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Russische Wirtschaftsnews

Wein läuft Wodka den Rang ab

18. Juli 2013 Wiktor Kusmin, für Russland HEUTE
In Russland ist ein starker Anstieg der Nachfrage nach Wein zu beobachten. Gleichzeitig sinkt der Konsum von Wodka und anderen hochprozentigen Alkoholika. Neben Frankreich und Georgien profitiert vor allem Spanien von der veränderten Situation.

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Foto: Photoshot / Vostock-Photo

Die neuen russischen Eigentümer der spanischen Kelterei Bodegas El Cidacos S.L. beabsichtigen, drei Millionen Euro in deren Ausbau zu investieren und die Produktion auf den Export auszurichten. Eines der größten Abnehmerländer wird Russland sein, wo der Absatz spanischer Weine im vergangenen Jahr den der französischen Wettbewerber überflügelt hat.
„Die Verhandlungen mit den Europäern verlaufen normalerweise nicht ganz unkompliziert. Sie schätzen den Wert ihres Anlagevermögens nicht ganz adäquat ein“, erzählt Benjamin Grabar, Leiter der Industriegruppe Ladoga,gegenüber Russland HEUTE. Ende April erwarb sein Unternehmen die spanische Kelterei BodegasEl Cidacos S.L.. Sie produziert die in Russland sehr beliebte Weinmarke Conde Otinano. Die neuen Eigentümer beabsichtigten, die Produktion auf den Export auszurichten: nach Russland, China, Deutschland, Großbritannien und die USA.
Der Kauf wurde unter anderem wegen der Krise in Europa und der sinkenden Vermögenswerte möglich. Das vergangene Jahr war für die europäischen Weinproduzenten nicht ganz einfach – viele von ihnen erlitten bedeutende Verluste. Im Ergebnis stieg die Zahl derer, die das Handtuch warfen und aus dem Weingeschäft ausstiegen. „Inzwischen kann man das Anlagevermögen wesentlich günstiger erwerben als noch vor fünf bis sechs Jahren“, bemerkt Grabar.
Die Kelterei, die im spanischen Rioja ansässig ist, füllte im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Flaschen mit einem Wert von 2,8 Millionen Euro ab. Neben Conde Otinano verfügt sie gegenwärtig über weitere sieben Marken.
Der Weinmarkt ist in Russland eine heißumkämpfte Branche. Hier sind alle weinproduzierenden Länder vertreten. Auch ist in diesem Jahr mit Georgien der ehemalige Marktführer auf den russischen Markt zurückgekehrt. In Russland kann man wieder georgischen Wein kaufen, dessen Import ab 2006 verboten wurde. Nach dem Einfuhrverbot für alkoholische Produkte aus Georgien war Frankreich lange Zeit der Marktführer auf dem russischen Markt. Allerdings wurden die Franzosen laut Angaben des russischen Zolls im vergangenen Jahr von den Spaniern überholt. Grund dafür waren nicht allein die ungünstigen Witterungsbedingungen in Frankreich. „Die spanische Weine gefallen dem russischen Verbraucher aufgrund ihrer Geschmackseigenschaften – sie erinnern ihn an die Weine aus Georgien und der Krim. Zu Zeiten der Sowjetunion waren das die beliebtesten und erschwinglichsten Weine. Sie haben ein reicheres Bouquet und einen fruchtigeren Geschmack“, sagt Grabar.

Den Kauf von Unternehmensanteilen an der Produktion alkoholischer Getränke im Ausland ist in Russland eher ungewöhnlich. Der einzige ähnlich gelagerte Deal war die Übernahme des Weinhauses Gancia im Jahr 2011 durch den russischen Wodka-Magnaten Rustam Tariko.
Neben dem Anstieg der Nachfrage nach Wein sei der Entwicklungstrend auf dem russischen Alkoholmarkt vor allem durch einen sinkenden Konsum von Wodka und einen stürmischen Anstieg der Nachfrage nach ausländischen, für Russland untypischen, hochprozentigen Getränken wie Whiskey, Rum und Tequila geprägt, erzählt Iwan Kuschtsch gegenüber Russland HEUTE. Ein weiterer Trend, jedoch mit negativen Vorzeichen, sei der Anstieg der Produktion von gefälschten Markenprodukten, vor allem beim Wodka. Hauptgrund für all diese Erscheinungen ist die sprunghafte Anhebung der Steuer für hochprozentigen Alkohol. „Es ist inzwischen wieder eine Zunahme schwarz gebrannter und illegal produzierter Produkte zu verzeichnen. Der Anteil an legal produzierten Wodka- und Biererzeugnissen sinkt. Andererseits nimmt jedoch der Umsatz in Produktgruppen wie Wein, Cognac und Whisky zu. Die Nachfrage nach Wein wächst, weil die Geschmackspräferenzen der Menschen sich ändern. Sie sind inzwischen der Meinung, dass Weintrinken zum guten Ton gehört“, glaubt Grabar.

Die gegenwärtige russische Regierung geht mit wesentlich subtileren Methoden gegen die Volkskrankheit Alkoholismus vor. Im Gegensatz zur sowjetischen Regierung untersagt sie das Trinken alkoholischer Getränke nicht komplett, sondern hat lediglich eine Reihe von Verkaufsbeschränkungen eingeführt. „Die Verabschiedung neuer Gesetze zur Beschränkung des Alkoholkonsums an öffentlichen Plätzen, das Verkaufsverbot für Bier an Kiosken und an Stränden haben die Geschäftstreibenden dazu gezwungen, Cafés mit Terrassen einzurichten. Die Zahl der Betrunkenen auf der Straße hat abgenommen, dafür gibt es mehr Radfahrer. Die Menschen trinken mehr Wein und haben begonnen, sich auf diesem Gebiet besser auszukennen. Es wird weniger billiges Bier und mehr qualitativ Hochwertiges getrunken“, erzählt Andrej Altunin. Seinen Angaben zufolge sei im laufenden Jahr der Konsum alkoholischer Getränke deutlich zurückgegangen, vor allem beim Wodka.
In den russischen Geschäften, selbst in den teuren, können inzwischen nach 22 Uhr keine hochprozentigen Getränke mehr gekauft werden. Selbst fünfprozentiges Bier ist dann nicht mehr erhältlich. Die russische Gesellschaft hat – entgegen vorheriger Befürchtungen – an den neuen Regelungen keinen Anstoß genommen. Ganz im Gegenteil: Einige figurbewusste Bloggerinnen scherzten, dass nun auch der Verkauf von Kuchen und Torten nach 19 Uhr untersagt werden sollte

Wein läuft Wodka den Rang ab | Russland HEUTE


 
Einer der Kornkammer dieser Welt ist auf Weizenimporte angewiesen. Man, was läuft nur schief? :facepalm:

Mal eine andere quelle dazu!

Ägyptens wichtige Weizenvorräte nehmen offenbar ab

Ägyptens wichtige Weizenvorräte haben offenbar stark abgenommen. Seit Februar hatte das Land keinen Weizen mehr gekauft: Jetzt spricht der zuständige Minister der abgesetzten Regierung davon, es sei nur noch eine halbe Million Tonnen Importweizen da. Dazu kämen drei Millionen Tonnen aus einheimischer Ernte. Insgesamt sind das Vorräte für rund zwei Monate.
Der Preis für das Grundnahrungsmittel Brot wird in Ägypten stark gestützt. Das Land ist der größte Weizenimporteur der Welt; jedes Jahr kauft es zehn Millionen Tonnen. Der Einfuhrweizen muss dem eigenen Weizen zugegeben werden, weil der alleine sich nicht gut backen lässt.


Die Welternährungsorganisation warnt jetzt vor möglichen Engpässen bei Nahrungsmitteln. Sie verweist auf Ägyptens schwache Wirtschaft und einen Mangel an Devisen. Allerdings haben Länder wie Saudiarabien und die Emirate Ägypten jetzt, nach dem Regierungswechsel, Milliardensummen an Geschenken und Darlehen versprochen. Dank diesem Geld kann sich das Land auch mit einer schwachen Wirtschaft wohl längere Zeit über Wasser halten.
Mit neuen Weizenkäufen müsste es aber schnell gehen, damit die Lieferungen rechtzeitig in die Getreidemühlen gelangen. Die abgesetzte Regierung hatte außerdem vor kurzem noch 180.000 Tonnen Weizen gekauft, die im August geliefert werden.

Ägyptens wichtige Weizenvorräte nehmen offenbar ab | euronews, welt
 
Russland erhöht Kapitalabfluss-Prognose auf 50 Mrd. Dollar

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Russlands Wirtschaftsministerium will laut Vize-Minister Andrej Klepatsch im August seine Prognose für die Kapitalabwanderung im Jahr 2013 auf 50 Milliarden US-Dollar erhöhen.
Bisher ging das Wirtschaftsministerium von 30 Milliarden Dollar Kapitalabfluss aus.

Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew hatte in einem Interview mit der Wirtschaftsagentur Prime bereits erklärt, dass der Netto-Kapitallabfluss zum Jahresende über 35 Milliarden Dollar liegen könnte. Ein Resultat unter 50 Milliarden wäre „ein gutes Resultat“, hieß es.
Im Juni wurde laut Klepatsch ein unbedeutender Kapitalzufluss registriert. „Laut Zahlungsbilanzdaten hatten wir im Juni einen Zufluss. Das ist jedoch ein üblicher Effekt, der auf die hohen Dividendenauszahlungen zurückzuführen ist, und bedeutet nicht, dass ein Umbruch passiert ist. Im Juli ist ein Kapitalabfluss zu erwarten, glaube ich“, so der Vizeminister.

Russland erhöht Kapitalabfluss-Prognose auf 50 Mrd. Dollar | Wirtschaft | RIA Novosti
 
Russland baut Kernkraftwerke in Europa

Atomtechnologie aus Russland ruft in Europa immer größeres Interesse hervor. Nach Finnland und Tschechien nimmt auch Großbritannien die Rosatom-Kernkraftwerke ins Visier.

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Atomtechnologie aus Russland ruft in Europa immer größeres Interesse hervor. Einst baute die Sowjetunion Atomkraftwerke in Bulgarien, der Slowakei, Ungarn, Tschechien, Finnland und (Ost-)Deutschland. Der überwiegende Teil dieser Anlagen arbeitet auch heute noch erfolgreich.

In der postsowjetischen Ära setzte das russische Unternehmen Rosatom seine Tätigkeit in der Europäischen Union fort. Diese Politik trägt jetzt ihre Früchte: So hat sich zum Beispiel Tschechien bereits vollständig vom amerikanischen Kernbrennstoff losgesagt und verwendet Brennelemente aus russischer Produktion. Diese sind sicherer und zuverlässiger. Das finnische Unternehmen Fennovoima hat diesen Sommer ein Abkommen mit Rusatom Overseas über die Ausarbeitung eines Vertragsentwurfs zum Bau des Kernkraftwerks Hanhikivi-1 unterzeichnet.

Die russische Atomwirtschaft beabsichtigt, vom Unternehmen Fennovoima einen Anteil in Höhe von 34 Prozent zu übernehmen. Wenn die Partner sich in allen Punkten einigen sollten, kann das Projekt als durchschlagend für ganz Europa bezeichnet werden.
Es sollte nicht vergessen werden, dass – noch im Rahmen eines sowjetischen Projekts – in Finnland zwei Blöcke des Kernkraftwerks Loviisa errichtet wurden und dieses Kraftwerk nach Einschätzung unabhängiger Experten heutzutage eines der besten europäischen Kraftwerke, sowohl bezüglich seiner Rentabilität als auch in puncto Sicherheit darstellt. Es ist bekannt, dass die finnische Atomaufsicht STUK eine der strengsten der Welt ist. Deshalb stellt es eine besondere Ehre dar, dass sich die finnischen Spezialisten für die russische Technologie entschieden haben.

In Finnland werden 25 Prozent der erzeugten Energie durch Atomstrom abgedeckt. Das ist sogar noch mehr als in Russland, wo Atomkraftwerke über 16 Prozent der gesamten Energie erzeugen. Die Finnen waren die Ersten in Europa, die erklärt haben, dass Rosatom die weltweit beste energetische Lösung bei der friedlichen Nutzung des Atoms biete. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das nächste Land, das sich für den Bau eines Kernkraftwerks mit moderner russischer Technologie entscheidet, Tschechien wird. An der Ausschreibung für den Bau von zwei Blöcken für das Kernkraftwerk Temelin nimmt ein tschechisch-russisches Konsortium teil, das das Projekt AKW 2006 eingereicht hat.

Gemäß diesem Projekt werden in Russland derzeit sechs Blöcke ausgestattet, weitere zwei werden in Belarus und weitere vier in der Türkei gebaut. AKW-2006 gehört zur Generation 3+, das heißt es verfügt über eine einmalige Kombination aus aktiven und passiven Sicherheitssystemen, und entspricht damit allen nach Fukushima ausgearbeiteten Sicherheitsanforderungen. Dieses Projekt entspricht allen IAEA-und EUR-Parametern.

Das Projekt AKW-2006 sieht unter anderem eine doppelte Schutzhülle vor, die den Aufprall eines bis zu 400 Tonnen schweren Flugzeugs überstehen kann. Es beinhaltet passive Systeme, die die Wärme aus der aktiven Zone und der Schutzhülle abführen, sowie aktive Systeme (vier Kanäle), ein Wasserstoffnachbrenner und einen Core-Catcher. Dazu kommt eine Vorrichtung zum Auffangen von geschmolzenem Material. Ein größerer Umfang an Sicherheitsmaßnahmen ist weltweit in keinem anderen Projekt vorgesehen. Wenn solch ein Kraftwerk im März 2011 an der Stelle des Kernkraftwerks Fukushima gestanden hätte und einer ähnlichen Naturgewalt ausgesetzt gewesen wäre, hätte es diese extreme Einwirkung ohne größere Schäden überstanden.


Die infolge der japanischen Reaktorkatastrophe durchgeführten Stresstests haben die Standhaftigkeit moderner russischer Atomkraftwerke gegenüber verschiedenen extremen Einwirkungen bestätigt. Das aktuelle, durch Rosatom ausgearbeitete Kernkraftwerkprojekt sieht vor, dass das Kraftwerk auch im autonomen Betrieb, wenn alle Elektro- und Wasserversorgungssysteme über einen längeren Zeitraum ausfallen, in der Lage ist, den Kernspaltungsprozess aufzuhalten, die Restwärme abzuführen und damit die Sicherheit zu gewährleisten.
In Großbritannien hat ein weiteres europäisches Land die Rosatom-Kernkraftwerke im Visier. Die Roadmap für den möglichen Einstieg Rosatoms in den britischen Atommarkt könnte noch in diesem Jahr unterzeichnet werden. Die Lösung für Fennovoima könnte ein positives Signal für die europäischen Länder werden, die sich noch nicht von dem Fukushima-Trauma und der Antipathie gegenüber Atomkraft erholt haben.

Russland baut Kernkraftwerke in Europa | Russland HEUTE
 
Medwedew: Russische Wirtschaft wenig konkurrenzfähig

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© RIA Novosti. Ekaterina Shtukina

Die russische Wirtschaft ist laut Russlands Premier Dmitri Medwedew international wenig konkurrenzfähig, weil sie sich größtenteils auf überhöhte Preise und eine schwache technologische Entwicklung stützt.
Die Konkurrenz müsse „in solchen Branchen gefördert werden, die die Belange der Mehrheit unserer Bevölkerung betreffen, denn es handelt sich um die Lebensqualität“, sagte Medwedew am Donnerstag in einer Regierungssitzung.
„Ich meine damit die Wohnungs- und Kommunalwirtschaft, den öffentlichen Verkehr, Kommunikationsleistungen, die medizinische Betreuung sowie eine Reihe anderer Bereiche“, so Medwedew.

Das Niveau der Konkurrenz sei in den verschieden Regionen unterschiedlich und hänge in vielem von der Position der örtlichen Behörden sowie vom professionellen Niveau der Verwaltungsteams ab.
Medwedew verwies darauf, dass „die besten regionalen Erfahrungen analysiert werden müssen“. Es müsse versucht werden, sie ins Leben umzusetzen und die erfolgreichen Strategien weiter zu entwickeln.

„Eine Vereinfachung von Bewilligungsverfahren, die Gewährleistung eines gleichberechtigten Zugangs zu Energie und Infrastruktur sowie eine Verringerung der heute übermäßigen Anzahl von Staatsobjekten - in all diesen Richtungen geht die Arbeit weiter, Fahrpläne und Programme werden erstellt“, so Medwedew. Bedeutende Fortschritte seien jedoch laut den meisten Unternehmen und Experten nicht verzeichnet worden, betonte der Premier.

Medwedew: Russische Wirtschaft wenig konkurrenzfähig | Wirtschaft | RIA Novosti

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Benzinpreis in Russland - einer der niedrigsten in Europa

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Auf der europäischen Brennstoffpreisliste hat Russland den 30. Platz belegt. Das russische Benzin gehört zu dem billigsten in Europa. Ende Juni kostete ein Liter 95er Benzin im Durchschnitt 0,7 Euro gegenüber 1,4 Euro in den europäischen Ländern, wie RIA Rating mitteilt.

In den ersten sechs Monaten 2013 war das teuerste Benzin in Norwegen zu verzeichnen. Der Durchschnittpreis für 95er Benzin betrug dort 1,83 Euro pro Liter. Da in Norwegen nicht die Erdölunternehmen, sondern der Staatshaushalt einen beträchtlichen Anteil des Benzinpreises bekommt, dient der Brennstoff in diesem Land zur Umverteilung der Güter in der Gesellschaft.

Den zweiten Platz auf der Liste belegt Italien, wo der Durchschnittspreis für Benzin 1,73 Euro pro Liter beträgt. Auf Rang drei kamen die Niederlande (1,72 Euro).
Billiger als in Russland ist das Benzin nur in Weißrussland und Kasachstan. In Weißrussland kostet ein Liter 95er Benzin im Durchschnitt 0,67 Euro. Die Brennstoffpreise werden in diesem Staat von der Regierung kontrolliert. In Kasachstan zahlen die Autofahrer im Durchschnitt 0,69 Euro je Liter Benzin.



© RIA Novosti.
Wo in Europa das Benzin am teuersten ist



http://de.ria.ru/business/20130725/266548239.html
 
Die russische Wirtschaft wird grün

Auch in Russland wird das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit immer wichtiger. Neben staatlichen Lösungen nehmen immer mehr Unternehmen dieses Thema selbst in die Hand – einige wollen konkurrenzfähig bleiben, für andere ist es das Geschäftsmodell. Wir stellen die fünf interessantesten Initiativen vor.

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Eine Bushaltestelle mit Solarzellen in Moskau. Foto: ITAR-TASS

Russische Unternehmen gehen allmählich zu Öko-Standards über. Einerseits werden sie dazu durch den Wettbewerb auf den westlichen Märkten gezwungen, andererseits übt der eigene Staat Druck auf sie aus. So werden entsprechend einer jüngsten Initiative bei staatlichen Aufträgen von den russischen Behörden die umweltfreundlichen Lieferanten bevorzugt.
Laut Meldungen in den russischen Medien sollen die Behörden des Landes ab dem 15. August 2013 bei der Ausschreibung von Staatsaufträgen spezielle Umweltcharakteristika und -anforderungen für die Wettbewerber angeben. Der Vorzug wird dann den Konzepten gegeben, die nach internationalen ökologischen Richtlinien, wie sie in ISO-Normen und durch die Nichtregierungsorganisation CERES festgelegt sind, arbeiten. Eine entsprechende Anweisung erhielt der Expertenrat für Umweltpolitik in der Regierung der Russischen Föderation von Ministerpräsident Dmitri Medwedjew.
Im Jahr 2012 wurde in Russland das Paket von Umweltinitiativen „Grundlagen der Umweltpolitik Russlands für den Zeitraum bis 2030" verabschiedet, ausgearbeitet durch das Ministerium für Naturressourcen und Umwelt. Laut diesem Dokument will die Regierung der Russischen Föderation russische Unternehmen zur Einführung „grüner" Technologien stimulieren. Demnach sollen beispielsweise Unternehmen, die die Umwelt aktiv verschmutzen, neue, auf der Grundlage positiver Erfahrungen aus dem Ausland erarbeitete, technologische Lösungen angeboten werden und die Kontrolle der Emissionen direkt den Regionen übertragen werden.
Russische Unternehmen sind aber auch selbst an der Einführung von Öko-Technologien interessiert. Dazu zwingt sie der Wettbewerb mit internationalen Unternehmen, die bestimmte ökologische Standards längst befolgen. Um zu überprüfen, wie erfolgreich der ökologische Transformationsprozess der Geschäftswelt Russlands bereits verläuft, hat Russland HEUTE eine Rangliste der fünf interessantesten Öko-Initiativen aufgestellt. In diesem Ranking sind sowohl Unternehmen enthalten, die bei sich eigene Standards eingeführt haben, als auch solche, die Umwelttechnologien als Geschäftsfeld entdeckt haben.



Recycling von Müll

Während Europa bereits weitgehend zur Mülltrennung übergegangen ist, fängt man in Russland mit der separaten Erfassung des Abfalls erst an.

Vonseiten des Staates wird das umweltfreundliche Recycling der Abfälle vorerst lediglich durch die Ankündigung entsprechender Gesetzesinitiativen und vereinzelte Aktionen unterstützt, zum Beispiel durch das Aufstellen von unterschiedlichen Abfallbehältern für die verschiedenen Müllsorten am Flughafen Wnukowo.
Aber auch private Unternehmen haben beschlossen, die Initiative in ihre Hände zu nehmen. Das Unternehmen Sfera Ekologii bietet zum Beispiel eine getrennte Müllentsorgung für Geschäftsräume an. „Unsere Hauptaufgabe ist es, die Idee eines effizienten Abfallmanagements auf der Grundlage wirtschaftlicher, gesetzlicher und sozialer Voraussetzungen umzusetzen", heißt es im Unternehmen. Und obwohl die Dienste von Ekologii im Wesentlichen von den russischen Büros ausländischer Firmen, wie zum Beispiel von Greenpeace, dem WWF, Microsoft, Intel, den Botschaften Großbritanniens und Deutschlands sowie der Marriott-Hotelkette, genutzt werden, verliert das Unternehmen nicht die Hoffnung, auch den russischen Kunden eine moderne Entsorgungskultur zu vermitteln.



Euro-5-Abgasnorm

Der Übergang zu internationalen Standards zur Senkung des Ausstoßes von Schadstoffen bei Verbrennungsmotoren in Russland verläuft ebenso schleppend. So wird das Land die Euro-4-Norm offiziell erst 2014 einführen. Aber auch jenseits der Automobilhersteller ist der Wettbewerb auf dem Markt bereits so hart, dass es sich auch die russischen Erdölkonzerne nicht erlauben können, hinterherzuhinken. Deshalb haben sie bereits beschlossen, die Euro-5-Norm unabhängig von den staatlichen Vorgaben zu erfüllen. Zu den engagiertesten Unternehmen auf diesem Gebiet zählen die Branchenführer: Lukoil, Gazprom und Rosneft – deren Benzin entspricht bereits heute schon den weltweit gängigen Standards.



Grünes Bauen

In den letzten zwei Jahren hat sich auf dem russischen Markt des Baus von Landhäusern ein neuer Trend etabliert: Den Kunden werden Ökohäuser angeboten, bei deren Bau ausschließlich natürliche Materialien zum Einsatz kommen. Der Preis eines solchen Hauses liegt etwa zehn Prozent über dem eines normalen Hauses (640 bis 750 Euro gegenüber 590 bis 710 Euro pro Quadratmeter). Laut dem Entwicklungsdirektor des Bauunternehmens Good Wood, Alexander Dubowenko, hat die Initiative der Immobilienentwickler bisher jedoch noch kein massenhaftes Interesse geweckt: „Die Zahl der Kunden, die bereit sind, für ein umweltfreundliches Haus mehr auszugeben, wächst nur sehr langsam."



Energieeffizienz dank Energiesparlampen

Immer mehr russische Unternehmen begeistern sich für energieeffiziente Technologien. Die geografische Lage lässt einen flächendeckenden Einsatz von Solarzellen in einem Großteil der Regionen Russlands nicht zu. „Sonnenenergie als alternative Energiequelle sind bei unserem Klima nicht sehr effizient", sagt Xenia Agapowa, Beraterin für Umweltinnovationen bei Jones Lang LaSalle.
Dafür werden Energiesparlampen in Russland immer beliebter. „Die Kosten für Energiesparlampen bewegen sich zwischen 20 und 120 Euro pro Quadratmeter, in Abhängigkeit vom Design und der Qualität des Leuchtkörpers", sagt Sergej Kobosjew, kommerzieller Geschäftsführer des russischen Unternehmens Trinova, einem Lieferanten von Energiesparlampen. Kobosjew zufolge könnten Unternehmen durch den Einsatz einer modernen Beleuchtungssteuerung zwischen 30 und 70 Prozent der Energiekosten einsparen, und das bei einer Rückflussdauer der Investitionen von nur zwei bis fünf Jahren.



Greenpeace-Initiative „Grünes Büro"

Ökologisches Denken spart letztlich nicht nur Geld, sondern verbessert auch das Unternehmensimage. Um am Greenpeace-Programm „Grünes Büro" teilzunehmen, ist es allein notwendig, die Umsetzung empfohlener Maßnahmen zu verkünden: die Verwendung von Recycling-Papier, die Abkehr von Einweggeschirr, das Trennen von Müll und die Begrünung der Büroräume. „Wir sparen Elektroenergie durch den Einsatz einer automatischen Beleuchtungssteuerung, wir verwenden Öko-Papier und sammeln Altpapier", berichtet Tatjana Gumenjuk, Vertreterin der Unternehmensgruppe Magnesit. Greenpeace kontrolliere die Teilnehmer nicht, erzählt sie, da die Organisation auf das Verantwortungsbewusstsein der Teilnehmer setze.

Die russische Wirtschaft wird grün | Russland HEUTE
 
[h=1]Russland plant Infrastruktur-Investitionen
"Transsib" erhält Milliarden-Spritze
[/h]Die in die Jahre gekommene längste Bahnstrecke der Welt wird modernisiert. Dafür stellt Moskau einen gigantischen Betrag bereit und hofft auf weitere Investoren. Zudem wird auch die Erneuerung anderer Strecken geplant. Dies soll die wirtschaftliche Anbindung der Regionen verbessern. Zudem stehen in Russland sportliche Großereignisse an.

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Es ist der große Traum vieler Bahnfans: Einmal mit der legendären "Transsib" fahren. 9288 Kilometer weit führt die Trasse der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau durch den Ural und die Weite Sibiriens, am Baikalsee entlang bis nach Wladiwostok am Pazifik. Doch die längste Bahnlinie der Welt ist in die Jahre gekommen. Deshalb will Russland mit Milliarden Euro die Weichen für eine moderne Zukunft stellen.
Zu einem "Schlüsselfaktor bei der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes" hat Kremlchef Wladimir Putin den Ausbau der Infrastruktur ernannt. Allein für die "Transsib" und die zwei anderen vorrangigen Projekte plant Moskau mit einem "Startkapital" von 450 Milliarden Rubel (etwa 10,6 Milliarden Euro).


[h=3]Milliarden-Bedarf angemahnt[/h]Über Transsibirische Eisenbahn zwischen Moskau und der Großstadt Wladiwostok am Pazifik können derzeit 120 Millionen Tonnen Güter im Jahr befördert werden. In den vergangenen fünf Jahren sei die Frachtmenge auf der Schiene allein in Richtung Pazifik um 55 Prozent gestiegen, sagte Putin.


Nur mit den Reserven aus den immensen Öl- und Gaseinnahmen will Russland diese Vorhaben aber nicht stemmen. "Alle angekündigten Projekte sind offen für Investoren", kündigt Putin an. Bereits jetzt macht etwa der Siemens-Konzern gute Geschäfte mit dem Kreml. So haben die Münchner den neuen Hochgeschwindigkeitszug Sapsan (Wanderfalke) auf ICE-Basis entwickelt, der mehrmals täglich Moskau mit der Touristenmetropole St. Petersburg verbindet, und liefern zudem Hunderte E-Lokomotiven.
Seit Jahren dringt die Staatsbahn RZD auf die Modernisierung der 1916 fertiggestellten "Transsib" und deren Schwesterstrecke, die rund 4300 Kilometer langen Baikal-Amur-Magistrale (BAM), die nördlich entlang des Baikalsees über die Großstadt Komsomolsk am Amur zum Pazifik führt. 562 Milliarden Rubel seien bis 2018 dafür notwendig, betont Transportminister Maxim Sokolow nach einer Sitzung mit Putin. Davon trägt der Staat 260 Milliarden Rubel. Die RZD will zur Finanzierung ihres Eigenanteils Vorzugsaktien für 150 Milliarden Rubel auflegen, die dann der Nationale Wohlfahrtsfonds kaufen soll.


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Der Wanderfalke von Siemens.



[h=3]Anschluss an den Westen - und den Osten[/h]Außer der "Transsib" sollen vor allem eine neue Hochgeschwindigkeitstrasse von Moskau in die rund 800 Kilometer entfernte Millionenstadt Kasan sowie ein neuer gigantischer Autobahnring um die Hauptstadt vorangetrieben werden. Über den neuen Moskauer Autobahnring ZKAD solle in naher Zukunft entschieden werden, kündigte der Präsident an. Seit Jahren klagen die Einwohner der größten Stadt Europas über dauernd verstopfte Straßen.
Putin hatte die Verkehrsprojekte vor ausländischen Investoren auf dem Internationalen Wirtschaftsforum Ende Juni in St. Petersburg angekündigt. Wie viel Geld in welches Vorhaben fließen soll, sagte Putin zunächst nicht.


Die Arbeiten an "Transsib" und BAM würden auch dringend benötigte Arbeitsplätze schaffen, meint der Analyst Alexej Wjasowski. Bisher ziehen vor allem junge Leute in Scharen aus Sibirien und dem Fernen Osten in den europäischen Teil Russlands. Gütertransporte würden sich vervielfachen, neue Steuereinnahmen entstünden, meint Wjasowski.
Immer wieder hat Putin gefordert, die riesige Region besser an den Westen anzuschließen. Sogar ein eigenes Ministerium hat der Präsident dafür ins Leben gerufen. Das kaum besiedelte Gebiet ist für Putin von strategischer Bedeutung. Nicht ohne Hintergedanken hat er deshalb im Vorjahr ein Gipfeltreffen der Pazifik-Anrainer an die "Transsib"-Endstation Wladiwostok vergeben - und Milliarden in die Stadt gepumpt.

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Wladiwostok



[h=3]Großereignisse zwingen zu Infrastruktur-Investitionen[/h]Hier grenzt Russland an die rasant wachsenden ostasiatischen Märkte. Schon häufiger drohte Putin der Europäischen Union, die ein Kartellverfahren gegen den russischen Staatskonzern Gazprom vorantreibt, damit, die Öl- und Gaslieferungen nach China und Südostasien auf Kosten des Westens deutlich zu erhöhen.
Doch auch bevorstehende Großereignisse zwingen das Riesenreich dazu, sein veraltetes Schienennetz zu modernisieren, das längste der Welt. Zudem will sich das Ausrichterland der Olympischen Winterspielen 2014 und der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 der Welt als moderner Staat präsentieren.

Vor allem die Fans sollen schnell zu den Austragungsorten gelangen - deshalb setzt Moskau verstärkt auf den rasanten Aufbau eines Hochgeschwindigkeitsnetzes. Die "Transsib" spielt für die WM aber kaum eine Rolle - zwar liegt der östlichste Spielort, die Millionenstadt Jekaterinburg rund 1800 Kilometer von Moskau entfernt, an der Strecke. In Sibirien aber sind keine Partien geplant.

Russland plant Infrastruktur-Investitionen: "Transsib" erhält Milliarden-Spritze - n-tv.de
 
Wohlfahrtsfonds wird Modernisierung Transsibirischer Eisenbahn mit 3,5 Mrd. Euro finanzieren

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© RIA Novosti. Viktor Habarov

Der russische Wohlfahrtsfonds wird Projekte zum Ausbau der Eisenbahn-Infrastruktur im Osten des Landes, darunter zur Modernisierung der Transsibirischen und der Baikal-Amur-Eisenbahn (BAM), mit 150 Milliarden Rubel (3,46 Milliarden Euro) finanzieren.

Zu diesem Zweck werde der Fonds neue Vorzugsaktien der Staatsbahn RZD im gleichen Wert kaufen, deren Emission geplant sei, sagte Verkehrsminister Maxim Sokolow am Freitag in Präsident Wladimir Putins Vorstadtresidenz Nowo-Ogarjowo bei Moskau. Dabei schloss der Minister nicht aus, dass die Vorzüge künftig an einen anderen Investor verkauft werden.

Die Transsibirische Eisenbahn, auch als Transsib bekannt, ist mit 9288 Kilometern die längste Bahnstrecke weltweit. Sie führt von Moskau durch den Ural und die Weite Sibiriens, am Baikalsee entlang bis nach Wladiwostok am Pazifik. Für die Transsib und zwei andere wichtige Verkehrsprojekte hatte die Regierung in der ersten Phase 450 Milliarden Rubel eingeplant.

Wohlfahrtsfonds wird Modernisierung Transsibirischer Eisenbahn mit 3,5 Mrd. Euro finanzieren | Wirtschaft | RIA Novosti
 
Start-ups zieht es nach Russland

25. Juli 2013 Maria Spiegel, für Russland HEUTE
Aufgrund der vorherrschenden Wirtschaftskrise in Europa entdecken mehr und mehr Untenehmen Russland als neuen Markt. Insbesondere für Start-ups bietet das osteuropäische Land eine große Bandbreite an Möglichkeiten.

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In Russland erfahren kleine Unternehmen steuerrechtliche Begünstigungen, die es ihnen ermöglichen, ihre Steuerausgaben zu senken und den Kontakt mit den Finanzbehörden zu minimieren. Foto: ITAR-TASS

Angesichts der Tatsache, dass in Industrieländern die Wirtschaftskrise wütet, wird Russland mit seinen hohen Erdöleinnahmen als ein überaus perspektivenreiches Land gesehen, wo man im Bereich Dienstleistungen einiges erreichen kann. Gerade in diesem Sektor sind auch die meisten Mikro- und Kleinunternehmen tätig, da die Start-up-Kosten in dieser Sparte sehr niedrig sind, die Einnahmen aber umso höher ausfallen können.
Nach Angaben der Weltbank soll es mehr als 500 Kriterien geben, nach denen Betriebe als Kleinunternehmen eingestuft werden. So wurde etwa im Grundgesetz Russlands, in dem die Grenzen für Kleinunternehmen rechtlich verankert sind, festgehalten, wie viele Mitarbeiter sowie Einnahmen Mikro-, Klein- und Großbetriebe haben müssen, um als solche eingestuft zu werden.
Den Status „Mikro" erhalten jene Unternehmen, die Einnahmen bis 1,4 Millionen Euro oder eine Mitarbeiterzahl von bis zu 15 Personen verzeichnen; Unternehmen mit Einnahmen von bis zu 220 000 Euro oder mit bis zu 100 Mitarbeitern werden als Kleinbetriebe erachtet. Alle Firmen, die mehr Einnahmen und Mitarbeiter haben, werden zu den Mittel- und Großunternehmen gezählt.
In Russland gibt es zudem spezielle Förderprogramme für Kleinunternehmen, weswegen Betriebe dieser Kategorie einige Vorteile genießen. Beispielsweise erfahren kleine Unternehmen steuerrechtliche Begünstigungen, die es ihnen ermöglichen, ihre Steuerausgaben zu senken und den Kontakt mit den Finanzbehörden zu minimieren. Jedoch könne dieser „besondere" Status für Kleinunternehmen auch unnötige Hürden mit sich bringen, meinen Experten: Mikro- und Kleinunternehmen bekämen bei einer Bank viel schwieriger einen Kredit und fänden viel schwerer alternative Finanzierungsmöglichkeiten als größere Betriebe.
Außerdem sollen sich Unternehmer über die zu hohe Besteuerung, die immensen Verwaltungskosten, die weitreichende Korruption, aber auch über die ihnen auferlegten Leistungen beklagen. Deswegen hätten es auch Vertreter kleinerer Unternehmen um einiges schwerer, sich gegen diese Hürden zu wehren, als Großbetriebe, die in Russland eng mit dem Staat verflochten sind.
Der Beamte sehe seine Position als eine zusätzliche Profit- und Einnahmequelle, beklagt sich Dina Krylowa, Präsidentin der Stiftung für Unternehmerschutz „Delowaja perspektiwa", und führt weiter aus, dass sich Beamte nicht wirklich um den Erhalt von Kleinunternehmen sorgen würden. Dabei stellten doch kleinere Unternehmen Arbeitsplätze und zusätzliche Steuereinnahmen für den Staat dar. In den Industrieländern, meint sie, würde man Unternehmer weitaus mehr schätzen.
In Russland sind allerdings nur zehn Prozent der Bevölkerung selbstständig – um einiges weniger als in Europa, den USA oder China. Nach Angaben
des russischen Statistikamts Rosstat für 2012 befinden sich an erster Stelle der Kleinunternehmerstruktur Handels- sowie Servicebetriebe für PKWs und Haushaltsgeräte – diese würden nämlich fast ein Drittel des Marktes einnehmen. Dicht gefolgt werden diese von Immobilienunternehmen und von Baufirmen, welche in Summe etwa 30 Prozent der Kleinbetriebe ausmachen. Die Fertigungsindustrie, darunter die Textilindustrie, die Fertigung von Metallteilen und Elektroausstattung, nimmt fast 15 Prozent ein. Der Marktanteil von Landwirtschaft, Gastronomie sowie Transport und Verkehr beläuft sich jeweils auf etwa fünf Prozent.
In Russland bestehe jedoch ein Mangel an Unternehmen in den Bereichen Innovation und Hightech, glaubt Krylowa. Darüber hinaus gebe es nicht ausreichend Unternehmen in den Sparten Handel, Logistik, Service und Kundendienst, ergänzt Anatolij Lejrich. Diese Wirtschaftsbereiche seien nämlich solche, in denen sich sowohl Klein- als auch Mittelunternehmen gleichermaßen wie Großbetriebe entwickeln könnten. Auf jeden Fall bedürfe es an etwas Revolutionärem und Neuem, um bei den Konsumenten Interesse zu wecken, fährt Krylowa fort. Denn auf den Märkten, auf denen Klein- und Mittelbetriebe agieren, herrsche viel Konkurrenz, was auch teilweise als Grund für die niedrigen Einnahmen gesehen werden könne, so Krylowa weiter.
Was die Einnahmen angeht, so variieren diese in Abhängigkeit vom Standort des Unternehmens. In Moskau verzeichne man im Vergleich zu anderen Regionen eher positive Werte. Dies haben regionale Beamte errechnet, indem sie die Gehälter und Einkommen von Einzelunternehmen in jedem Föderationssubjekt Russlands miteinander verglichen. Das durchschnittliche Jahreseinkommen von einem Moskauer Gastronomiebetrieb mit weniger als 50 Quadratmetern betrage etwa 70
000 Euro. Im autonomen Kreis der Jamal-Nenzen könne dahingegen ein Gastronomiebetrieb mit denselben Parametern ein durchschnittliches Jahreseinkommen von nur etwa 36 000 Euro erzielen. In der Oblast Belgorod betrage der Jahreswert überhaupt nur 1 200 Euro. Ein anderes Beispiel: Eine in Belgorod von Zuhause aus arbeitende Friseurin oder Kosmetikerin schaffe es, insgesamt 2 400 Euro im Jahr zu verdienen, in Krasnodar wären es 7 700 Euro und in Moskau 21 000 Euro. Allerdings trügt auch hier der Schein, denn in Moskau werde nicht zwangsläufig für die gleiche Tätigkeit mehr bezahlt als in den Regionen. Die Einkommensgrenze in den Regionen und in der Hauptstadt wären so bei Taxifahrern, Köchen, Sporttrainern, Wachleuten und Kofferträgern in etwa gleich hoch: Bei Keinem übersteigt das durchschnittliche Jahreseinkommen die 7 000-Euro-Grenze.
Ungeachtet der großen Schere zwischen den einzelnen Einnahmen und den damit verbundenen Schwierigkeiten kommen ausländische Unternehmen nach Angaben des internationalen Jobportals „The Network", das in den Jahren 2009 bis 2010 66 000 Anträge in 35 Ländern analysiert hat, vorwiegend wegen den Verdienstperspektiven nach Russland – wobei sie auch noch ziemlich erfolgreich sind.

Start-ups zieht es nach Russland | Russland HEUTE


 
Russland entdeckt das Elektroauto

24. Juli 2013 Darja Kalikina, für Russland HEUTE
Elektroautos erfreuen sich in Russland wegen ihres hohen Anschaffungspreises, der geringen Zahl an Aufladestationen und der unzureichenden Unterstützung durch den Staat bislang keiner allzu großen Beliebtheit. Doch das soll sich bald ändern – Russland HEUTE hat ein Ökorennen in Moskau besucht.

Wie die Zeitung Kommersant am 22. Juli mitgeteilt hat, ist der russische Postmonopolist Post Russlands von seinem Vertrag mit dem französischen Autokonzern Renault über die Anmietung von zwölf Elektroautos zurückgetreten. Der Vertrag über 400 000 Euro wurde noch unter der alten Geschäftsführung des russischen Unternehmens abgeschlossen, hielt einer späteren Prüfung jedoch nicht stand. Dabei wollte Post Russlands ursprünglich sogar 100 Elektroautos für die Betreuung der Olympischen Spiele in Sotschi erwerben. Allerdings wurde nach einigen Testfahrten klar, dass die Fahrzeuge die Anschaffungskosten nicht einspielen können.
Nichtsdestoweniger wächst die Popularität umweltfreundlicher Straßenfahrzeuge in Russland, wenn auch nicht gerade in atemberaubendem Tempo. So fand am 14. Juli in Russland erstmals ein Wettrennen mit Ökofahrzeugen statt, an dem 20 Elektroautos teilnahmen. Die Autos fuhren vom Zentrum Krasnyj Oktjabr dem Bersenjowskaja-Ufer entlang bis hin zum Gortschakowo-Park, der sich auf dem unlängst zu Moskau gehörendem Gebiet im Südwesten der russischen Hauptstadt befindet.
Wassilij Panawitz vom Unternehmen Ekomotors, einem Mitorganisator des Ökorennens, erzählte, dass seine Firma bereits seit fünf Jahren damit beschäftigt sei, die Idee des Elektroautos in Russland voranzutreiben. Das größte Problem sei seiner Meinung nach die fehlende Unterstützung durch den Staat: „Die müssen im Fernsehen erzählen, dass man mit Elektroautos fahren soll, und sich auch selbst ans Steuer eines solchen Wagens setzen. Die Abgaben und Steuern müssen auch entfallen, dann sinkt der Preis gleich um 30 bis 40 Prozent."
Bei dem Ökorennen in Moskau nahmen Fahrzeuge von Marken wie Estrima Biro, Mitsubishi i-Miev, Nissan Leaf und Chevrolet Volt teil. Die Zuschauer konnten zusehen, wie die Fahrzeuge vor dem Start aufgeladen wurden, durften sich selbst ans Steuer setzen und sich mit den Besitzern unterhalten. Das stärkste Interesse rief natürlich der Preis hervor, der deutlich über dem eines in Größe und Ausstattung vergleichbaren Wagens mit Benzinmotor liegt.
Wladimir Sokolow, Teilnehmer am Ökorennen, bemerkte, dass man in Russland ein Elektroautomobil für etwa 50 000 Euro erwerben könne: „Viele
meiner Freunde und Bekannten, die normalerweise Autos der Oberklasse fahren, sehen bislang keinen Sinn im Kauf eines solchen Fahrzeugs. Wenn es zwischen 15 000 und 20 000 Euro kosten würde, wären sie sofort bereit, sich ein Elektroauto anzuschaffen. Aber auch die Größe passt noch nicht zu dieser Käuferschicht. Leute, die normalerweise einen Mercedes fahren, können sich nur schwer an so ein kleines Elektroauto gewöhnen."
Solch ein gepfefferter Preis sollte natürlich kompensiert werden. Dazu ist unter anderem geplant, dass der Staat den Kauf mit diversen Maßnahmen unterstützt. So soll das Parken im Stadtzentrum Moskaus, für das ab dem 1. August des laufenden Jahres etwa 1,20 Euro pro Stunde gezahlt werden müssen, für Elektrofahrzeuge kostenlos sein.
Sparen kann man auch bei der technischen Wartung: „Während ich früher im Durchschnitt 470 Euro für die Instandhaltung meines alten Autos ausgegeben habe, gehen meine Ausgaben dafür jetzt nahezu gegen null", berichtet Sokolow.
Weltweit existieren bereits einige leistungsstarke Ladestationen, mit denen der Akkumulator des Elektroautos innerhalb von nur 40 Minuten aufgeladen werden kann. Die Stationen in Moskau benötigen zum Aufladen jedoch sechs bis acht Stunden. In der russischen Hauptstadt gibt es insgesamt gerade einmal 40 Aufladestationen, aber es ist geplant, diesen Wert bis zum Jahresende auf bis 100 zu steigern. Wassilij Panawitz glaubt, dass spezielle Ladestationen gar nicht erforderlich sind: „Jeden Elektrowagen kann man im Prinzip an einer normalen 220-Volt-Steckdose ‚betanken'. Man muss die öffentlichen Plätze lediglich mit solchen Stationen ausrüsten. An Restaurants, Clubs, Einkaufszentren und Bürogebäuden muss den Leuten die Möglichkeit geboten werden, ihr Fahrzeug aufzuladen."
Gegenwärtig sind nach offiziellen Angaben in Moskau höchstens 200 Elektroautos unterwegs. Im gesamten Russland sind es ungefähr 500
Fahrzeuge. Natürlich rufen solche exotischen Transportmittel das Interesse anderer Verkehrsteilnehmer hervor. Dmitrij Nikiferow, Besitzer eines Elektroautos, erzählt: „Die Fahrer anderer Autos sprechen mich häufig an, interessieren sich für das Fahrzeug und sind von dessen Umweltfreundlichkeit sehr beeindruckt."
Eine Ladung reicht im Durchschnitt für 150 Kilometer am Tag. Weder Sokolow noch Nikiferow haben bisher eine längere Tour unternommen, aber sie erklären einhellig, dass ihnen das Elektroauto für Fahrten innerhalb Moskaus vollkommen ausreiche. Die Elektroautos aus der Fertigung des amerikanischen Unternehmens Tesla haben immerhin schon eine Reichweite von 300 bis 400 Kilometern, werden in Russland aber bislang noch nicht zum Verkauf angeboten.
Während die Russen sich erst noch langsam an dieses neue Transportmittel gewöhnen, kann man im Ausland am Steuer eines Elektroautos bereits Persönlichkeiten wie den Regisseur James Cameron, den UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon oder den New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg sehen.

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