Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Nachrichten aus Europa

Im Zeitalter des "Nichtfriedens" überleben
Die liberale internationale Ordnung war einmal, und die goldenen Friedenszeiten waren mehr eine Schimäre. US-Präsident Trump hat das für sich genutzt. Europa muss sich völlig neu aufstellen – nicht nur in Militärfragen

Mark Leonard, Direktor des Thinktanks European Council on Foreign Relations, schreibt in seinem Gastkommentar über die radikalen Änderungen in der Geopolitik und darüber, wie Europa darauf reagieren sollte.

Überall in Europa wird US-Präsident Donald Trump als Chaot mit dem Gegenteil eines goldenen Händchens betrachtet: Alles, was er anfasst, endet schlimmer, als er es vorgefunden hat. Doch trotz seiner anachronistischen Ansichten zu den meisten Themen ist er die perfekte Verkörperung unserer Zeit.

In meinem 2021 verfassten Buch The Age of Unpeace vertrat ich die Ansicht, dass wir anfangen müssten, die Regeln der internationalen Beziehungen für eine Ära der Hyperkonnektivität neu zu konzipieren. Ich merkte an, dass all die Institutionen und Vereinbarungen, die uns eigentlich näher zusammenbringen sollten, stattdessen zu Waffen umfunktioniert wurden. Die heutige Weltpolitik ist wie eine gescheiterte Ehe. In einer gescheiterten Ehe kann einer der entfremdeten Partner gemeinsame Dinge wie das Ferienhaus, den Hund oder die Kinder nutzen, um dem anderen zu schaden; in ähnlicher Weise lassen sich Handel, Internet, Energiequellen, Versorgungsketten, Migrationsströme, wichtige Rohstoffe und Spitzentechnologien nutzen, um geopolitischen Einfluss auszuüben und anderen wehzutun.

 
„Europäer werden nicht gebraucht, werden nicht gefragt, spielen keine Rolle“
Sicherheitspolitik-Expertin Claudia Major erklärt den internationalen Einfluss Europas für minimal. Die USA zeigten hingegen, dass militärische Macht ein „Instrument“ ist. Beim anstehenden Nato-Gipfel gehe es vor allem darum, Trump zufriedenzustellen.

Claudia Major, 48, ist Politikwissenschaftlerin und Expertin für Sicherheitspolitik. Seit März 2025 ist sie Senior Vice President für Transatlantische Sicherheitsinitiativen des German Marshall Fund of the United States.

POLITICO: Frau Major, kommt es international noch auf Europa an?

Claudia Major: Wenn wir uns die letzten Entwicklungen mit Blick auf Iran anschauen, sieht man, dass Europa keine große Rolle spielt. Die Europäer haben versucht, über die Verhandlungen in Genf irgendwie wieder mit an den Tisch zu kommen und doch eine Rolle zu spielen. Und im Endeffekt haben wir gesehen in den letzten Tagen: Sie werden nicht gebraucht, sie werden nicht gefragt, sie spielen keine Rolle, und ihnen fehlen letztlich die Mittel, diese internationalen Entwicklungen zu gestalten. Also das haben wir alles vorher schon vermutet, aber die letzten Tage haben das leider noch mal sehr offen gezeigt.

 
Außenministerrat ohne Ergebnis zu Gaza-Bericht
Der Rat der Außenministerinnen und Außenminister der 27 EU-Staaten in Brüssel ist gestern ohne große Beschlüsse zu Ende gegangen. Das gilt sowohl für das 18. Sanktionspaket gegen Russland wie für Konsequenzen für das Assoziierungsabkommen der EU mit Israel, wo nach einem kritischen Bericht zur Lage in Gaza Mitgliedsstaaten Konsequenzen forderten: „Heute war der Auftakt dieser Diskussion, noch nicht der Schlusspunkt“, sagte EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas nach der Sitzung.

Österreich gegen Suspendierung von Abkommen
Es herrsche nach diesem Bericht Einigkeit darüber, dass Israel gegen Artikel 2 des Abkommens verstoße. Darin wird das humanitäre Völkerrecht als Grundlage der Zusammenarbeit genannt.

 
Europa ist sicherheitspolitisch und militärisch kein Player
Die EU-Partner spielen bei Kriegen nur Nebenrollen, vor allem im Nahen Osten, aber auch in der Ukraine. Stark sind sie nur beim Rufen nach diplomatischen Lösungen

Die 27 EU-Mitgliedstaaten sind verbal ein Riese, wenn es um Außen- und Sicherheitspolitik auf globaler Ebene geht. In der realen Welt der Krisen und Kriege hingegen, der Dramen und Drohungen, der Tragödien und Massaker durch Schurken und ganze Länder sind sie nur ein Zwerg. Beinahe handlungsunfähig.

Das gilt, obwohl – oder gerade weil – sie im Grunde fest zu einer Union zusammengeschlossen sind, gemeinsam also eigentlich stärker sein müssten. Die EU hat 450 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, repräsentiert einen reichen Kontinent. Die USA im Vergleich: 330 Millionen Bewohner. In den EU-Verträgen ist fest der Wille verankert, in der Weltpolitik aktiv mitzuspielen bei der Gestaltung einer demokratischen, freien und fairen Welt, nicht nur wirtschaftlich und diplomatisch, sondern auch sicherheitspolitisch. Auch militärische Einsätze sind vorgesehen, was von vielen verdrängt wird.

 
Jedes Jahr 600 Milliarden Euro mehr für Rüstung in Europa: Wer die Kosten tragen wird
Der geplante Anstieg der Rüstungsausgaben wird harte politische Entscheidungen in Europa erfordern, sagen Experten – entweder weniger Sozialausgaben oder höhere Steuern

Die geplante Aufrüstung in Europa bekommt schön langsam ein Preisschild. Jene 23 EU-Länder, die auch der Nato angehören, müssen ab 2035 jedes Jahr um 600 Milliarden Euro mehr für Panzer, Haubitzen, Drohnen, Cybersecurity und militärisch nutzbare Infrastruktur ausgeben, als sie das aktuell tun. Die Summe ist größer als die gesamte Wirtschaftsleistung Österreichs mit etwa 500 Milliarden Euro. Errechnet hat sie die New Economics Foundation, ein britischer Thinktank, auf Basis der Vereinbarungen der Nato-Mitgliedsländer. Die Staats- und Regierungschefs der Allianz werden auf ihrem soeben gestarteten Gipfel besiegeln, dass die Verteidigungsausgaben der Nato-Länder über die kommenden zehn Jahre auf fünf Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) steigen müssen. Aktuell geben jene EU-Länder, die auch Teil der Nato sind, etwa zwei Prozent für Verteidigung aus. Die gesamten Rüstungsausgaben aller EU-Länder beliefen sich zuletzt auf rund 320 Milliarden Euro.

Aber ist ein massiver Rüstungs-Boost überhaupt finanzierbar, und wie sinnvoll sind die Ausgaben? Die EU altert rapide, die Wirtschaft wächst schleppend, etwas mehr als ein Prozent heuer und im kommenden Jahr. Dazu kommt, dass sich die EU-Länder verpflichtet haben, ihre Budgets in Ordnung zu bringen.

 
In Europa heißt es jetzt: Kanonen oder Butter
Ohne neue Steuern oder weniger Sozialausgaben lässt sich die geplante Aufrüstung nicht finanzieren. Darüber muss offen geredet werden

Auf Europa kommt eine politisch turbulente Zeit zu, in der unangenehme Entscheidungen getroffen werden müssen. Die Nato-Länder haben sich bei ihrem Gipfel in Den Haag darauf verständigt, ihre Verteidigungsausgaben von aktuell um die zwei Prozent der Wirtschaftsleistung auf 3,5 bis fünf Prozent zu erhöhen.

Die Rechnung kommt
Pro Jahr bedeutet das, dass die 23 EU-Länder, die auch Mitglied der Nato sind, 300 bis 600 Milliarden Euro zusätzlich für den Rüstungssektor bereitstellen müssen. Kann sich Europa das leisten? Ja, ohne Zweifel. Der Kontinent ist wohlhabend genug, und die Erhöhung der Ausgaben muss nur schrittweise bis 2035 erfolgen. Allerdings müssen die politischen Prioritäten neu geordnet werden, denn die höheren Rüstungsausgaben werden in den meisten Ländern nicht finanzierbar sein ohne höhere Steuern oder harte Einschnitte bei den Sozialausgaben.

 
Handel mit USA und Migration als Themen des EU-Gipfels
Die EU-Staats- und -Regierungsspitzen sind heute zu ihrem Gipfel in Brüssel zusammengekommen. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sagte zum Auftakt, er unterstütze EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dabei, die Wettbewerbsfähigkeit Europas voranzubringen und schnell ein Handelsabkommen mit den USA zu erreichen.

Für den deutschen Kanzler ist es der erste EU-Gipfel. Österreich wird von Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) vertreten.

„Europa steht vor entscheidenden Wochen und Monaten“, sagte Merz. Wenn bis zum 9. Juli keine Einigung erzielt wird, greifen nach derzeitigem Stand neue hohe US-Zölle auf fast alle Exporte aus der EU in die Vereinigten Staaten – und die EU würde ihrerseits mit Zöllen auf Einfuhren aus den USA antworten.

Debatte über Haltung zu Israel
Weitere Themen sind die Unterstützung der Ukraine, die geplante Aufrüstung Europas und die Positionierung der EU im Nahost-Konflikt. Entscheidungen zum 18. Sanktionspaket gegen Russland sowie zu einer möglichen Aussetzung des EU-Israel-Abkommens wird es nicht geben.

 
Einigung auf Verlängerung der Russland-Sanktionen
Der EU-Gipfel hat sich gestern in Brüssel laut Angaben aus dem Rat darauf geeinigt, die bereits geltenden Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine um weitere sechs Monate zu verlängern.

Ungarn und die Slowakei hatten ihre Blockadehaltung aufgegeben. Keine Einigung wurde über das anstehende 18. Sanktionspaket erzielt. Dieses dürfte heute beim Treffen der EU-Botschafter wieder auf der Agenda stehen.

18. Sanktionspaket ausständig
Das auch von Österreich unterstützte umstrittene 18. Sanktionspaket, dessen endgültige Schnürung inklusive des ins Auge gefassten Ölpreis-Deckels von Ungarn und der Slowakei bisher blockiert wird, wurde dagegen nicht beschlossen.

 
Gipfel ohne Einigung in Fragen zu Ukraine und Israel
Keine Einigkeit haben die EU-Staats- und Regierungsspitzen bei ihrem Gipfel gestern in Brüssel bei der Ukraine-Gipfelerklärung, dem 18. Sanktionspaket sowie zu Beschlüssen zur Aussetzung des EU-Israel-Abkommens erzielen können.

Die alle sechs Monate anstehende Verlängerung der geltenden Russland-Sanktionen wurde beschlossen, ein neues US-Dokument und mögliche Reaktionen der EU zum Zoll- und Handelsstreit mit den USA wurden besprochen.

Das Ukraine-Kapitel der Schlussfolgerungen wurde von 26 der 27 Mitgliedsländer angenommen. Die Blockadehaltung Ungarns war nicht zu überwinden. Ministerpräsident Viktor Orbán hatte vor Beginn gesagt: „Wenn wir die Ukraine in die EU integrieren, integrieren wir den Krieg.“

Keine Aussetzung des Abkommens mit Israel
Zuvor hatte der Gipfel wie erwartet keine Aussetzung des EU-Israel-Abkommens beschlossen oder klar Position dazu bezogen. Der EU-Prüfbericht zur Einhaltung des Artikels 2 des Abkommens sieht Israels Vorgehen in Gaza sehr kritisch. Die Gipfelerklärung nimmt den Bericht zur Kenntnis.

 
Besuchen Sie Europa, solange es noch steht
Reiche Mega-Promis mieten sich die alte kulturelle Pracht. Wir liefern, verachten sie aber dafür

Donald Trump hat es getan. Tom Cruise hat es getan. Warum soll Jeff Bezos es nicht tun? Diese superreichen Mega-Promis nutzen die kulturelle Pracht des alten Europa, um ihrem Leben ein wenig "class" zu geben. Rent a culture.

Trump durfte gerade im Schloss Huis ten Bosch des niederländischen Königspaars übernachten, damit er beim Nato-Gipfel guter Stimmung ist. Tom Cruise heiratete im Castello Odescalchi in Bracciano nahe Rom (Katie Holmes, inzwischen längst geschieden). George Clooney heiratete in Venedig, er hatte es nicht weit von seiner Villa am Lago di Como. Der saudische Kronprinz hat sich einen zweifelhaften Leonardo da Vinci andrehen lassen. Diverse van Goghs und Renoirs sind in den Tresoren asiatischer Sammler verschwunden. Beinahe auch ein Klimt.

Okay, Jeff Bezos und seine Lauren Sánchez treiben ihre optimierten Bodys immerhin drei Tage zum Feiern quer durch Venedig. Aber sie mussten schon Abstriche machen! Keine Bezos-130-Meter-Superyacht vor San Giorgio Maggiore! Und die große Feier muss wegen der Proteste im Arsenale stattfinden. Passt irgendwie zu Bezos, denn das sind die Fabrikshallen für die Ruder(sklaven)galeeren, mit denen Venedig das Mittelmeer beherrschte.

 
Zurück
Oben