Grit Lemke: „Was stellt sich der Westen vor, was mit uns wird? Alle ins Lager?“
Die Filmemacherin Grit Lemke wirft dem Westen Kolonialisierung vor, kritisiert Claudia Roths DDR-Klischees und den Hamburger Filz in der Lausitz. Ein Interview.
Ein Café in Berlin-Pankow am ehemaligen Mauerstreifen. Grit Lemke wohnt gleich um die Ecke, aber öfter und lieber ist sie auf ihrem Wochenendgrundstück in Hoyerswerda – ihrer alten Heimat, aus der sie in den 90ern vor Nazis fliehen musste.
Wie ist es heute dort, in der Lausitz? Warum wählen so viele die AfD? Nur in den obersorbischen Dörfern nicht? Und was hat das alles mit der Kolonialisierung zu tun, die Lemke dem Westen vorwirft? Die Art, wie die Autorin des dokumentarischen Romans „Kinder von Hoy“ auf Fragen antwortet, erinnert an den Stil, in dem sie ihre Geschichten erzählt: unaufgeregt und entschieden.
Frau Lemke, bei einer Veranstaltung im Kanzleramt vor ein paar Wochen haben Sie dem Westen Kolonialisierung vorgeworfen. Hatten Sie sich das vorgenommen oder platzte das spontan aus Ihnen heraus?
Ich wollte das sagen. Ich war im Vorfeld gebeten worden, etwas zur Ost-Identität meiner Generation zu sagen, und als ich darüber nachdachte, was das ist, bin ich genau darauf gekommen: Kolonialisierungserfahrung. Und diese Veranstaltung hat mich noch darin bestätigt.
Die Filmemacherin Grit Lemke wirft dem Westen Kolonialisierung vor, kritisiert Claudia Roths DDR-Klischees und den Hamburger Filz in der Lausitz. Ein Interview.
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