Forscher können nun Details einer Galaxie in sechs Milliarden Lichtjahren Entfernung beobachten
Der Gravitationslinseneffekt hat Genfer und Zürcher Forschenden erlaubt, die Struktur einer sechs Milliarden Lichtjahre entfernten, gigantischen Galaxie zu untersuchen. Deren Aufbau war bisher wegen der grossen Distanz rätselhaft.
Die Kosmische Schlange ist das Bild einer weit entfernten Galaxie, verzerrt durch eine starke Gravitationslinse. (Bild: Antonio Cava / UNIGE)
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Die Wissenschafter nutzten dabei eine Art kosmischen Lupeneffekt, Gravitationslinseneffekt genannt: Sehr massereiche kosmische Objekte krümmen mit ihrem Gravitationsfeld das Licht, beispielsweise das einer dahinter liegenden Galaxie. Das Gravitationsfeld wirkt wie eine Linse und verändert die Ausbreitungsrichtung des Lichts des dahinter liegenden Objekts.
Durch eine solche Gravitationslinse betrachtet, sahen die Forschenden die Riesengalaxie mehrfach vervielfältigt, verzerrt und vergrössert. Die langgezogenen, sich fast berührenden Bilder sähen aus wie eine kosmische Schlange, berichten die Wissenschafter in der Fachzeitschrift «
Nature Astronomy».
Viel kleinere Details erkennbar
«Die durch die Linse vergrösserte Abbildung ist viel genauer und heller» , sagte Daniel Schaerer von der Uni Genf laut der Mitteilung. «Wir können hundertmal kleinere Details in der Galaxie erkennen und fünf unterschiedliche Auflösungen vergleichen, um Struktur und Grösse dieser gigantischen Sternhaufen zu bestimmen.»
Das Ergebnis: Die Sternenhaufen sind offenbar nicht ganz so gross und massiv, wie die Hubble-Bilder vermuten liessen. Die beobachtete Riesengalaxie besteht zudem nicht aus einem einzigen gigantischen Sternenhaufen, sondern setzt sich aus mehreren kleinen zusammen.
https://www.nzz.ch/wissenschaft/ein-kosmischer-lupeneffekt-ld.1328218
Der wohltemperierte Planet
Nur elf Lichtjahre von der Erde entfernt haben Genfer Forschende mit Kollegen einen Planeten entdeckt, auf dem wohl erdähnliche Temperaturen herrschen. Sein Zentralstern bombardiert ihn zudem kaum mit lebensfeindlicher Strahlung.
Künstlerische Darstellung des Planeten Ross 128 b mit dem Mutterstern im Hintergrund. (Bild: ESO / M. Kornmesser)
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Nun haben Forscher aus Genf zusammen mit Kollegen in einer Umlaufbahn dieses ruhigen Sterns einen Planeten entdeckt. Der Planet mit dem Namen Ross 128 b umrundet seinen Stern innert knapp zehn Tagen, und dies in einer Entfernung, die einem Zwanzigstel jener der Erde zur Sonne entspricht. Das berichten die Astronomen der Uni Genf und ihre Kollegen in einem
Fachartikel, der in der Zeitschrift «Astronomy & Astrophysics» erscheinen soll.
Eine ruhige Kugel
Weil der rote Zwergstern aber an der Oberfläche nur etwa halb so heiss ist wie die Sonne, herrschen auf der Planetenoberfläche wahrscheinlich erdähnliche Temperaturen - laut den Berechnungen der Wissenschafter liegen sie zwischen minus 60 und plus 20 Grad Celsius.
Zudem bekommt der Planet trotz der Nähe zu seinem Zentralstern nur 1,38-mal so viel Strahlung ab wie die Erde von der Sonne. Das sind zumindest in der Theorie gute Voraussetzungen für Leben. Ob sich Ross 128 b aber wirklich in der sogenannten habitablen Zone befindet, in der flüssiges Wasser auf dem Planeten - und damit eine Grundvoraussetzung für Leben - möglich wäre, ist derzeit noch unklar.
Der Stern Ross 128 ist momentan elf Lichtjahre von der Erde entfernt, er bewege sich aber auf uns zu, schrieb die ESO. In 79 000 Jahren werde er unser nächster Nachbarstern sein und Ross 128 b der von der Erde aus nächste Exoplanet. Momentan ist dies Proxima b, der unseren heutigen nächsten Nachbarstern Proxima Centauri umkreist.
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https://www.nzz.ch/wissenschaft/astronomie/der-wohltemperierte-planet-ld.1328849
Das ist ja richtig beruhigend und tröstlich: Nur 11 Lichtjahre...