Niemiec
Gesperrt
Romafeindlichkeit in Tschechien wächst
Nur ein Funke fehlt zur Gewalt
Tschechiens Rechtsextreme wittern Morgenluft. Die anhaltende Wirtschaftskrise verschafft ihnen Zulauf. Immer bedrohlicher machen sie Stimmung gegen die Minderheit der Roma im Land. Und kaum einer wagt es, sich ihnen entgegenzustellen.
Von Stefan Heinlein, ARD-Hörfunkstudio Prag
...
Marschieren gegen die Minderheit
Seit der europäischen Wirtschaftskrise steigt die ohnehin hohe Arbeitslosigkeit in den strukturschwachen Regionen des Landes. Rechtsradikale Gruppen machen dort seit Monaten gezielt Stimmung gegen die Roma.
Bei ihren Märschen erhielten sie immer mehr Unterstützung aus der Bevölkerung, warnt Innenminister Martin Pecina. In den vergangenen Jahren habe sich die Lage deutlich verschärft, weil die sozialen Probleme schlimmer geworden sind. Die Spannungen zwischen der Roma-Minderheit und der Mehrheitsgesellschaft seien extrem angestiegen, räumt er ein: "Die Situation ist sehr ernst - sie droht zu eskalieren."
Geheimdienst warnt vor Gewalt
Der tschechische Geheimdienst warnt in einer aktuellen Studie vor Gefahren für die innere Sicherheit des Landes. Der Einfluss rechtsradikaler Gruppen auf die Bevölkerung nehme zu. Es genüge ein Funke, um die alltägliche Romafeindlichkeit in offene Gewalt umschlagen zu lassen.
...
Doch trotz der Alltagsdiskriminierung und der zunehmenden Gewalt gegen die 200.000 bis 300.000 Roma in Tschechien wird im laufenden Wahlkampf kaum über mögliche Lösungen diskutiert. Keine Partei ist bereit, gegen die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung Stellung zu beziehen.
Der Präsident bricht das Schweigen
Umso überraschter sind viele Beobachter jetzt über die klaren Worte von Milos Zeman. In einem Interview nach den Ausschreitungen in der Industriestadt Ostrava erklärte der Präsident, die Neonazis erkenne man an den kahlen Schädeln und ihrem Schrei "Tschechien den Tschechen". Das aber, so Zeman, "ist nichts anderes als die frühere Nazi-Parole 'Juden raus'".
Doch der Weckruf des Präsidenten bleibt bisher ohne Wirkung. Auch in den kommenden Wochen bis zu den Wahlen Ende Oktober haben die Extremisten Protestmärsche in vielen Städten des Landes angekündigt. Laut Umfragen wird diesmal mindestens eine rechtsradikale Partei den Sprung ins Parlament schaffen.
Romafeindlichkeit in Tschechien wächst | tagesschau.de
Ein sehr aufrüttelnder Artikel der Tagesschau: Stehen wir tatsächlich kurz vor einem (möglicherweise europäischen) Bürgerkrieg zwischen weißen Tschechen(weißen Europäern) und der Minderheit der Sinti und Roma? Viele werden mir jetzt Übertreibung vorwerfen, aber ich bin überzeugt, dass wenn in einem ehemaligen Ostblock-Staat der Konflikt zwischen der Mehrheitsbevölkerung und den Roma eskaliert, die dann folgenden gewalttätigen Auseinandersetzungen rasch auch auf die Nachbarstaaten übergreifen werden. In Polen herrscht z.B. im Moment angespannte Ruhe zwischen Roma und Polen, das aber z.B. nur deshalb, weil die Roma sich dem Diktat der örtlichen Rechtsextremen fügen, ganz konkret gesagt halten sie sich eben an das Innenstadt-Verbot, welches ihnen die Rechten für die oberschlesische Stadt Bytom/Beuthen(wo mehrere Tausend Roma wohnen) ausgesprochen haben. Das auch in dem Bewusstsein, dass die Verletzung/Tötung eines Polens bei einer Auseinandersetzung unweigerlich die geballte Reaktion/Rache der Rechtsextremen zur Folge hätte, welcher die Roma dann mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert wären, denn die polnische Polizei griff bisher nur höchst selten ein, wenn Angehörige des "fahrenden Volkes" von Polen attackiert wurden...
In Bezug auf Tschechien ist schon erstaunlich, dass ein Teil des tschechischen Volkes(was von bösen Zungen immer mal wieder als recht verschlafen hingestellt wird) so einen unflätigen Hass auf die Roma hat. Woher kommt dieser Hass? Bestimmt nicht nur aus Vorurteilen bzw. Propaganda...