Okay, das stimmt, aber ich sehe den griechischen Nationalismus mit seiner starken Beharrung auf der Geschichte weniger als den europäischen Normalfall als den Blueprint für sämtliche heute noch lebendigen Balkannationalismen, zumal der griechische im 19. Jh. der erste "erfolgreiche" Nationalismus Südosteuropas war.Schreiber schrieb:Die Griechen interessieren mich nicht so sehr wie die Mazedonier. Deren Geschichtsbild enthält zwar auch viel Geflunker, aber das bewegt sich im üblichen europäischen Rahmen. Hier was verschweigen, dort was beschönigen - unterm Strich kommen da viele Dinge zusammen, aber die Behauptung der Griechen, sie seien Nachfahren sagen wie von Homer oder sonst irgendeinem Typen ist, so fragwürdig sie am Ende sein mag, nicht so im ersten Moment verblüffend wie die mazedonische Story.
Na gut, also ich muß zuerst mal voranschicken, daß meine Ex mit ihrer Meinung nicht unbedingt für die Mehrheit geschichtlich interessierter Menschen in Mazedonien stehen muß. Ich kenne noch einige andere Geschichtsstudenten aus Mazedonien, und daß einzig verbindende, was ich bei allen gesehen hab, ist ein starkes Interesse für die "nationale Geschichte" und eine politische Abneigung gegen die Albaner. 8) Keineswegs hatten alle etwas gegen Griechen, Türken oder Slawen.Schreiber schrieb:Also kannst du ruhig ein bisschen aus dem mazedonischen Nähkästchen plaudern.
Hähä, ja, das erinnert mich wiederum ziemlich an die Schweizer, die sich so wenig als Deutsche sehen wollen, daß sie sich gerne als keltische Helveter darstellen...Schreiber schrieb:Die Theorie deiner Exfreundin erinnert mich ein wenig an die Leute, die versuchen, die Österreicher von Kelten abzuleiten, die nur von irgendwelchen faschistischen mittelalterlichen Kirchenherren oberflächlich germanophonisiert wurden.
Was meinst du mit "beeinflussen" genau?Schreiber schrieb:Übrigens, wie definierst du eigentlich die Schublade "slawisches Volk"? Heißt das nur slawischsprachig oder steckt mehr dahinter? Denn immerhin sind die slawisch sprechenden Völker zum Teil ziemlich stark von ihrer Umgebung beeinflusst worden, und zwar in jeder Beziehung.
Weiß nicht genau, aber Stefan Troebst ist auf jeden Fall einer der führendsten Südosteuropa-Historiker Deutschlands, der besonders über die nationalen Konstruktionsprozesse in der Region recht gut bescheid weiß.Schreiber schrieb:Der Text ist schonmal ganz nett, aber soweit ich weiß gibts nicht viele Bücher über diese Frage in unserer Sprache, oder?
Tja, das sehe ich auch recht "düster", genau so wie alles andere, was die Zukunft dieses Landes angeht... Aber da Albanien oder ein möglicherweise unabhängiges Kosovo für die MK-Albaner vorerst keine attraktiven Auswanderungsziele darzustellen scheinen und die gesamte Mentalität da unten noch zu sehr nationalistisch vergiftet ist, wird es wohl auch nicht so schnell zu einem konstruktiven multikulturell-staatsbürgerlichen Mit- bzw. Nebeneinander à la Schweiz, Finnland, ja sogar Belgien (trotz der Stärke des flämischen Nationalismus!) kommen...Schreiber schrieb:PS.: Wie schätzt du eigentlich die Gefahr ein, dass die Mazedonier langfristig zur Minderheit im eigenen Land werden? Die Geburtenrate der Albaner ist ja sprichwörtlich hoch.
Schiptar schrieb:...aber Stefan Troebst ist auf jeden Fall einer der führendsten Südosteuropa-Historiker Deutschlands, der besonders über die nationalen Konstruktionsprozesse in der Region recht gut bescheid weiß.
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