Ich lese das nicht nur, ich kenne auch jemanden persönlich, die als Deutsche in der Schweiz der Diskriminierung ausgesetzt war. Das ging so weit, dass sie dort ihre Arbeitsstelle gekündigt hatte und nach Deutschland zurückgewandert ist. Sie war im Übrigen keine einfache Aushilfskraft, sondern studiert und hat einen Anspruchsvollen Bürojob in einem Privatunternehmen gemacht. Ihre Diskrimierung rührte aufgrund ihrer Herkunft, wie sie mir selbst gesagt hat.
Ja, so eine Antwort habe ich in etwa erwartet.
Du kennst jemanden? Ich habe soeben gezählt und bin auf exakt 21 zugewanderte Deutsche gekommen, die ich hier kenne. Zwei von denen hatten schon aufgrund ihrer Herkunft negative Erfahrungen gemacht. Ich arbeite selbst mit Deutschen zusammen. Alle kennen diese angebliche Diskriminierung von Deutschen nur aus den Medien.
Aber auch in deutschen Medien wird diese Problematik immer wieder thematisiert. Nicht zuletzt wurde sogar die bekannte amerikansiche Talkmasterin Operah Winfrie in der Schweiz diskriminiert. Wenn selbst vor einer solchen bekannten Persönlichkeit kein Halt gemacht wird, dann will ich mir doch gar nicht vorstellen, wie es für den einfachen Migranten aussieht.
Ja ja, deutsche Medien. Die Sache mit Oprah kennt ja offensichtlich nur eine Seite. Die Seite der betroffenen Verkäuferin, welche sich dazu geäussert hat, interssiert ausserhalb der Schweiz offensichtlich niemanden. Sie ist ja auch nicht so berühmt. Das Oprah dasselbe auch schon in Paris wiederfahren sein soll, sie aber von den Franzosen aber (und nicht nur von denen) als unerhört arrogante Zicke bezeichnet wurde, interessierte auch niemanden. Selbst der Shitstorm, der sich wegen der "Täschligate"-Sache in ihrer Heimat über sie ergoss (von ihren eigenen Landsleuten, die sie doch so sehr lieben, intiiert), blieb ausserhalb der Schweiz ebenfalls unbeachtet.
Ich kenne alle diese Aritkel in deutschen Zeitungen. Kennst du auch die andere Seite?
Auch das wurde schon lange widerlegt. Das Interesse an der Widerlegung war aber nicht einen Bruchteil so gross, wie das Interesse am vermeintlichen Verbot selbst.
Deutschland ist bei weitem nicht so ausländerfeindlich wie die Schweiz. Oder kannst du dir jemals vorstellen, dass es in der Schweiz jemals Moscheen mit Minaretten geben wird, wie es sie in Deutschland gibt (nur mal so als Beispiel) ?
In der Schweiz gibt es Moscheen mit Minaretten. In Genf und in Zürich z.B.. Und was glaubst du, wie das Resultat wäre, wenn die Deutschen selbst über ein Minarettverbot abstimmen könnten? Na?
Grundsätzlich hast du exakt die Antwort geliefert, die ich erwartet habe. Ich will da auch gar nicht gross darüber diskutieren. Aber so viel möchte ich noch loswerden, weil ich weiss, dass du intelligent und gebildet bist und dir darüber Gedanken machen wirst:
Die Schweiz ist eine direkte Demokratie, aber genau das haben alle Anderen offensichtlich nicht begriffen, obwohl sie es wissen. Die direkte Demokratie führt zu Entscheiden, wie sie in anderen Ländern nicht möglich sind. Das bedeutet aber nicht, dass in anderen Ländern nicht dieselben Entscheide getroffen würden, hätte man denn die Möglichkeit, darüber zu entscheiden. Beispiel Minarettverbot: das Medienecho in Deutschland war vernichtend, die Leserkommentare (in D selbst aber auch in der CH (von Deutschen geschrieben)) sprachen aber eine andere Sprache.
Und: die Schweiz ist nach wie vor ein souveräner Staat, der seine eigenen Gesetze macht. Das hat man zu akzeptieren. Wenn unser Gesetz Steuerhinterziehung und Steuerbetrug nicht gleichsetzt, und zwar in dem Sinne, als das die Steuerhinterziehung nicht als Straftat gilt, dann hat man das zu akzeptieren. Dieses Recht gilt nicht nur für Deutsche bzw. Ausländer sondern auch für die Schweizer selbst. Der Schweiz gehen so also auch etliche Steuermillionen verloren. Also von wegen Abzockerstaat! Und bevor man nun das Argument bringt, man hätte ja dafür die Steuereinnahmen der Grossbanken: die zahlen keine Steuern und das wird noch eine Weile so bleiben. Aber mit der "Kavallerie" zu drohen, was gerade aus dem Mund eines deutschen Politikers und geschierteten Kanzlerkandidaten äusserst delikat ist, und damit den Gesetzesbruch in anderen Ländern zu fordern, das ist dann ok! Wie würde denn Deutschland selbst reagieren, wenn ein anderer Staat auf dessen Gesetze scheisst? Aber in Deutschland scheint man es mit dem Gesetz ja nicht so genau zu nehmen. Immerhin bezahlt man ja für gestohlene Daten. Hehlerei in Deutschland ein Thema?
Wie du siehst (zumindest hoffe ich, dass du es sieht), gibt es immer zwei Seiten, und bevor man sich eine Meinung bildet, sollte man auch beide kennen.