Syrer in der Türkei: Abschiebung ins Ungewisse
Trotz internationaler Bedenken schiebt die Türkei syrische Flüchtlinge nach Syrien ab. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die unsichere Lage dort und warnen vor schwerwiegenden Konsequenzen für die Abgeschobenen.
Hafis A. war auf dem Weg zu seiner Arbeit in einem Restaurant in Istanbul in der Türkei. Eigentlich, so dachte der junge Syrer, wäre es ein Tag wie jeder andere. Doch alles sollte sich an diesem Morgen ändern. Die türkischen Sicherheitsbehörden hielten ihn an und verlangten seine Papiere. Doch seine Aufenthaltsgenehmigung war zwei Tage zuvor ungültig geworden, er hatte es noch nicht geschafft, sie zu verlängern. Das wurde ihm zum Verhängnis. Die Sicherheitsbeamten nahmen ihn mit, brachten ihn zuerst in ein Abschiebehaftanstalt, wenige Tage später ging es dann gemeinsam mit anderen Syrern über die türkische Stadt Antakya an den Grenzübergang Bab el Hawa in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens. "Sie haben mich nach der Grenze rausgelassen, und auf einmal stand ich wieder auf syrischem Boden", sagt er.
Hafis A. stammt eigentlich aus Damaskus. Im Jahr 2020, damals gerade 22 Jahre alt, beschloss er aus Syrien zu fliehen, weil er sonst vom syrischen Regime zum Militär eingezogen worden wäre. "Ich wollte das nicht, ich wollte leben", erzählt er. Allein flieht er über Idlib in die Türkei. Das war das einzige und erste Mal, dass er die Region Idlib zuvor betreten hatte. Er hatte gehört, dass die Türkei syrische Geflüchtete aufnimmt.
Stimmungsmache gegen Syrer in der Türkei
Kein anderes Land hat so viel Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen wie die Türkei: 3,6 Millionen Syrer leben dort nach Angaben des UNHCR mit temporärem Schutz, seitdem in ihrer Heimat ein Krieg tobt - seit 2011. Nicht zuletzt auch, weil die Europäische Union 2016 einen umstrittenen Deal mit der Türkei geschlossen hat, der die Flucht und Migration nach Europa über die Ägais eindämmen sollte.
Trotz internationaler Bedenken schiebt die Türkei syrische Flüchtlinge nach Syrien ab. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die unsichere Lage dort und warnen vor schwerwiegenden Konsequenzen für die Abgeschobenen.
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