
Gern geschehen
Es wird gefährlich: Zinsen, Zölle und die große Angst des Donald Trump
Trumps aggressive Zollpolitik und die hohe Inflation bedrohen nicht nur den Alltag der US-Bürger, sondern auch ihn selbst. Der US-Präsident ist in Wahrheit nervös.
Es gibt viele ökonomische Kennziffern, aber nur eine, die man nicht lesen muss, sondern auch fühlen kann: die Inflation.
Niemand (außer er arbeitet an der Wall Street) achtet auf das Potenzialwachstum, den Angst- und Gier-Index oder die Importquote. Aber alle spüren die Geldentwertung. Die Inflation ist ihrem Wesen nach eine demokratische Kennziffer, denn sie begleitet uns durch den gesamten Tag. Sie ist beim Bäcker und im Supermarkt dabei. Sie springt uns beim Tanken an, grüßt von der Rechnung im Restaurant und setzt sich mit der Stromabrechnung auch an den Küchentisch.
Ihre Transparenz nervt die Politiker, denn die Inflation wirkt in ihrer Allgegenwärtigkeit wie eine Widerrede auf das Versprechen, dass es allen bald besser geht. Aus der Wahlforschung weiß man heute: Die Inflation – nicht sein Alter – war der wichtigste Grund, warum Biden bei den Wählern durchfiel. Er hat ihr Leben teurer und damit härter gemacht. Bei einer florierenden Wirtschaft mit hoher Preisstabilität hätte der Mann im Weißen Haus womöglich noch seinen 90. Geburtstag im West Wing feiern dürfen.
Inflation: Donald Trump spielt nach den selben Regeln
Womit wir bei Donald Trump gelandet sind. Der spielt in der anderen Mannschaft, aber nach denselben Regeln. Er kann Journalisten vor die Tür setzen, Selenskyj beschimpfen, den Eliteuniversitäten das Geld entziehen oder mit China Streit anfangen. Nur das Leben der Wähler darf auch er nicht schwieriger machen. America First war das Versprechen, was seine Wähler so übersetzen: Jetzt sind wir dran.
Deshalb ist seine Zollpolitik so gefährlich für ihn. Sie verteuert die Importe und wenig später auch die Preise an der Ladentheke und im Restaurant. Apple-Chef Tim Cook ist in diesen Tagen in Washington unterwegs, um die fatalen Wirkungen dieser Politik auf den Ladenpreis des iPhones zu erklären. Eine Verteuerung würde erst die Trump-Wähler und wenig später die Apple-Bilanz treffen. Der Aktienkurs hat seit Trumps Amtsantritt (minus 11,3 Prozent) ohnehin schon Schaden genommen.
Die amerikanischen Wähler (genauso wie die Deutschen) interessieren sich nicht für abstrakte ökonomische Prinzipien, auch wenn diese vernünftig sind. Das Einhalten von Schuldenbremsen und die Reduktion von Handelsbilanzdefiziten sind akademische Größen, die im Leben von Notenbank-Gouverneuren und Chefökonomen eine Rolle spielen, aber nicht im Leben von Automechanikern, Blumenverkäufern und Grundschullehrerinnen.