Russland forciert Erschließung des Mondes
Eine gemeinsame Arbeitsgruppe der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos und der Russischen Akademie der Wissenschaften hat das aus ihrer Sicht beste Programm zur Erforschung des Mondes gewählt, schreibt die Zeitung "Iswestija" am Montag.
Das vom Institut für Weltraumforschungen und der Forschungs- und Produktionsvereinigung „Semjon Lawotschkin“ entwickelte Projekt Luna-Orbita sieht das Zusammenwirken von drei Weltraumapparaten vor: einem bemannten Raumschiff (wird bereits entwickelt), einem Frachttransporter und einem mehrfach einsetzbaren „Mondmobil“. Das Mobil mit dem Namen „Korwett“ soll auf dem Mond landen, eine Bodenprobe nehmen und diese zum Orbitalmodul bringen. Anschließend soll diese Probe zur Erde gebracht werden.
„Während einer Expedition könnte die ‚Korwett‘ drei bis fünf Mondlandungen durchführen und Bodenproben aus verschiedenen Mondgebieten an Bord des bemannten Raumschiffs holen, die später zur Erde gebracht würden“, heißt in dem von der Arbeitsgruppe präsentierten Projekt.
Derzeit wird bereits ein ähnliches Mordforschungsprogramm durchgeführt. Die ersten Bodenproben vom Mond werden 2021 bzw. 2022 erwartet.
Das Projekt Luna-Orbita soll laut Quellen in Roskosmos das wichtigste in den Jahren 2024 bis 2030 werden. „Das Ziel unserer Kosmonautik ist, den Mond zu erreichen, und deshalb hat die Arbeitsgruppe den Zusammenschluss von zwei bereits laufenden Mondforschungsprogrammen als logisch betrachtet“, sagte ein Mitglied der Arbeitsgruppe.
Der teuerste Bereich des Programms Luna-Orbita (sein Budget steht noch nicht fest) dürfte die Entwicklung einer neuen Trägerrakete werden, die ein 20 Tonnen schweres bemanntes Raumschiff samt Beschleunigungsblock in eine Mond-Umlaufbahn bringen soll. Diese superschwere Rakete soll nach 2025 gebaut werden – derzeit handelt es sich vorerst nur um ein Konzept. Die Entwicklungsarbeiten für die neue Rakete schätzen Experten auf 700 bis 800 Milliarden Rubel (umgerechnet bis 15 Milliarden Euro nach dem aktuellen Wechselkurs). Der Frachter könnte aus einem bemannten Raumschiff umgebaut werden. Das dürfte „nur“ mehrere Milliarden Rubel kosten.
„Falls wir auf dem Mord aktiv handeln wollen, dann brauchen wir eine Infrastruktur in seiner Umlaufbahn“, sagte der Generaldirektor der Forschungs- und Produktionsvereinigung „Semjon Lawotschkin“, Viktor Chartow. „In der Mars-Umlaufbahn gibt es beispielsweise mehrere US-Raumfahrtgeräte. Deshalb konnten sie (die Amerikaner) den Moment aufnehmen, als sich der Fallschirm des Mars-Rovers Curiosity öffnete.“
Die von Roskosmos und der Russischen Akademie der Wissenschaften gebildete Arbeitsgruppe hatte zuvor die Idee geäußert, dass Russland die Monderschließung an dessen Südpol beginnen sollte. „Bereits in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts beginnt der Wettlauf der Raumfahrt-Großmächte um die besten Stützpunkte auf dem Mond, wo künftig Forschungsstationen entstehen sollen“, hieß es. Die erste Mondlandung eines Kosmonauten und die Errichtung eines Testgeländes auf dem Mond sind erst nach 2030 geplant. Bis dahin sollte die erste Besatzung auf eine Mond-Umlaufbahn geschickt werden.
Das Konzept zur Erschließung des Mondes soll in einer für den 13. November angesetzten Regierungssitzung präsentiert werden.
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Zukunft der ISS: Russischer Raumfahrtchef zu Gesprächen in Paris erwartet
Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Oleg Ostapenko, wird nächste Woche in Paris mit seinen Kollegen aus der ESA und NASA über die Zukunft der Internationalen Raumstation (ISS) sprechen, schreibt die Zeitung "Kommersant" am Montag.
Laut Quellen werden die Perspektiven des Betriebs und der Finanzierung der Raumstation im Mittelpunkt des Treffens stehen.
Seit Mai mehren sich die Spekulationen um den Fortbestand der ISS, nachdem sich die russisch-amerikanischen Beziehungen wegen der Ukraine-Krise angespannt haben. Damals sagte der für die Rüstungsindustrie und Weltraumforschung zuständige russische Vizepremier Dmitri Rogosin, Moskau würde sich am ISS-Betrieb bis 2024 nicht beteiligen, wie Washington es vorschlägt. „Wir brauchen die Raumstation nur bis 2020“, betonte er. Die für bemannte Raumflüge bestimmten Finanzmittel sollen in andere Raumfahrtprojekte fließen.
Roskosmos spielt offenbar auf Zeit: Die russische Raumfahrtbehörde hält die Vereinbarungen zwar ein, gibt der NASA jedoch keine klare Antwort bezüglich des künftigen Betriebs der Raumstation. Das sei „keine Frage einer einzelnen Gesprächsrunde“, so ein Insider. „Wir müssen eine ausgewogene Entscheidung treffen und haben es nicht eilig.“
Das ISS-Projekt ist sehr kostspielig: Experten schätzen die Betriebskosten auf etwa sechs Milliarden Dollar jährlich. Den größten Teil der Ausgaben übernehmen die USA (nahezu drei Milliarden Dollar im Jahr 2013). Die japanische Raumfahrtbehörde JAXA zahlte mehr als eine Milliarde Dollar, die ESA und Roskosmos jeweils eine Milliarde Dollar. Rogosin kritisierte die Rentabilität der ISS: „Auf die ISS entfallen mehr als 30 Prozent des gesamten Roskosmos-Budgets, wobei wir kaum etwas davon zurückbekommen.“ Russlands Weltraumforschungsprogramm für die Jahre 2016 bis 2025 sieht für die Entwicklung bzw. den Betrieb der ISS 321 Milliarden Rubel (umgerechnet etwa sechs Milliarden Euro nach dem aktuellen Wechselkurs) vor.
Die Perspektiven der Kooperation auf der ISS hätten auf der Tagesordnung des 65. Internationalen Raumfahrtkongresses Ende September bzw. Anfang Oktober in Toronto stehen sollen, aber das kanadische Außenministerium verweigerte den meisten Mitgliedern der russischen Delegation Einreisevisa.
Nun hat sich die Situation gewandelt: ESA-Chef Jean-Jacques Dordain hat seinen russischen Kollegen zum Gespräch nach Paris eingeladen.
http://de.ria.ru/zeitungen/20141027/269878687.html