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Russische Wirtschaftsnews

Auch noch mal zur Bilanz des Petersburger Wirtschaftsforums.

Bilanz des Petersburger Wirtschaftsforums: Der Wind hat sich gedreht

21. Juni 2016 ALEXEJ LOSSAN
Es bewegt sich wieder etwas: Rund dreimal so viele Verträge wie im vergangenen Jahr wurden auf dem diesjährigen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg unterzeichnet. Und auch der russische Staat machte von sich reden: Er kündigte eine Innovationsoffensive in Kooperation mit internationalen Partnern an.

Auf dem diesjährigen Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg (SPIEF) wurden Verträge im Gesamtwert von rund 14,5 Milliarden Euro unterzeichnet, so die vorläufige Bilanz von Anton Kobjakow, Referent des Organisationskomitees. Die offizielle Bekanntgabe des Ergebnisses soll in Kürze folgen, berichtet die Nachrichtenagentur RIA Nowosti.
Insgesamt wurden im Rahmen des Forums 332 Vereinbarungen geschlossen, die keinem Geschäftsgeheimnis unterliegen. Zum Vergleich: 2015 waren es 205 Verträge im Wert von rund vier Milliarden Euro – rund ein Drittel des diesjährigen Vertragsvolumens. Allein die Vereinbarungen zwischen Russland und Italien, dem diesjährigen Gastland des Forums, belaufen sich auf 1,2 Milliarden Euro.

Wegweisende Kooperationen


„Vergangenes Jahr waren ausländische Partner über die Zukunft der russischen Wirtschaft besorgt. Heute ist klar, dass sie sich an das neue Umfeld angepasst hat“, erklärt Wladimir Pankratow, Direktor der Vermögensverwaltung bei der staatlichen Bank VTB, den Anstieg an Investitionen. „In diesem Jahr sagen die Forumsteilnehmer direkt: Lasst uns etwas machen“, betont er.

Unternehmen aus dem Westen als auch aus Fernost waren in Sankt Petersburg vertreten, darunter die Chefs der US-amerikanischen ExxonMobil und italienischen Eni. Der Alibaba-Gründer Jack Ma war zum zweiten Mal dabei. Auch ranghohe Politiker besuchten das Forum, unter anderem der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker, der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der italienische Premier Matteo Renzi und der Präsident Kasachstans Nursultan Nasarbajew.Im vergangenen Jahr war der griechische Premier Alexis Tsipras noch der ranghöchste westliche Politiker gewesen. Und dieser kam auch nur, um einen Kredit mit Russland zu vereinbaren. Westliche Beobachter sprachen von einem Boykott des Forums wegen der im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise gegen Russland verhängten Sanktionen.

Doch in den vergangenen Monaten hat sich der Wind gedreht. Innovationen waren nun das zentrale Thema des diesjährigen Forums – um sie drehte sich die Ansprache Wladimir Putins auf der Plenarsitzung des Forums als auch zahlreiche Panelgespräche.

Die Integration von Innovation werde Wirtschaftswachstum bewirken, unabhängig des politischen Führungsmodells, betonte Herman Gref, Sberbank-Chef und ehemaliger Minister für wirtschaftliche Entwicklung, in dem Diskussionspanel „Evolve or Die“. In jedem politischen System könne man auf Produktivitätssteigerungen und Managementoptimierung setzen, sagte der Banken-Chef.

Yandex, Russlands größter IT-Dienstleister, geht mit bestem Beispiel voran. Das Unternehmen modernisiere bereits russische Stahlwerke, wie Yandex-Gründer Arkadi Wolosch anmerkte. Laut einer Studie von McKinsey können Stahlproduzenten durch den Einsatz innovativer Technologien jährlich rund 105 Milliarden Euro einsparen, davon 18 bis 36 Milliarden durch Produktivitätssteigerungen und weitere 13,6 Milliarden durch Ressourceneffizienz.Staat kündigt tiefgreifende Reformen an

Um eine möglichst tiefgreifende Integration innovativer Technologien zu gewährleisten, werden in Russland neue staatliche Strukturen eingerichtet, hieß es auf dem Forum. Die Agentur für technologische Entwicklung soll sich auf Technologietransfer – die Übernahme von Good-Practice-Lösungen in Russland – konzentrieren. So wird der Einsatz modernster umweltverträglicher Technologien für Großunternehmen zur Pflicht.
Die neue Agentur wird russischen Firmen bei der Gründung von Joint-Ventures mit ausländischen Partnern zur Seite stehen. Deutsche Unternehmen übernehmen dabei die Vorreiterrolle, wie es in einem deutsch-russischen Panel im Rahmen des Wirtschaftsforums hieß. So arbeitet etwa SAP bereits mit dem Gasriesen Gazprom zusammen und plant Kooperationen mit russischen Start-ups.

Die zweite neue Institution ist der Präsidentenrat zur strategischen Entwicklung – eine Art Projektbüro für tiefgreifende Reformen. Wladimir Putin persönlich wird dem neuen Rat vorstehen. Stellvertretender Ratspräsident wird Dmitrij Medwedjew. Wie der Staatschef auf dem Forum erklärte, sollen die Steigerung der Produktivität in unterschiedlichen Wirtschaftsbranchen zur Kernkompetenz des Rates werden.Die Einrichtung einer solchen Institution geht auf einen Vorschlag von Herman Gref und des britischen Ex-Premiers Tony Blair auf dem Petersburger Wirtschaftsforum im letzten Jahr zurück. Den Ratsvorsitz lehnte Gref auf Nachfrage von Journalisten jedoch ab. Wie die russische Wirtschaftszeitung „RBC Daily“ berichtet, kann die Institution angesichts der 2018 anstehenden Präsidentschaftswahlen zu einer Wahlkampfplattform für Wladimir Putin werden. Immerhin waren die Nationalen Projekte in den vier prioritären Bereichen – Wohnungsbau, Gesundheitsfürsorge, Bildung und Landwirtschaft – 2008 eine ähnliche Plattform für Dmitrij Medwedjew.

Bilanz des Petersburger Wirtschaftsforums: Der Wind hat sich gedreht | Russische Nachrichten | RBTH
 
Oskar Hartmann: „Die Krise hat Russland zurechtgerückt“

21. Juni 2016 TAMARA WOJEWODINA

Der russische Investor mit deutschen Wurzeln über Investitionen in der Krise und das Talent, Chancen zu erkennen.



Herr Hartmann, viele Unternehmer sagen, dass die Krise noch lange andauern wird und die Zeit nicht die beste für Investitionen ist. Sie sehen das offenbar anders.
Das ist leicht gesagt, aber schwer getan. Doch jedes Problem ist eine Chance. Ich habe 2013, als klar war, dass eine Krise kommt, mir angeschaut, was in den vergangenen 50 Jahren in anderen Ländern während Krisen passiert ist. Ich habe gesehen, welche Firmen gewachsen sind, welche Familien erfolgreich waren.

Es gibt mehrere Segmente, die immer gut laufen. Zum Beispiel die Fixpreis-Läden. Ich habe bereits 100 solcher Geschäfte unter der Marke Zaodno in Russland aufgemacht. Das Zweite sind Gebrauchtwagen. Wir haben die Verkaufsplattform Carpice gegründet. Der Automarkt an sich fällt sehr stark, Gebrauchte dagegen sind gefragter denn je. Diese beiden Sachen laufen sehr gut.

Man kann natürlich leicht Gründe finden, nichts zu tun. In der aktuellen Krise sind in Russland etwa vier Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. Aber gleichzeitig sind drei Millionen neue entstanden. Es gibt Menschen, die anders denken. Das heißt, dass es in Russland Tausende Menschen wie mich gibt, die trotz Krise investieren und etwas unternehmen, Arbeitsplätze schaffen.


Als Sie in Russland angefangen haben, gab es die erste große Krise. Das war im Jahr 2009. Wie war die Situation damals?


Natürlich ist der größte Unterschied, dass die Krise damals eine globale war und die Situation heu-te sehr spezifisch ist. Dennoch halte ich in Russland „Krise“ für das falsche Wort.


Ich glaube nämlich, dass es ab 
2008 viel einfacher für junge Unternehmer war, mit einem neuen Produkt in den Markt zu kommen, als in den Boomzeiten davor. Wenn alles gut läuft in Russland, dann braucht niemand niemanden. Die Entscheidungsträger sind nicht da, sie machen Urlaub in irgendeinem Resort. Nach 2008 waren plötzlich alle in ihren Moskauer Büros.Auf einmal waren die Augen und Ohren der Investoren und Unternehmer offen.

Ich habe 2009 beispielsweise zum Teil einfach 
E-Mails an „info@“-Adressen geschrieben und mir antworteten Generaldirektoren von Unternehmen. Das ist jetzt wieder ähnlich. Was ich sehe, ist, dass man unglaubliche Sachen machen kann, die nur möglich sind, wenn Menschen fokussiertsind.

Deswegen sehe ich die Sache mit den Krisen so: Es gab keine normalen Zeiten und dann die Krise, vielmehr sind die Krisen für Russland das Normale. Als ich nach Russland kam, hatte das Land 
gerade mehrere Jahre am Stück ein Hyperwachstum erlebt. Man konnte recht schnell erkennen, dass das nicht normal war. Für mich begann nach 2009 die viel normalere Zeit. Als der Ölpreis bei 130 US-Dollar lag, hatten wir eine ungerechtfertigt hohe Kaufkraft. Jetzt wurde die Lage zurechtgerückt, sodass es wieder mehr auf die klassischen Tugenden eines Unternehmers ankommt.

Warum haben Sie sich entschieden, nach Russland zurückzukehren? Viele russische Unternehmer suchen Chancen im Ausland.

Meine Entscheidung hatte absolut niсhts mit der Wirtschaft zu tun. Meine Frau ist schwanger geworden. Dann sagten wir uns, dass wir irgendwo Wurzeln schlagen müssen. Wir dachten an Deutschland, Amerika und Russland. Ich konnte es mir bei meinem damaligen Arbeitgeber, der Boston Consulting Group, aussuchen. Wir haben unsere Fotos durchgeschaut und überlegt, wo wir am glücklichsten waren. 90 Prozent der fröhlichen Fotos stammen aus Moskau. Erst als wir angekommen sind, habe ich gesehen, dass es viele Sachen, die in der Welt gut funktionieren, in Russland gar nicht gibt. Nehmen Sie das Beispiel Kleinanzeigen von Ebay, die in Deutschland damals groß waren.

Provokant formuliert schlüpften Sie in die Rolle des Einäugigen unter den Blinden.

Im Prinzip ja. Es ist wichtig, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Ich habe an vielen Orten gelebt. Die wichtigste Frage ist: Warum gibt es in einem Land et-was nicht, was ich woanders ger-ne genutzt habe, sei es eine bestimmte Webseite oder ein Fitnessstudio? Als ich aus den USA nach Deutschland kam, war es genauso. Es gab, anders als in Amerika, kaumOnlineshops. Also habe ich 2000 einen gegründet. Er war sehr erfolgreich. Wenn ich jetzt nach Deutschland ziehen würde, hätte ich Ideen, die in Japan funktionieren und die es in Deutschland nicht gibt. Es gibt unzählige Bereiche. Gebrauchtwagenoptionen sind ein 100-Milliarden-Dollar-Markt in den USA, den es in Russland bis vor Kurzem noch nicht gab. Man muss wirklich kein Professor sein, um das zu erkennen.

Alle reden dennoch vom schlechten Investitionsklima in Russland. Wie würden Sie die Situation mit Deutschland vergleichen?

Natürlich ist bei allen Chancen in der Krise ein Wirtschaftswachstum besser. In einer schrumpfenden Wirtschaft gibt es, bildlich 
gesprochen, zehn interessante Investments, in einer wachsenden aber Millionen. Deutschland hat eine bessere Infrastruktur und taugt auch eher, um passive Investitionen zu tätigen. In Russland muss man sehr aktiv sein.

Viele der Probleme werden wir überwinden. Ich bin mir sicher, dass Russland die Kapazität da-
zu hat. Als Investor gewinnt man, wenn man sich von den ganzen Stereotypen abstrahiert und überlegt: Was passiert da eigentlich? Wie ist dort das Management, 
wie läuft Produktion in Russland und so fort? Wenn man keine Lust hat, sich mit Details zu beschäftigen, dann hat man hier nichts verloren.

Oskar Hartmann: ?Die Krise hat Russland zurechtgerückt? | Russische Nachrichten | RBTH
 
Wow Indien und Pakistan... passt aber auf, dass die nicht nebeneinander sitzen und nicht auf einander losgehen. :D

Sie sind ja schon eine Weile mit am Tisch, Beitrittskandidaten seit 2011 oder so. Scheint doch zu funktionieren und ist doch gut so.:)

Ausführlicher thematisiere ich das mal im anderen Thread zu den "neuen Mächten"..
 
Ein Bericht wie Deutsche Firmen die eigenen und Russischen Sanktionen umgehen.
Indem sie in Russland Investieren.

Mit anhaltenden Sanktionen nehmen die Investitionen zu. Der schwache Rubel macht Russland für anleger attraktiv.

Um Sanktionen zu umgehen
Deutsche Firmen investieren in Russland


Wirtschaftssanktionen erschweren derzeit den Handel mit Russland. Deutsche Firmen ergreifen kurzerhand die Initiative und bauen einfach selbst Fabriken vor Ort. Dabei greifen sie so tief in die Tasche wie schon seit Jahren nicht mehr.

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Deutsche Unternehmen investieren wieder in großem Stil in Russland. Nachdem Exporte wegen gegenseitiger Sanktionen in vielen Branchen nicht mehr möglich sind, bauen Mittelständler und Konzerne nun eigene Fabriken in Russland auf, um dort weiter im Geschäft zu bleiben, berichtet die "Welt am Sonntag". Das zeige eine Statistik der Deutschen Bundesbank, die der Zeitung vorliege.

Hätten sich deutsche Geldgeber 2014 noch von Russland abgewandt und netto Kapital abgezogen, schlage das Pendel mittlerweile in die andere Richtung aus. 2015 kletterten die Direktinvestitionen deutscher Firmen laut Bundesbank auf 1,78 Milliarden Euro, und damit auf einen Wert, der bislang nur in den Boomjahren 2006 bis 2008 und dazu noch im Jahr 2010 übertroffen wurde, wie die Zeitung weiter schreibt. 2016 dürfte dann ein neuer Rekord erreicht werden, denn laut Bundesbank summierten sich die Direktinvestitionen aus Deutschland allein im ersten Quartal schon auf fast 1,1 Milliarden Euro.

Die Unternehmen, die in Russland investieren, kommen dem Zeitungsbericht zufolge aus verschieden Branchen. So habe der milliardenschwere Landmaschinenhersteller Claas rund 120 Millionen Euro in ein neues Werk im südrussischen Krasnodar investiert. Deutschlands größte Molkerei DMK stehe vor der Übernahme eines russischen Konkurrenten und der mittelständische Naturarzneimittelhersteller Bionorica plane für rund 30 Millionen Euro in Woronesch den Aufbau einer eigenen Produktion.

Der niedrige Rubelkurs mache Investitionen vergleichsweise preiswert. Zudem verspreche die russische Regierung Sonderkonditionen: Wer mindestens 750 Millionen Rubel, umgerechnet etwa zehn Millionen Euro, investiere, sich zu zehn Jahren Verbleib im Land verpflichte und dazu noch in eine Produktion investiere, die es so bislang in Russland nicht gebe, erhalte einen Sonderinvestitionsvertrag. Dadurch könnten sich die Unternehmen an staatlichen Ausschreibungen beteiligen, erhielten gegebenenfalls Steuervergünstigungen und glichen damit echten russischen Unternehmen.

Um Sanktionen zu umgehen: Deutsche Firmen investieren in Russland - n-tv.de

Damit bestätigt sich auch das was ich von anfang an gesagt habe.
Kurz nachdem die Sanktionen eingeführt wurden und einige über den Bankrott Russlands fantasierten.
 
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