Demonstration in Berlin: "Was dieser kriegsbesoffene Haufen so von sich gibt"
Einige tausend Menschen demonstrieren am Brandenburger Tor "für den Frieden". Dass darunter nicht alle das Gleiche verstehen, wird nicht nur bei der Rede der ehemaligen Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht deutlich.
Es gibt keinen Zweifel daran, wer an diesem Samstagnachmittag im Berliner Nieselregen der Star ist. Sahra Wagenknecht, ehemalige Linken-Politikerin und derzeit mit der Gründung einer nach ihr selbst benannten Partei befasst, wird am Brandenburger Tor mit lautem Jubel empfangen. Sie die Hauptrednerin einer Demonstration, die hier angemeldet ist. Titel: "Nein zu Kriegen - Rüstungswahnsinn stoppen - Zukunft friedlich und gerecht gestalten".
Es ist nicht die erste sogenannte Friedensdemonstration, die Wagenknecht in diesem Jahr bespielt - im Frühjahr hatte sie gemeinsam mit der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer ein "Manifest für den Frieden" verfasst und danach vor etwa 13 000 Zuschauern ebenfalls am Brandenburger Tor gesprochen. Damals gab es viel Zuspruch von rechts, unter anderem erklärte die AfD ihre Unterstützung. In der Summe war es eine Veranstaltung, die den Bruch zwischen Wagenknecht und der Linken, der sie damals noch angehörte, beförderte.
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Man sieht Schilder, auf denen "Putin = Peace" steht, also: Putin ist Frieden
Später wird auf der gleichen Bühne der Musiker Pablo Miró auftreten und ein Stück vortragen, das er "Dringender Song für Palästina" nennt. Miró leitet es mit folgenden Worten ein: "Ich bin nun wirklich kein Antisemit. Doch obwohl ich jede Tötung eines Zivilisten aus tiefstem Herzen verurteile, sehe ich in den Gräueltaten Israels und aller Unterstützer eine noch schlimmere Nummer. Schlimmer kann es gar nicht sein." Der Text des Refrains lautet "Free Palestine!". Miró wird von der Menge mit freundlichem Applaus bedacht.
In Berlin protestieren 5000 Menschen "für den Frieden". Nicht alle verstehen darunter das Gleiche.
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