master_of_sociology
Balkanspezialist
Tornado schrieb:Wenn ich deine Fachsprache richtig interpretiert habe, meinst du er hat staat und kirche getrennt und religion zur privatsache erklärt, d.h. er hat das "auf Gottes Gnaden" HerrschaftsPrinzip da abgeschafft.
Dennoch war er noch lange kein Atheist, sondern eher Säkularist.
Ganz einfach gesagt: Im Leben religiöser (und insbesondere natürlich christlich-religiöser) Menschen ist heute in Europa, wenn man nur allein die Komponente des Glaubens an sich berücksichtigt, mehr Kant drin als ursprünglich katholische Theologie von ihren Grundfesten auf. Sprich Kant war es, der die Religion und ihre Bindung an Moral so hervorgebracht hat, wie sie heute dasteht. Er hat die Menschen dermaßen maßgebend beeinflusst, dass heute keiner mehr sieht, wessen Geistes Kind ihre religiösen "Einstellungen" sind. Frag mal einen Theologen, der wird dir einige aufschlussreiche Dinge darüber sagen können. Soviel zur Glaubensgewissheit.
Das Herrschaftsprinzip, das du erwähnst, kommt von Max Weber und in Bezug auf Religion muss man das unter charismatischer Herrschaft spezifizieren. Das sind nämlich zwei paar Schuhe.
Ob er Atheist war oder nicht, darüber lässt sich streiten. Aber zumindest ich kenne keinen einzigen Satz von Kant, in dem er wortwörtlich schreibt, er glaube an Gott.