Etwas irreführende Überschrift, wenn man dann das hier liesst ;-)
"Unklar bleibt, inwieweit sich der Kreml die Ideen der Autoren des Papiers tatsächlich zu Eigen gemacht hat. Bislang war in der russischen Hauptstadt gemutmaßt worden,
Malofejew habe auf eigene Faust gehandelt. Der Geschäftsmann hat Probleme mit den Behörden in Moskau, es wird gegen ihn ermittelt. Malofejew habe die Staatsmacht deshalb mit patriotischen Unternehmungen gnädig stimmen wollen, hieß es. "
Korrekt müsste es also heissen: "Russischer Oligarch entwirft Strategiepapier zur Ukraine-Krise und lanciert es über private Kontakte an den Kreml."
Ach ja, das Papier soll im Zeitraum zwischen dem 4. und 15. Februar 2014 entstanden sein - also nicht wirklich langfristig.
"Die "Nowaja Gaseta" geht davon aus, das Papier sei über Vertraute von Wladimir Putin an den Kreml-Chef herangetragen worden. Und der - so sieht es Chefredakteur Muratow -
habe es für gut befunden".
Aha. Dafür hat die "Nowaja Gaseta" aber keine Quelle, oder? ;-)
Aber trotzdem, die Achse Strelkow - Malofejew verdient nähere Beleuchtung.
Das Strelkov oder Malofejew dem Maidan Scharfschützen untergeschoben haben sollen, halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Parubij hatte dort mit seiner Miliz die vollständige Kontrolle.
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Nato-General warnt vor einer "existenziellen Bedrohung" durch Russland
http://www.heise.de/tp/artikel/44/44204/1.html
Womit klar ist, dass auich hier der Wettbewerb wieter angefacht werden soll, ohne eigene blinde Flecken zu berücksichtigen. Diese zu erhellen, um klar zu machen, inwiefern die eigene Rolle zum Gefühl der Bedrohung beiträgt und damit den Militärs Wichtigkeit zuspielt und ihrer Logik der Härte, wäre wichtig. Das zeigt sich auch hierzulande. In einem der seltenen Artikel in der SZ, die den dominierenden Wahrnehmungsrahmen ("die russische Bedrohung und nur diese") sprengt, zitiert Franziska Augstein zwei Beobachtungen der früheren Russland-Korrespondentin Krone-Schmalz.
Einmal erklärt sie, warum die Nato-Osterweiterung als Bedrohung aufgefasst werden kann.
"Schon 1993", so Krone-Schmalz, "stand dieses Thema auf der Agenda der USA." Mittlerweile sind Polen, Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, Slowakei und Slowenien, Albanien und Kroatien Mitglieder der Nato. Die Nato ist Russland und seinen Sicherheitsinteressen auf den Pelz gerückt.
Das ist zwar längst in der Diskussion, wird aber, wie Bradshaws Rede wieder einmal zeigt, bei den russischen Bedrohungsszenarien, die von Nato-Vertretern vor der Öffentlichkeit aufgebaut werden, verlässlich ausgeklammert. Das zweite interessante Zitat, das Franziska Augstein präsentiert, deutet an, wie viel Mut dazu gehört, andere Ansichten miteinzubeziehen.
"Das Tragische an dieser Sache ist", schreibt Krone-Schmalz, "dass hochrangige deutsche Politiker im persönlichen Gespräch die Nato-Osterweiterung gleich zu Beginn als den größten Fehler nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet haben. Aber es war ihnen, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich, entsprechende Zitate zu autorisieren." Sie wundert sich, warum die Leute so vorsichtig waren - in einem Land, in dem Zivilcourage doch allenthalben gepriesen wird.
http://www.sueddeutsche.de/politik/russland-unter-putin-baer-und-baerenfuehrer-1.2353641-2
Krone-Schmalz erklärt ausführlich und einleuchtend, warum das
Assoziierungsabkommen ein Fehler gewesen sei. Unter anderem erwähnt sie, dass darin "von der Vertiefung militärischer Zusammenarbeit" die Rede sei.
Sie zitiert Artikel 4 Absatz 2, der von "gemeinsamem Krisenmanagement" bei "regionalen Herausforderungen und Schlüsselbedrohungen" handelt. Dann wendet sie sich an ihre Leser: "Wie soll Russland das verstehen? Und würden Sie das in einem EU-, nicht Nato-Assoziierungsabkommen erwarten?"
Tatsache ist, dass viele Ukrainer sich der EU und den USA nahe fühlen, während viele andere Russland bevorzugen.
"EU-Kommissionspräsident
Barroso erklärte bereits im April 2011, eine Mitgliedschaft der Ukraine" in der geplanten Eurasischen Zollunion " sei mit dem EU-Assoziierungsabkommen nicht vereinbar".
Unter Boris Jelzin war Russland bekanntermaßen ein Abzockerstaat: Wer gute Verbindungen hatte und zugriff, wurde Milliardär und politisch einflussreich.
Krone-Schmalz erwähnt einen möglichen Grund, der unter Russlandkennern allerdings umstritten ist:
Einen Tag, nachdem der Putsch begonnen hatte, quittierte Putin seinen Dienst beim KGB - "zu einem Zeitpunkt", so Krone-Schmalz, "zu dem man noch nicht sicher sein konnte, wie die Sache ausgeht".
Als Präsident Russlands regierte
Putin dann aber anders als Jelzin. Im russischen Haushalt von 2002, schreibt Krone-Schmalz,
"standen zum ersten Mal die Sozialausgaben an erster Stelle. Für Ausbildung wurde nachweislich mehr ausgegeben als für die Landesverteidigung. Die Lage der Rentner wurde zur Chefsache, ebenso die pünktliche Auszahlung von Löhnen und Gehältern. Langsam aber spürbar normalisierte sich das Leben in Russland."
Schön, dass es mutige Leute gibt, die hierzulande neben der ganzen Hetze mal die Wahrheit schreiben.