Nationalismus gab es auch vor Milosevic, das stimmt. Allerdings wurde dieser niedergeknüpelt und die Maxime 'bratstvo i jedinstvo' wurde mit eiserner Hand verteidigt. Die Nationalisten trauten sich kaum offen über ihre Gesinnung zu reden geschweige denn damit öffentlich aufzutreten, wie es nach Milosevics Ankunft geschah. Ich vergleiche das in etwa mit dem rechten Gedankengut in Deutschland nach dem 2.WK. Nur war es eben Milosevic der dieses Tabu brach und Nationalismus wieder salonfähig machte bzw als Alternative im politischen Diskurs damaliger Zeit wieder einführte. Und genau darin liegt seine Verantwortung. Er hat die alten Geister herbei gerufen und ihnen Tor und Tür geöffnet, was schlussendlich in Krieg und Chaos sowie dem völligen Zerfall Jugoslawiens endete.
Milosevic war ein scharfer Doppelzüngler und wusste seine politische Position geschickt auszunutzen und sich als Retter Jugoslawiens zu profilieren. Im Hintergrund war er durch und durch von der Idee eines Großserbien durchtrieben. Ein Nationalist par excellence. Dabei kam es ihm recht, dass gleichzeitig andere Nationalismen in Jugoslawien entflammten, denn die gaben ihm seine Grundlage für seine perfiden Pläne eines vereinten Großserbien unter dem Deckmantel der Rettung Jugoslawiens. Die restlichen Teile Jugoslawiens hätten sich von ihm aus lieber heute als morgen abspalten können. Wenn er von Jugoslawien sprach, hatte er sicher vor Augen die nur von Serben bewonten Gebiete. Und nur darum ging es ihm. Alles andere Geschwätz ist Augenwscherei