Kritik ist kein Wunschkonzert
Mit Diskursen zu "Genderwahn" oder "Klimahysterie" stellt man sich vor allem gegen das Engagement der Zivilbevölkerung. Gegen genau das, was wir so dringend brauchen
Die Kritik an der Kritik hat Hochkonjunktur. Wie gegen Politik oder Praktiken vorgegangen wird, die offenkundig unterdrückerisch bis zerstörerisch sind, wird in den Vordergrund gezerrt – nicht das, wogegen protestiert wird. Die Klimaproteste zum Beispiel. Offenbar haben wir endlos Zeit, darüber zu reden, ob die aktuellen Proteste von Klimaaktivist:innen konstruktiv sind oder vor allem für die autofahrende Bevölkerung eine arge Zumutung, weil diese im Stau steht. Zusätzlich zu den anderen Staus. Man muss sich vorstellen: Die Ozeane sind dieses Jahr so warm wie noch nie. Oder: Die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen, dass die Strömung im Atlantik vor einem Kipppunkt steht – das sind nur zwei jüngere Meldungen, die eine jahrzehntelange inexistente Klimapolitik aufzeigen. Aber nein, man verrenkt sich lieber den Nacken, um daran vorbei- und zu Protestformen hinzuschauen, die einem nicht in den Kram passen.
Seit Ewigkeiten belegt
Im Grunde sind das alles andere als subtile oder neue Ablenkungsmanöver und Verdrängungsmechanismen, die aus anderen Bereichen längst vertraut sein müssten. Aus der Geschlechterpolitik zum Beispiel: Ähnlich wie die Klimakrise ist auch die Benachteiligung von Frauen seit Jahrzehnten belegt. Doch anstatt breiter Kritik daran, dass die Politik zahlreiche Vorschläge von Expert:innen noch immer nicht berücksichtigt, werden jene, die, die etwas tun wollen, diskreditiert. Ein Vorstoß der FPÖ-Frauensprecherin Rosa Ecker ist ein Beispiel dafür: Sie hat im März eine Petition gegen die "Genderpolitik" im Parlament eingebracht. "Der derzeitige Gender-Hype hat inzwischen eine Dimension erreicht, die den Frauen in Österreich aber rein gar nichts bringt", schreibt Ecker in einer aktuellen Aussendung.
Alles nur Kinkerlitzchen
Mit Diskursen zu "Genderwahn" oder "Klimahysterie" stellt man sich vor allem gegen das Engagement der Zivilbevölkerung. Gegen genau das, was wir so dringend brauchen
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