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Dummbatzige Angriffe, Wut & Frustrationen

Weil du dich - sofern ich das beurteilen kann - immer nur über diese mazedonischen Merkwürdigkeiten mokierst, aber nie über die nationalistischen Possen der Griechen...
 
Die Griechen interessieren mich nicht so sehr wie die Mazedonier. Deren Geschichtsbild enthält zwar auch viel Geflunker, aber das bewegt sich im üblichen europäischen Rahmen. Hier was verschweigen, dort was beschönigen - unterm Strich kommen da viele Dinge zusammen, aber die Behauptung der Griechen, sie seien Nachfahren sagen wie von Homer oder sonst irgendeinem Typen ist, so fragwürdig sie am Ende sein mag, nicht so im ersten Moment verblüffend wie die mazedonische Story.

Abgesehen davon möchte ich eigentlich keine moralische Wertung abgeben. Ich bin nur neugieriger Außenseiter und will neutral bleiben, wenn ich auch die Haltung der Mazedonier ein bisschen unklug finde.
 
Schreiber schrieb:
Die Griechen interessieren mich nicht so sehr wie die Mazedonier. Deren Geschichtsbild enthält zwar auch viel Geflunker, aber das bewegt sich im üblichen europäischen Rahmen. Hier was verschweigen, dort was beschönigen - unterm Strich kommen da viele Dinge zusammen, aber die Behauptung der Griechen, sie seien Nachfahren sagen wie von Homer oder sonst irgendeinem Typen ist, so fragwürdig sie am Ende sein mag, nicht so im ersten Moment verblüffend wie die mazedonische Story.
Okay, das stimmt, aber ich sehe den griechischen Nationalismus mit seiner starken Beharrung auf der Geschichte weniger als den europäischen Normalfall als den Blueprint für sämtliche heute noch lebendigen Balkannationalismen, zumal der griechische im 19. Jh. der erste "erfolgreiche" Nationalismus Südosteuropas war.

Schreiber schrieb:
Also kannst du ruhig ein bisschen aus dem mazedonischen Nähkästchen plaudern. :D
Na gut, also ich muß zuerst mal voranschicken, daß meine Ex mit ihrer Meinung nicht unbedingt für die Mehrheit geschichtlich interessierter Menschen in Mazedonien stehen muß. Ich kenne noch einige andere Geschichtsstudenten aus Mazedonien, und daß einzig verbindende, was ich bei allen gesehen hab, ist ein starkes Interesse für die "nationale Geschichte" und eine politische Abneigung gegen die Albaner. 8) Keineswegs hatten alle etwas gegen Griechen, Türken oder Slawen.

So, allerdings war die junge Dame, die ich näher kennenlernte, der Meinung, sie sei keine Angehörige eines slawischen Volks. Ihrer Auffassung nach waren sie, d.h. die slawophonen Mazedonier, direkte Nachfahren der antiken Makedonen, die lediglich durch die verfluchten slawischen Eroberer im Frühmittelalter kulturell überlagert worden seien.
Das mag manch einem einleuchtend erscheinen, der sieht, wie z.B. aus keltischen Bevölkerungen auf den Britischen Inseln oder in Gallien heute germanische oder romanische Sprachen angenommen haben, aber ich finde es natürlich eigenartig, warum dann ausgerechnet nur ihre Gruppe, also die slawophonen Mazedonier, die Nachfahren der Makedonen sein sollen, und nicht auch die vielen anderen ethnischen Gruppen, die man in Mazedonien im engeren wie im weiteren Sinne vorfindet...

Das war jetzt nur so ein Beispiel... Eine recht guten wissenschaftlichen Artikel darüber, wie die mazedonische nationale Geschichtsschreibung schrittweise immer mehr zu solch eigenartigen Thesen gelangt ist, findet man übrigens hier:
http://www.newbalkanpolitics.org.mk/oldsite/Issue_6/troebst.historical.deu.asp
 
Die Theorie deiner Exfreundin erinnert mich ein wenig an die Leute, die versuchen, die Österreicher von Kelten abzuleiten, die nur von irgendwelchen faschistischen mittelalterlichen Kirchenherren oberflächlich germanophonisiert wurden.

Übrigens, wie definierst du eigentlich die Schublade "slawisches Volk"? Heißt das nur slawischsprachig oder steckt mehr dahinter? Denn immerhin sind die slawisch sprechenden Völker zum Teil ziemlich stark von ihrer Umgebung beeinflusst worden, und zwar in jeder Beziehung.

Der Text ist schonmal ganz nett, aber soweit ich weiß gibts nicht viele Bücher über diese Frage in unserer Sprache, oder?
 
PS.: Wie schätzt du eigentlich die Gefahr ein, dass die Mazedonier langfristig zur Minderheit im eigenen Land werden? Die Geburtenrate der Albaner ist ja sprichwörtlich hoch.
 
Schreiber schrieb:
Die Theorie deiner Exfreundin erinnert mich ein wenig an die Leute, die versuchen, die Österreicher von Kelten abzuleiten, die nur von irgendwelchen faschistischen mittelalterlichen Kirchenherren oberflächlich germanophonisiert wurden.
Hähä, ja, das erinnert mich wiederum ziemlich an die Schweizer, die sich so wenig als Deutsche sehen wollen, daß sie sich gerne als keltische Helveter darstellen...

Schreiber schrieb:
Übrigens, wie definierst du eigentlich die Schublade "slawisches Volk"? Heißt das nur slawischsprachig oder steckt mehr dahinter? Denn immerhin sind die slawisch sprechenden Völker zum Teil ziemlich stark von ihrer Umgebung beeinflusst worden, und zwar in jeder Beziehung.
Was meinst du mit "beeinflussen" genau?
Ich meine jedenfalls nur die Sprache. Alle anderen Kategorien à la biologische Abstammung sehe ich äußerst kritisch...

Schreiber schrieb:
Der Text ist schonmal ganz nett, aber soweit ich weiß gibts nicht viele Bücher über diese Frage in unserer Sprache, oder?
Weiß nicht genau, aber Stefan Troebst ist auf jeden Fall einer der führendsten Südosteuropa-Historiker Deutschlands, der besonders über die nationalen Konstruktionsprozesse in der Region recht gut bescheid weiß. :wink:

Schreiber schrieb:
PS.: Wie schätzt du eigentlich die Gefahr ein, dass die Mazedonier langfristig zur Minderheit im eigenen Land werden? Die Geburtenrate der Albaner ist ja sprichwörtlich hoch.
Tja, das sehe ich auch recht "düster", genau so wie alles andere, was die Zukunft dieses Landes angeht... Aber da Albanien oder ein möglicherweise unabhängiges Kosovo für die MK-Albaner vorerst keine attraktiven Auswanderungsziele darzustellen scheinen und die gesamte Mentalität da unten noch zu sehr nationalistisch vergiftet ist, wird es wohl auch nicht so schnell zu einem konstruktiven multikulturell-staatsbürgerlichen Mit- bzw. Nebeneinander à la Schweiz, Finnland, ja sogar Belgien (trotz der Stärke des flämischen Nationalismus!) kommen...
 
Schiptar schrieb:
...aber Stefan Troebst ist auf jeden Fall einer der führendsten Südosteuropa-Historiker Deutschlands, der besonders über die nationalen Konstruktionsprozesse in der Region recht gut bescheid weiß. :wink:

Und Jürgen Elsäßer nicht zu vergessen... :mrgreen:

Ach ja Schiptar, hab' dir 'n neuen Ava gebastelt.

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Fett, oder? 8)
 
Mischlinge alles Mischlinge mehr oder weniger... die einzigen homogenen völker heute sind so die koreaner, japaner andere völker in Ost und Südostasien, und vielleicht noch Island und Skandinavien obwohl dort auch immer mehr Mischehen mit Ausländern vorkommen...
 
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