Toter türkischer Rocker-Boss
Aygün Mucuks Aufstieg zu einem der mächtigsten Hells Angels
Die türkische Strömung innerhalb der Hells Angels verliert mit Aygün Mucuk ihren Anführer. Der Tod des Gießener Charter-Chefs könnte den internen Konflikt in dem Rockerclub weiter anheizen.
Von Henning Steiner (hr-iNFO)
Aygün Mucuk war ein machtbewusster Rocker. Einer, der Konflikte und Provokationen nicht scheute. Der zu wissen schien, wie er seine Interessen gegen die mächtigen Frankfurter Altrocker, die Traditionalisten innerhalb der Hells Angels, durchsetzen konnte. Nun ist er tot. Aygün Mucuk starb mit 45 Jahren durch mehrere Kugeln auf dem Gelände seines eigenen Clubhauses in Wettenberg-Wißmar bei Gießen, für das er lange gekämpft hatte.
Aygün Mucuk wollte immer ein Hells Angel ein. Und er wollte Einfluss. Als Chef des Gießener Schlägertrupps "Brigade 81" unterstützte er zunächst das Hells-Angels-Charter Westend bei Revierkämpfen im lukrativen Frankfurter Bahnhofsviertel.
Mucuk galt da noch als enger Vertrauter von Walter B. Der Kahlkopf mit Szene-Namen "Schnitzel-Walter" war bis zum Verbot des Charters Westend Präsident dieser Ortsgruppe. Bis heute zählt er zu den mächtigsten Hells Angels Deutschlands.
Schon 2014 wurde auf ihn in Frankfurt geschossen
Auch Aygün Mucuk wollte mehr Macht. Sein Traum: selbst Präsident sein. Präsident eines eigenen Hells-Angels-Charters in Gießen. Doch als er 2014 diese Pläne vorantreibt, ist es vorbei mit der Freundschaft mit seinen Kollegen. "Schnitzel Walter" und seine Frankfurter Altrocker sprechen ein Veto aus.
Die sogenannten Traditionalisten im Rockerclub wollen dieses neue Charter nicht. Der Streit eskaliert am 2. Juli 2014. Ein wütender Aygün Mucuk will die Altrocker im Katana Club in der Frankfurter Innenstadt zur Rede stellen. Doch schon vor der Tür fallen Schüsse. Mucuk wird mehrfach in die Brust getroffen.
Dass er diesen Angriff überlebt, macht Aygün Mucuk nur noch bedeutender in der Welt der Rocker. Das Krankenhaus verlässt er mit freiem Oberkörper. Fotos seiner bandagierten Schusswunden gehen durch die Presse. Eine Inszenierung. Eine Demonstration der Stärke. Der Rocker-Anführer will damit sagen: Seht her, selbst Kugeln können mich nicht stoppen.
Erstes ausländisches Charter auf deutschem Boden
Seine Pläne für ein eigenes Charter setzt Aygün Mucuk nach der Schießerei unbeirrt fort. In dieser Situation erweist er sich als geschickter Strippenzieher. Er sichert sich die Unterstützung und den Schutz ausländischer Hells-Angels-Gruppen. Mit ihrer Hilfe kommt er Ende November 2014 ans Ziel seiner Träume: Aygün Mucuk eröffnet sein eigenes Clubhaus in Wettenberg-Wißmar.
Für die deutschen Hells Angels ist das eine schallende Ohrfeige. Mucuk schafft eine Parallelstruktur. Denn seine Ortsgruppe mit Namen "G-Town" nennt sich nicht etwa "G-Town Deutschland". Stattdessen steht "G-Town Luxemburg - Turkey" auf dem großen Schild in Rot-Weiß, den Farben der Engel. Das erste ausländische Charter auf deutschem Boden.
Von da an scheint es nach außen hin ruhiger zu werden im Konflikt zwischen Altrockern und Aygün Mucuks sogenannten Jungen Wilden. Intern aber brodelt es zwischen den Anhängern beider Strömungen weiter.
Inszenierung einer Versöhnung bei Box Night in Offenbach
Am 5. Juni 2015 ist der Konflikt sogar Thema des "Hells Angels World Officer Meetings" in Griechenland. Ergebnis: Aygün Mucuk bekommt das, was er will. Der Schiedsspruch der Chef-Konferenz der Rocker lautet: Aus dem Charter "G-Town Luxemburg - Turkey" wird das deutsche Charter "Hells Angels Giessen". Und: Der türkischen Strömung werden zwei weitere deutsche Charter versprochen. Aygün Mucuks Macht wächst und wächst.
Seinen wohl größten Auftritt hat der aufstrebende Boss Ende Februar dieses Jahres. Die Gießener Hells Angels haben zur Box Night in die Stadthalle Offenbach geladen. Alles, was Rang und Namen hat in der Rocker- und rockerähnlichen Szene, ist dabei.
Es ist ein Kuttentreffen der besonderen Art. Gut gelaunt und begleitet von Kameras begrüßt Aygün Mucuk seine Gäste persönlich draußen vor der Halle. Es ist sein Abend. Selbst "Schnitzel Walter" adelt ihn mit seinem Besuch. Er kommt als einer der letzten Gäste und hat ausgerechnet Jürgen F. im Schlepptau - den Mann, der Mucuk knapp zwei Jahre zuvor vor dem Katana Club niederschoss. Doch an diesem Abend fällt kein böses Wort. Die Rocker wollen nur ein Signal aussenden. Und das heißt: Wir haben keine internen Konflikte mehr.
Wieder Schießerei in Frankfurt
Dass es hinter den Kulissen im Milieu doch nicht ganz so friedlich zugeht, zeigt einige Wochen später die Schießerei am Vatertag nahe der Frankfurter Hauptwache. Wieder sollen interne Streitigkeiten der Hells Angels der Auslöser gewesen sein.
Der Verdacht liegt nahe, dass auch der Tod Aygün Mucuks auf das Konto des internen Rocker-Streits geht. Der 45-Jährige wurde auf dem Gelände seines Clubhauses getötet - mitten in seinem Revier, wo nicht jeder einfach so hineinspazieren kann.
Sollte sich bestätigen, dass wieder einmal Hells Angels auf einen Hells Angel geschossen haben, drohen weitere Auseinandersetzungen. Aygün Mucuk hatte nach Erkenntnissen der Polizei viele Gefolgsleute. Dass sie den Tod ihres Präsidenten einfach so hinnehmen, ist kaum zu erwarten.
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Man muss seine Taten nicht gut heißen aber das angaschmo das er für die türkische btw ausländische kommunity gezeigt hat ist unbezahlbar.
Allah rahmet eylesin mekanin cennet olsun kanka