Rekord-Niveau abgeschmolzen. Ursache ist offenbar der vom  Menschen verursachte Klimawandel. Experten zeigen sich erschüttert von  den neuen Daten.                      
Das Meereseis im 
Arktischen Ozean  ist auf Rekord-Niveau abgeschmolzen, melden US-Wissenschaftler. Die  Eisfläche ist ihnen zufolge in diesem Sommer bereits auf eine Flächevon  4,09 Millionen Quadratkilometer zurückgegangen. Das sei 
der tiefste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen durch Satellitenaufnahmen 1979, teilte das 
National Snow and Ice Data Center  (NSIDC) an der Universität von Colorado, USA, mit. In den kommenden  Wochen dürfte das Eis noch weiter schmelzen, warnen die Fachleute.
		
		
	
	
Das Eis im Polarmeer bedeckt im Winter normalerweise eine Fläche von  mehr als 15 Millionen Quadratkilometern, schmilzt im Sommer und nimmt ab  Mitte September wieder zu.
                         Die Ursache dafür, dass das Eis jetzt weit mehr als üblich schmilzt, ist 
Ted Scambos vom NSIDC zufolge der durch den Menschen verursachte 
Klimawandel. Neben den 
Treibhausgasen  gebe es auch natürliche Ursachen, wie einen Sturm, der im August Teile  der Eisdecke zum Schmelzen gebracht habe, sagt Scambos. Dies sei jedoch  die einzige meteorologische Besonderheit, die eine Rolle gespielt habe.
                         Bislang lag der Tiefstwert im September 2007 bei 4,17 Millionen  Quadratkilometern. Damals waren allerdings auch alle meteorologischen  Bedingungen für eine starke Schmelze vereint, erklärte Mark Serreze,  Direktor des Datenzentrums. Trotzdem sind diesmal fast 70.000  Quadratkilometer mehr geschmolzen als vor fünf Jahren.
                         Anfang der 1980er Jahre betrug die arktische Eisbedeckung noch  etwa sieben Millionen Quadratkilometer. In den vergangenen Jahren wurden  vermehrt Hitzerekorde gemessen. So zählten 13 der vergangenen 15 Jahre  zu den wärmsten seit Beginn der Messungen überhaupt. Die dramatische  Eisschmelze, die seit 2007 alljährlich mit Ausnahme eines Jahres im  Nordpolarmeer zu beobachten sei, zeige ein Muster, dass nur durch den  Klimawandel erklärbar sei.
                         Der jetzt erreichte Rekordwert sei ein "wesentlicher Schritt" hin zu einer Zeit, in der es in der 
Arktis im Sommer keine signifikante Meereisdecke mehr geben werde, sagte Nasa-Wissenschaftler 
Waleed Abdalati.  "Warum uns das Sorgen machen sollte? Weil dieses Eis ein wichtiger  Faktor bei der Entstehung der Klima- und Wetterbedingungen war, unter  denen die moderne Gesellschaft sich entwickelt hat", so Abdalati.
                         Eine geringere Eisausdehnung begünstigt die Erderwärmung, da  weniger Sonnenlicht vom Eis reflektiert und so mehr Hitze im Ozean  gespeichert wird. Die globale Erwärmung kann wiederum zu einem weiteren  Schmelzen des Polareises führen. Auch hilft das Meereis im Arktischen  Ozean, die Temperaturen im Süden zu regulieren.
                         Eine in diesem Jahr 
im Fachmagazin Geophysical Research Letters veröffentlichte Studie  zeigte Zusammenhänge zwischen der Schmelze des arktischen Meereises und  extremen Wetterphänomenen wie Dürren, Hochwasser sowie Kälte- und  Hitzewellen auf.
                         Geradezu erschüttert zeigte sich die Autorin dieser Studie, 
Jennifer A. Francis  von der Rutgers University in New Jersey, angesichts der neuen Daten.  "Es ist selbst für Menschen wie mich kaum zu glauben, dass unsere  schlimmsten Befürchtungen eintreffen", 
sagte sie der New York Times. "Um die Wahrheit zu sagen, lässt mich das erschauern."
                                   Auch 
Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung stellt 
auf seiner Website  fest: "Tatsächlich dürften die Ereignisse in der Arktis sich  langfristig als wesentlich folgenreicher für uns alle erweisen als die  meisten der derzeit in den Medien sehr breit diskutierten Themen,  einschließlich der Euro-Krise."
Eisschmelze in der Arktis - "Folgenreicher als die Euro-Krise" - Wissen - sueddeutsche.de