Damien
Ultra-Poster
Russische Föderation: Wirtschaftstrends Jahresmitte 2014
[Moskau-gtai] – Für deutsche Unternehmen ist es 2014 schwierig, in Russland an Aufträge zu kommen. Dabei ist der Bedarf an qualitativ hochwertigen Technologiegütern groß. Doch Finanzierung und Importe sind teurer geworden. Das komplizierte geopolitische Umfeld und die Neuausrichtung der Industrieförderung führen dazu, das Projekte vorerst verschoben werden. Zudem nähert sich Russland wirtschaftlich der VR China an. Der Wettbewerb wird dadurch schärfer.
Inhalt
1Gesamtwirtschaftlicher Ausblick
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Investitionen
Konsum
Außenhandel
2 Branchen im Überblick
Maschinen- und Anlagenbau
Kfz-Industrie
Chemie
Bauwirtschaft
Elektrotechnik/Elektronik Informations- und Kommunikationstechnik
Umwelttechnik
Medizintechnik
1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Die Geschäftschancen für deutsche Exporteure trüben sich das zweite Jahr in Folge ein. Insbesondere die rückläufigen Investitionen und die Fokussierung staatlicher Finanzhilfen auf prioritäre Bereiche sind dafür verantwortlich. Sanktionen seitens der USA, Kanadas, Japans und der EU verstärken diesen Trend. Hohe Zinsen auf Rubelkredite, stark gestiegene Risikoprämien auf Finanzierungen in Fremdwährungen und der politische Druck aus dem westlichen Ausland bewirken, dass in- und ausländische Unternehmen vorerst nur wenige Projekte anschieben. Im Ergebnis sinken die Einfuhren.
Premierminister Medwedew bereitete Öffentlichkeit und Wirtschaft Anfang Mai auf schwierige Zeiten vor. Nach seinen Worten wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2014 um maximal 0,5% steigen. Höhere Prognosewerte bezeichnete er als zu optimistisch. Erst 2015 könne mit einem Plus von 2,0% und 2016 von 2,5% gerechnet werden, so der Premier.
Um einen neuen Wachstumspfad zu betreten, erörtert die Regierung geeignete Reformen. Gesucht werden mögliche Antriebskräfte. Zudem erfolgt eine Neuausrichtung der Industrie-, Haushalts-, Geld- und Kreditpolitik. Ziel ist es laut Medwedew, private Investitionen zu stimulieren, die verarbeitende Industrie auszubauen und die Wettbewerbsfähigkeit russischer Exportgüter zu verbessern.
Dabei geht es auch um Importsubstitution. Zum einen, um ausländische Hersteller zu Technologietransfers in Form von Montagen und Produktionen vor Ort zu bewegen. Zum anderen, um ausbleibende Importe aus der Ukraine und aus Ländern, die Sanktionen verhängt haben, durch eigene, neu zu schaffende Kapazitäten zu ersetzen.
Insbesondere die verschlechterten russisch-ukrainischen Beziehungen führten bei ausländischen Investoren zu einem Vertrauensverlust. Finanzkapital in Höhe von 63,7 Mrd. US$ floss in den ersten drei Monaten 2014 aus Russland ab. Zinssteigerungen und ein Kursverfall des Rubel waren weitere Folgen. Die EU und die USA belegten Führungspersonen aus der russischen Politik, den Streitkräften und der Wirtschaft mit Sanktionen.
Für bestimmte Industriezweige hatte diese Entwicklung aber nicht nur negative Auswirkungen. So führte die Rubelabwertung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit russischer Unternehmen auf ausländischen Märkten, vor allem in der Öl- und Gasindustrie, der Eisen- und Stahlindustrie, der Metallverarbeitung und dem Kohlebergbau.
Quellen: Föderaler Statistikdienst Rosstat, Zentralbank der Russischen Föderation, Statistisches Bundesamt, Moskau und Wiesbaden, 2014
Die verarbeitende Industrie legte im Februar auf Vorjahresbasis mit 2,1% unerwartet zu. Im März schwächte sich das Wachstum zwar auf 1,4% ab, erstarkte aber im April erneut auf 2,4%. Insgesamt stieg die Industrieproduktion von Januar bis April 2014 um 2,8%. Gute bis sehr gute Produktionsergebnisse erwirtschafteten der Schienenfahrzeugbau, die Hersteller von Baumaterialien, Metallkonstruktionen und Metallrohren.
Das unerwartet stabile Industriewachstum von 2,4% im ersten Quartal sowie gewisse Entspannungstendenzen in der Geopolitik im Mai weckten erneut das Interesse der Finanzmärkte an Russland. Der Rubel legte nach einer mehrmonatigen Talfahrt wieder gegenüber Dollar und Euro zu, die massive Kapitalflucht ebbte etwas ab. Nach neuesten Prognosen dürften im Jahresverlauf etwa 90 Mrd. US$ ins Ausland abfließen. Unter dem Strich ist es aber verfrüht, von einer grundlegenden Trendwende zu sprechen. Die geopolitische und die wirtschaftliche Lage bleiben angespannt.
Investitionen
Geringe Investitionen gehören zu den Hauptursachen für das aktuell schwache Wirtschaftswachstum. Die Industrie fährt punktuell an der Kapazitätsgrenze mit einer – im Landesmaßstab gesehen – unbefriedigenden Produktivität. Der Kapitalstock ist vielfach veraltet und bedarf einer Modernisierung. Angeschafft werden wegen finanzieller Engpässe teilweise jedoch nur Gebrauchtmaschinen, um komplett verschlissene Technik überhaupt ersetzen zu können. Dies ist etwa in der metallverarbeitenden Industrie zu beobachten.
Dabei ist die Investitionsschwäche keine neue Erscheinung. Schon 2013 verringerten sich die Investitionen um 0,2%, in der Bauwirtschaft sogar um 1,5%. Vor allem der Staat hielt sich nach Fertigstellung der Olympiagroßbaustelle Sotchi mit neuen Engagements zurück. Seither nahmen auch Staatskonzerne wie Gazprom keine Großvorhaben mehr in Angriff, zumal die Tarife der öffentliche Monopole für Strom, Gas und Wasser seitens der russischen Regierung für 2014 eingefroren wurden. Stagnierende Einnahmen bei fortlaufenden Produktionskosten engen die Investitionskraft der Staatskonzerne ein.
In den ersten vier Monaten 2014 verminderten der Kapitalabfluss aus der Bankenwirtschaft, die Herabstufung des Kreditrankings Russlands durch Standard & Poor´s auf BBB- und der Einbruch des Rubelkurses um 10% die Investitionskraft der Wirtschaft. Im Ergebnis wurden im genannten Zeitraum um 4,3% weniger finanzielle Mittel für Modernisierungsmaßnahmen in der Wirtschaft eingesetzt als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres.
Doch zeichnet sich zumindest mittel- bis langfristig eine Verbesserung ab. Regierungsprogramme zur Versorgung von Unternehmen mit zinssubventionierten Krediten oder die Ende Mai vereinbarte milliardenschwere Beteiligung der chinesischen Wirtschaft an Großprojekten in Russland lassen auf eine Stabilisierung schließen.
Auch schöpft die russische Regierung Hoffnung aus den mehr als 130 Wirtschaftsabkommen im Wert von 269 Mrd. Rubel, die russische Konzerne mit ausländischen Unternehmensvertretern auf dem “Sankt Petersburger Wirtschaftsforum” am 24.5.2014 abschließen konnten. Viele Projekte konzentrieren sich auf den Energiesektor.
Projekte, wie etwa die Erschließung von Gaslagerstätten in Jakutien und Irkutsk sowie der Bau der nagelneuen Gaspipeline “Sila Sibirii” in die VR China für zusammen 80 Mio. US$, wecken zweifellos das Interesse internationaler Technologielieferanten und Investoren. Von dem erwähnten Betrag sollen 25 Mrd. $ von den chinesischen Geschäftspartnern der Gazprom in Form von Vorauszahlungen für spätere Lieferungen kommen. Analysten gehen davon aus, dass auch die restlichen 55 Mrd. $ entweder in Form chinesischer Kredite zu weichen Bedingungen oder ebenfalls als Vorauszahlung fließen werden.
Neben der wirtschaftlichen und politischen Hinwendung nach Asien geht die russische Regierung neue Verpflichtungen zum Infrastrukturausbau im eigenen Land ein. Der Ausbau der Verkehrswege und die Einrichtung weiterer Industrie- und Technologieparks gehören neben verbesserten Finanzierungsangeboten zur staatlichen Industrialisierungsstrategie der kommenden Wochen und Monate.
Die anlaufenden Infrastrukturprogramme der öffentlichen Hand könnten für Beschäftigung und Belebung in der Bauwirtschaft und in den jeweiligen Zulieferindustrien sorgen. Im Endeffekt könnte dies einen Konjunkturschub in der gesamten Wirtschaft auslösen.
Die russische Regierung konzentriert sich aktuell auf die Substitution von Lieferausfällen aus der Ukraine, zum Beispiel im Motorenbau. Im Gegenzug werden Programme zur Entwicklung von Industriezweigen, darunter zum Ausbau der Medizintechnikproduktion oder der Luft- und Raumfahrtindustrie, mit weniger Mitteln ausgestattet als noch 2013 zugesagt. Die rückläufigen Zuschüsse sollen über eine stärkere Einbeziehung privater Investoren aufgefangen werden. Eine weitere Öffnung der russischen Industrie für ausländische Beteiligungen oder aber eine verzögerte Entwicklung dieser Industriezweige scheint damit unausweichlich.
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen Potenzielle Investoren sowie Unternehmen, die nach Russland exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:
Konsum
Konsumiert wird traditionell viel. Der jüngste Wertverlust des Rubels und die Inflationsängste lösten eine regelrechte Kaufwelle aus. Die Flucht in Sachwerte wie Immobilien wurde angefeuert. Im Januar verzeichnete der Einzelhandel einen Umsatzzuwachs von 2,6% gegenüber dem Vorjahr, im Februar schon 3,9% und im März 4,0%. Insgesamt ergab sich im 1. Quartal 2014 ein Plus von 3,5%. Lange wird diese Aufwärtsentwicklung allerdings nicht anhalten, geht sie doch auf Kosten der Ersparnisse. Deshalb wird für den Einzelhandel 2014 ein Zuwachs von 1,9% prognostiziert (nach 3,9% im Vorjahr).
Die Bankwirtschaft gewährt kaum noch Konsumentenkredite und die realen verfügbaren Geldeinkommen der Bevölkerung sind im ersten Quartal um 2,4% gesunken. Die Nominallöhne stiegen im gleichen Zeitraum um nur 4,2%, bei einer Inflation von 6,9%. All das engt die Handlungsspielräume für den privaten Konsum auf Dauer ein. Bis Jahresende rechnet das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung mit einem realen Wachstum der Gehälter von nur noch 1,4% und des frei verfügbaren Realeinkommens von 0,5%.
Angehoben wurden die Gehälter im Wesentlichen im öffentlichen Dienst, was im Einklang mit den Wahlversprechen von Präsident Putin vom Mai 2012 steht. In der Privatwirtschaft stagnierten die Einkommen dagegen in Anbetracht der angespannten Wirtschaftslage. Für die zweite Jahreshälfte rechnen Experten deshalb mit abflachenden Konsumzuwächsen.
Außenhandel
Das Volumen des deutsch-russischen Außenhandels hat 2013 nach Angaben des Föderalen Statistikdienstes Rosstat um 2,2% auf 74,9 Mrd. US$ zugelegt. Davon entfielen auf russische Einfuhren aus Deutschland 37,9 Mrd. $ (-1,0%) und auf russische Ausfuhren nach Deutschland 37,0 Mrd. $ (+5,8%).
Im 1. Quartal 2014 sank das Handelsvolumen Russlands mit der Welt um 4,2%. Die Ausfuhren nahmen um 3,0% ab und die Einfuhren um 6,2%. Insbesondere die starken Einbrüche im Handel mit der Ukraine schlugen sich hier nieder.
Für den deutsch-russischen Handel errechnete Rosstat im 1. Quartal 2014 ein Volumen von 17,0 Mrd. $ (+3,6%). Dabei legte der russische Export nach Deutschland um 10,1% auf 9,4 Mrd. $ zu, wohingegen die Lieferungen aus Deutschland um 3,5% auf 7,6 Mrd. $ sanken. Der russische Exportzuwachs basiert insbesondere auf Kohlenwasserstoffen und Metallen, bei denen die Weltmarktpreise konstant blieben beziehungsweise sogar anstiegen.
Empfindliche Einbußen musste der deutsche Maschinen- und Anlagenbau hinnehmen. Allein im Januar und Februar 2014 ist der Maschinenexport von Deutschland nach Russland laut VDMA um 19% im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Der März lag um 14,1% hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Das erste Quartal schlossen die deutschen Maschinenexporteure mit -17,2% ab.
Geringe Investitionen in Russland, teurere Finanzierungen, politischer Sanktionsdruck und die dadurch bedingte restriktivere Handhabung von Ausfuhrgenehmigungen für Dual-Use-Güter in Deutschland, machen sich im deutsch-russischen Handel bemerkbar. Der Ausblick auf das Gesamtjahr trübt sich ein.
Der Außenhandel der Russischen Föderation strukturiert sich aktuell neu. Mittelfristig steigen die Lieferströme mit asiatischen Handelspartnern, insbesondere mit der VR China, Korea (Rep.) und Indien. Einen höheren Stellenwert im russischen Außenhandel dürfte künftig auch der Iran einnehmen, nachdem die russische Staatsführung als eine mögliche Gegenreaktion auf Sanktionen weniger Rücksicht auf westliche Befindlichkeiten nehmen könnte.
2 Branchen im Überblick
Maschinen- und Anlagenbau
Eine breit gestreute Maschinennachfrage durch die unterschiedlichsten Industriebranchen wird es 2014 nicht geben. Staatliche Zuschüsse zum Kauf von Maschinen und Anlagen werden nur noch für Projekte in strategischen Bereichen gewährt. Nationale Lieferbindungen bei öffentlichen Ausschreibungen tun ihr übriges.
Gebraucht werden Importerzeugnisse allerdings im russischen Maschinenbau, in der Energiewirtschaft, im Fahrzeugbau, in der Öl- und Gasindustrie sowie in der Luft- und Raumfahrt. Deutsche Maschinenbauer berichten aktuell von guten Geschäften aus einzelnen Industriezweigen, wie bei Maschinen zur Herstellung von Baustoffen und Baumaterialien. Die anhaltend rege Entwicklung im Wohnungsbau und die Wiederbelebung des Tiefbaus zeigen offensichtlich eine positive Wirkung.
Kfz-Industrie
Der Pkw-Absatz ist im 1. Quartal 2014 um 2% auf 602.500 Pkw zurückgegangen. Nissan und Toyota konnten ihre Verkäufe gegen den Trend um 27% beziehungsweise 20% steigern. Der Pkw- Import brach um 15,6% ein. Die Nutzfahrzeugsparte legte um 7% zu. Dies erklärt sich aus den noch 2013 abgeschlossenen Kaufverträgen. Kunden bestanden auf einer Auslieferung von Importfahrzeugen, bevor die Preise wegen der Rubelschwäche korrigiert wurden.
Die Produktion von Kraftfahrzeugen ging im 1. Quartal 2014 aufgrund der schwachen Nachfrage um 7,6% zurück. Dabei sank die Produktion von Pkw und leichten Nfz um 3,9%, von Lkw um 25,7% und von Autobussen um 28,9%. Ungeachtet dessen realisieren Kfz-Hersteller und – Zulieferer weiterhin neue Projekte mit Blick auf das mittelfristige Wachstumspotenzial des russischen Kfz-Marktes.
Chemie
Die chemische Industrie gehört zu den wenigen Sparten neben Öl und Gas sowie – mit Abstrichen – Metall, die 2014 bestimmt auf Wachstumskurs bleiben. Schon 2013 gehörte die Chemiesparte mit einem Zuwachs von 4,9% zu den Lichtblicken im verarbeitenden Gewerbe, neben Textilindustrie und Luft- und Raumfahrt. Im 1. Quartal 2014 legte die Chemieproduktion erneut überdurchschnittlich zu um 7,4% gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Innerhalb der Chemiebranche entwickeln sich vor allem die Produzenten von Kunststoffen und Dünger erfolgreich. Kapazitätserweiterungen sind bei Haushaltschemie und Pharma wahrscheinlich. Von der Rubelschwäche profitieren vor allem die Exporteure von Kalidüngern.
Bauwirtschaft
Der Wohnungsbau entwickelt sich in Russland in schnellen Schritten. Im Jahr 2013 wurden 912.100 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 69,4 Mio. qm übergeben. Das entspricht einem Plus von 5,6%. Mit dieser Entwicklung hob sich der Wohnungsbau von der gesamten Baubranche positiv ab, die 2013 um 2,5% und im 1. Quartal 2014 um 3,6% weniger Leistungen erbrachte. Nach einem Jahr Pause werden 2014 große Infrastrukturprojekte angeschoben. Darunter befinden sich Vorhaben des Straßen-, Flughafen-, Hochseehafen- und Schienenwegebaus. Beispiele sind der Ausbau des Moskauer Transportknotenpunktes (Straßen, Flughäfen, U-Bahn), der Bau der Moskauer Ringautobahn ZKAD und der Bau der Eisenbahnstrecke Elegest-Kysyl-Kuragino in der Republik Tywa.
Elektrotechnik/Elektronik
Ausrüstungen der Elektrotechnik werden 2014 insbesondere in der Stromwirtschaft nachgefragt. Ausgebaut werden die Bereiche Wasserkraft und die Kraft-Wärme- Koppelung. Im Fernen Osten befindet sich der Bau von vier Wärmekraftwerken in verschiedenen Vorbereitungsstufen. Projektträger ist die OAO RusHydro.
Russlands Elektronikindustrie befindet sich dagegen im Konjunkturtal. Die ersten Anzeichen wurden 2013 sichtbar, als die Branche nach drei respektablen Wachstumsjahren ins Minus rutschte. Damit es künftig wieder aufwärts geht, muss saniert und investiert werden. Absatz- und Exportchancen rechnen sich die Hersteller unter anderem bei Systemen der Nachrichten- und Signalübertragung, Satelliten- und Navigationstechnik sowie LTE-Systemen aus.
Informations- und Kommunikationstechnik
Smartphones und Tablett-PC mit SIM-Karte sind der große Renner. Zur Jahreswende wurden erstmals mehr Smartphones als konventionelle Mobiltelefone verkauft. Dieser Trend setzt sich 2014 fort. Doch darf diese Nachfrageverschiebung innerhalb des Mobilfunks nicht darüber hinweg täuschen, dass die abgesetzten Gesamtstückzahlen bei Handys sinken.
Auf dem Markt für ITK mischen deutsche Unternehmen wie SAP oder T-Systems mit. Gute Geschäftsmöglichkeiten werden bei der Automatisierung von Industrieanlagen, darunter der Prozesssteuerung, oder der Einrichtung von Smart Grids in der Stromübertragung gesehen. Zu den chancenreichen Sparten gehören auch satellitengestützte Mautsysteme und die Einrichtung von Unternehmens-Clouds.
Umwelttechnik
Umwelttechnik aus Deutschland ist in Russland vielfach nur schwer verkäuflich. In industriellen Prozessen, unter anderem in nagelneuen Kraftwerken oder Chemieanlagen, werden hohe Umweltmaßstäbe von Anfang an eingehalten. In Altanlagen sieht es aber anders aus; hier reicht das Geld meist nicht einmal zur Modernisierung des Maschinenparks.
Erste Beispiele für moderne Systeme zur Haushaltsmüllentsorgung in Kommunen gibt es, doch nicht flächendeckend. Private Projekte unter Anwendung deutscher Erfahrungen wurden angeschoben, leiden aber unter Widerständen der lokalen Verwaltungen oder werden von Wettbewerbern massiv gestört. Für Wasser und Abwasser definierte die Regierung einen Finanzbedarf von 13 Mrd. Euro bis 2020.
Medizintechnik
Der Markt für Medizintechnik wächst zwar. Doch ist das Geschäft für deutsche Hersteller 2014 schwieriger geworden. Aufgrund neuer Ausschreibungsbestimmungen, die unter anderem nationale Lieferklauseln vorsehen, sind die Zahl und das Volumen von Tendern aktuell rückläufig. Teilweise fehlen die aktuell gültigen Durchführungsbestimmungen, so dass Krankenhäuser und Kliniken mit dem Einkauf warten müssen.
Zudem drohen dem Gesundheitsbudget ab 2016 Kürzungen, da die mittelfristigen Ausgabenpläne der Regierung auf bestimmte prioritäre Bereiche fokussiert werden. Derzeit erfolgt überdies eine Umstellung der Finanzierung für die Beschaffung von Medizintechnik vom Gesundheitsministerium hin zur staatlichen Krankenkasse. Hoffnungen ruhen auf dem privaten Gesundheitssektor, der aber erst einen Anteil von 5% am Gesamtmarkt hat.
Russische Föderation: Wirtschaftstrends Jahresmitte 2014 | russland.RU
[Moskau-gtai] – Für deutsche Unternehmen ist es 2014 schwierig, in Russland an Aufträge zu kommen. Dabei ist der Bedarf an qualitativ hochwertigen Technologiegütern groß. Doch Finanzierung und Importe sind teurer geworden. Das komplizierte geopolitische Umfeld und die Neuausrichtung der Industrieförderung führen dazu, das Projekte vorerst verschoben werden. Zudem nähert sich Russland wirtschaftlich der VR China an. Der Wettbewerb wird dadurch schärfer.
Inhalt
1Gesamtwirtschaftlicher Ausblick
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Investitionen
Konsum
Außenhandel
2 Branchen im Überblick
Maschinen- und Anlagenbau
Kfz-Industrie
Chemie
Bauwirtschaft
Elektrotechnik/Elektronik Informations- und Kommunikationstechnik
Umwelttechnik
Medizintechnik
1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Die Geschäftschancen für deutsche Exporteure trüben sich das zweite Jahr in Folge ein. Insbesondere die rückläufigen Investitionen und die Fokussierung staatlicher Finanzhilfen auf prioritäre Bereiche sind dafür verantwortlich. Sanktionen seitens der USA, Kanadas, Japans und der EU verstärken diesen Trend. Hohe Zinsen auf Rubelkredite, stark gestiegene Risikoprämien auf Finanzierungen in Fremdwährungen und der politische Druck aus dem westlichen Ausland bewirken, dass in- und ausländische Unternehmen vorerst nur wenige Projekte anschieben. Im Ergebnis sinken die Einfuhren.
Premierminister Medwedew bereitete Öffentlichkeit und Wirtschaft Anfang Mai auf schwierige Zeiten vor. Nach seinen Worten wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2014 um maximal 0,5% steigen. Höhere Prognosewerte bezeichnete er als zu optimistisch. Erst 2015 könne mit einem Plus von 2,0% und 2016 von 2,5% gerechnet werden, so der Premier.
Um einen neuen Wachstumspfad zu betreten, erörtert die Regierung geeignete Reformen. Gesucht werden mögliche Antriebskräfte. Zudem erfolgt eine Neuausrichtung der Industrie-, Haushalts-, Geld- und Kreditpolitik. Ziel ist es laut Medwedew, private Investitionen zu stimulieren, die verarbeitende Industrie auszubauen und die Wettbewerbsfähigkeit russischer Exportgüter zu verbessern.
Dabei geht es auch um Importsubstitution. Zum einen, um ausländische Hersteller zu Technologietransfers in Form von Montagen und Produktionen vor Ort zu bewegen. Zum anderen, um ausbleibende Importe aus der Ukraine und aus Ländern, die Sanktionen verhängt haben, durch eigene, neu zu schaffende Kapazitäten zu ersetzen.
Insbesondere die verschlechterten russisch-ukrainischen Beziehungen führten bei ausländischen Investoren zu einem Vertrauensverlust. Finanzkapital in Höhe von 63,7 Mrd. US$ floss in den ersten drei Monaten 2014 aus Russland ab. Zinssteigerungen und ein Kursverfall des Rubel waren weitere Folgen. Die EU und die USA belegten Führungspersonen aus der russischen Politik, den Streitkräften und der Wirtschaft mit Sanktionen.
Für bestimmte Industriezweige hatte diese Entwicklung aber nicht nur negative Auswirkungen. So führte die Rubelabwertung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit russischer Unternehmen auf ausländischen Märkten, vor allem in der Öl- und Gasindustrie, der Eisen- und Stahlindustrie, der Metallverarbeitung und dem Kohlebergbau.
Quellen: Föderaler Statistikdienst Rosstat, Zentralbank der Russischen Föderation, Statistisches Bundesamt, Moskau und Wiesbaden, 2014
Die verarbeitende Industrie legte im Februar auf Vorjahresbasis mit 2,1% unerwartet zu. Im März schwächte sich das Wachstum zwar auf 1,4% ab, erstarkte aber im April erneut auf 2,4%. Insgesamt stieg die Industrieproduktion von Januar bis April 2014 um 2,8%. Gute bis sehr gute Produktionsergebnisse erwirtschafteten der Schienenfahrzeugbau, die Hersteller von Baumaterialien, Metallkonstruktionen und Metallrohren.
Das unerwartet stabile Industriewachstum von 2,4% im ersten Quartal sowie gewisse Entspannungstendenzen in der Geopolitik im Mai weckten erneut das Interesse der Finanzmärkte an Russland. Der Rubel legte nach einer mehrmonatigen Talfahrt wieder gegenüber Dollar und Euro zu, die massive Kapitalflucht ebbte etwas ab. Nach neuesten Prognosen dürften im Jahresverlauf etwa 90 Mrd. US$ ins Ausland abfließen. Unter dem Strich ist es aber verfrüht, von einer grundlegenden Trendwende zu sprechen. Die geopolitische und die wirtschaftliche Lage bleiben angespannt.
Investitionen
Geringe Investitionen gehören zu den Hauptursachen für das aktuell schwache Wirtschaftswachstum. Die Industrie fährt punktuell an der Kapazitätsgrenze mit einer – im Landesmaßstab gesehen – unbefriedigenden Produktivität. Der Kapitalstock ist vielfach veraltet und bedarf einer Modernisierung. Angeschafft werden wegen finanzieller Engpässe teilweise jedoch nur Gebrauchtmaschinen, um komplett verschlissene Technik überhaupt ersetzen zu können. Dies ist etwa in der metallverarbeitenden Industrie zu beobachten.
Dabei ist die Investitionsschwäche keine neue Erscheinung. Schon 2013 verringerten sich die Investitionen um 0,2%, in der Bauwirtschaft sogar um 1,5%. Vor allem der Staat hielt sich nach Fertigstellung der Olympiagroßbaustelle Sotchi mit neuen Engagements zurück. Seither nahmen auch Staatskonzerne wie Gazprom keine Großvorhaben mehr in Angriff, zumal die Tarife der öffentliche Monopole für Strom, Gas und Wasser seitens der russischen Regierung für 2014 eingefroren wurden. Stagnierende Einnahmen bei fortlaufenden Produktionskosten engen die Investitionskraft der Staatskonzerne ein.
In den ersten vier Monaten 2014 verminderten der Kapitalabfluss aus der Bankenwirtschaft, die Herabstufung des Kreditrankings Russlands durch Standard & Poor´s auf BBB- und der Einbruch des Rubelkurses um 10% die Investitionskraft der Wirtschaft. Im Ergebnis wurden im genannten Zeitraum um 4,3% weniger finanzielle Mittel für Modernisierungsmaßnahmen in der Wirtschaft eingesetzt als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres.
Doch zeichnet sich zumindest mittel- bis langfristig eine Verbesserung ab. Regierungsprogramme zur Versorgung von Unternehmen mit zinssubventionierten Krediten oder die Ende Mai vereinbarte milliardenschwere Beteiligung der chinesischen Wirtschaft an Großprojekten in Russland lassen auf eine Stabilisierung schließen.
Auch schöpft die russische Regierung Hoffnung aus den mehr als 130 Wirtschaftsabkommen im Wert von 269 Mrd. Rubel, die russische Konzerne mit ausländischen Unternehmensvertretern auf dem “Sankt Petersburger Wirtschaftsforum” am 24.5.2014 abschließen konnten. Viele Projekte konzentrieren sich auf den Energiesektor.
Projekte, wie etwa die Erschließung von Gaslagerstätten in Jakutien und Irkutsk sowie der Bau der nagelneuen Gaspipeline “Sila Sibirii” in die VR China für zusammen 80 Mio. US$, wecken zweifellos das Interesse internationaler Technologielieferanten und Investoren. Von dem erwähnten Betrag sollen 25 Mrd. $ von den chinesischen Geschäftspartnern der Gazprom in Form von Vorauszahlungen für spätere Lieferungen kommen. Analysten gehen davon aus, dass auch die restlichen 55 Mrd. $ entweder in Form chinesischer Kredite zu weichen Bedingungen oder ebenfalls als Vorauszahlung fließen werden.
Neben der wirtschaftlichen und politischen Hinwendung nach Asien geht die russische Regierung neue Verpflichtungen zum Infrastrukturausbau im eigenen Land ein. Der Ausbau der Verkehrswege und die Einrichtung weiterer Industrie- und Technologieparks gehören neben verbesserten Finanzierungsangeboten zur staatlichen Industrialisierungsstrategie der kommenden Wochen und Monate.
Die anlaufenden Infrastrukturprogramme der öffentlichen Hand könnten für Beschäftigung und Belebung in der Bauwirtschaft und in den jeweiligen Zulieferindustrien sorgen. Im Endeffekt könnte dies einen Konjunkturschub in der gesamten Wirtschaft auslösen.
Die russische Regierung konzentriert sich aktuell auf die Substitution von Lieferausfällen aus der Ukraine, zum Beispiel im Motorenbau. Im Gegenzug werden Programme zur Entwicklung von Industriezweigen, darunter zum Ausbau der Medizintechnikproduktion oder der Luft- und Raumfahrtindustrie, mit weniger Mitteln ausgestattet als noch 2013 zugesagt. Die rückläufigen Zuschüsse sollen über eine stärkere Einbeziehung privater Investoren aufgefangen werden. Eine weitere Öffnung der russischen Industrie für ausländische Beteiligungen oder aber eine verzögerte Entwicklung dieser Industriezweige scheint damit unausweichlich.
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen Potenzielle Investoren sowie Unternehmen, die nach Russland exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:
Konsum
Konsumiert wird traditionell viel. Der jüngste Wertverlust des Rubels und die Inflationsängste lösten eine regelrechte Kaufwelle aus. Die Flucht in Sachwerte wie Immobilien wurde angefeuert. Im Januar verzeichnete der Einzelhandel einen Umsatzzuwachs von 2,6% gegenüber dem Vorjahr, im Februar schon 3,9% und im März 4,0%. Insgesamt ergab sich im 1. Quartal 2014 ein Plus von 3,5%. Lange wird diese Aufwärtsentwicklung allerdings nicht anhalten, geht sie doch auf Kosten der Ersparnisse. Deshalb wird für den Einzelhandel 2014 ein Zuwachs von 1,9% prognostiziert (nach 3,9% im Vorjahr).
Die Bankwirtschaft gewährt kaum noch Konsumentenkredite und die realen verfügbaren Geldeinkommen der Bevölkerung sind im ersten Quartal um 2,4% gesunken. Die Nominallöhne stiegen im gleichen Zeitraum um nur 4,2%, bei einer Inflation von 6,9%. All das engt die Handlungsspielräume für den privaten Konsum auf Dauer ein. Bis Jahresende rechnet das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung mit einem realen Wachstum der Gehälter von nur noch 1,4% und des frei verfügbaren Realeinkommens von 0,5%.
Angehoben wurden die Gehälter im Wesentlichen im öffentlichen Dienst, was im Einklang mit den Wahlversprechen von Präsident Putin vom Mai 2012 steht. In der Privatwirtschaft stagnierten die Einkommen dagegen in Anbetracht der angespannten Wirtschaftslage. Für die zweite Jahreshälfte rechnen Experten deshalb mit abflachenden Konsumzuwächsen.
Außenhandel
Das Volumen des deutsch-russischen Außenhandels hat 2013 nach Angaben des Föderalen Statistikdienstes Rosstat um 2,2% auf 74,9 Mrd. US$ zugelegt. Davon entfielen auf russische Einfuhren aus Deutschland 37,9 Mrd. $ (-1,0%) und auf russische Ausfuhren nach Deutschland 37,0 Mrd. $ (+5,8%).
Im 1. Quartal 2014 sank das Handelsvolumen Russlands mit der Welt um 4,2%. Die Ausfuhren nahmen um 3,0% ab und die Einfuhren um 6,2%. Insbesondere die starken Einbrüche im Handel mit der Ukraine schlugen sich hier nieder.
Für den deutsch-russischen Handel errechnete Rosstat im 1. Quartal 2014 ein Volumen von 17,0 Mrd. $ (+3,6%). Dabei legte der russische Export nach Deutschland um 10,1% auf 9,4 Mrd. $ zu, wohingegen die Lieferungen aus Deutschland um 3,5% auf 7,6 Mrd. $ sanken. Der russische Exportzuwachs basiert insbesondere auf Kohlenwasserstoffen und Metallen, bei denen die Weltmarktpreise konstant blieben beziehungsweise sogar anstiegen.
Empfindliche Einbußen musste der deutsche Maschinen- und Anlagenbau hinnehmen. Allein im Januar und Februar 2014 ist der Maschinenexport von Deutschland nach Russland laut VDMA um 19% im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Der März lag um 14,1% hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Das erste Quartal schlossen die deutschen Maschinenexporteure mit -17,2% ab.
Geringe Investitionen in Russland, teurere Finanzierungen, politischer Sanktionsdruck und die dadurch bedingte restriktivere Handhabung von Ausfuhrgenehmigungen für Dual-Use-Güter in Deutschland, machen sich im deutsch-russischen Handel bemerkbar. Der Ausblick auf das Gesamtjahr trübt sich ein.
Der Außenhandel der Russischen Föderation strukturiert sich aktuell neu. Mittelfristig steigen die Lieferströme mit asiatischen Handelspartnern, insbesondere mit der VR China, Korea (Rep.) und Indien. Einen höheren Stellenwert im russischen Außenhandel dürfte künftig auch der Iran einnehmen, nachdem die russische Staatsführung als eine mögliche Gegenreaktion auf Sanktionen weniger Rücksicht auf westliche Befindlichkeiten nehmen könnte.
2 Branchen im Überblick
Maschinen- und Anlagenbau
Eine breit gestreute Maschinennachfrage durch die unterschiedlichsten Industriebranchen wird es 2014 nicht geben. Staatliche Zuschüsse zum Kauf von Maschinen und Anlagen werden nur noch für Projekte in strategischen Bereichen gewährt. Nationale Lieferbindungen bei öffentlichen Ausschreibungen tun ihr übriges.
Gebraucht werden Importerzeugnisse allerdings im russischen Maschinenbau, in der Energiewirtschaft, im Fahrzeugbau, in der Öl- und Gasindustrie sowie in der Luft- und Raumfahrt. Deutsche Maschinenbauer berichten aktuell von guten Geschäften aus einzelnen Industriezweigen, wie bei Maschinen zur Herstellung von Baustoffen und Baumaterialien. Die anhaltend rege Entwicklung im Wohnungsbau und die Wiederbelebung des Tiefbaus zeigen offensichtlich eine positive Wirkung.
Kfz-Industrie
Der Pkw-Absatz ist im 1. Quartal 2014 um 2% auf 602.500 Pkw zurückgegangen. Nissan und Toyota konnten ihre Verkäufe gegen den Trend um 27% beziehungsweise 20% steigern. Der Pkw- Import brach um 15,6% ein. Die Nutzfahrzeugsparte legte um 7% zu. Dies erklärt sich aus den noch 2013 abgeschlossenen Kaufverträgen. Kunden bestanden auf einer Auslieferung von Importfahrzeugen, bevor die Preise wegen der Rubelschwäche korrigiert wurden.
Die Produktion von Kraftfahrzeugen ging im 1. Quartal 2014 aufgrund der schwachen Nachfrage um 7,6% zurück. Dabei sank die Produktion von Pkw und leichten Nfz um 3,9%, von Lkw um 25,7% und von Autobussen um 28,9%. Ungeachtet dessen realisieren Kfz-Hersteller und – Zulieferer weiterhin neue Projekte mit Blick auf das mittelfristige Wachstumspotenzial des russischen Kfz-Marktes.
Chemie
Die chemische Industrie gehört zu den wenigen Sparten neben Öl und Gas sowie – mit Abstrichen – Metall, die 2014 bestimmt auf Wachstumskurs bleiben. Schon 2013 gehörte die Chemiesparte mit einem Zuwachs von 4,9% zu den Lichtblicken im verarbeitenden Gewerbe, neben Textilindustrie und Luft- und Raumfahrt. Im 1. Quartal 2014 legte die Chemieproduktion erneut überdurchschnittlich zu um 7,4% gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Innerhalb der Chemiebranche entwickeln sich vor allem die Produzenten von Kunststoffen und Dünger erfolgreich. Kapazitätserweiterungen sind bei Haushaltschemie und Pharma wahrscheinlich. Von der Rubelschwäche profitieren vor allem die Exporteure von Kalidüngern.
Bauwirtschaft
Der Wohnungsbau entwickelt sich in Russland in schnellen Schritten. Im Jahr 2013 wurden 912.100 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 69,4 Mio. qm übergeben. Das entspricht einem Plus von 5,6%. Mit dieser Entwicklung hob sich der Wohnungsbau von der gesamten Baubranche positiv ab, die 2013 um 2,5% und im 1. Quartal 2014 um 3,6% weniger Leistungen erbrachte. Nach einem Jahr Pause werden 2014 große Infrastrukturprojekte angeschoben. Darunter befinden sich Vorhaben des Straßen-, Flughafen-, Hochseehafen- und Schienenwegebaus. Beispiele sind der Ausbau des Moskauer Transportknotenpunktes (Straßen, Flughäfen, U-Bahn), der Bau der Moskauer Ringautobahn ZKAD und der Bau der Eisenbahnstrecke Elegest-Kysyl-Kuragino in der Republik Tywa.
Elektrotechnik/Elektronik
Ausrüstungen der Elektrotechnik werden 2014 insbesondere in der Stromwirtschaft nachgefragt. Ausgebaut werden die Bereiche Wasserkraft und die Kraft-Wärme- Koppelung. Im Fernen Osten befindet sich der Bau von vier Wärmekraftwerken in verschiedenen Vorbereitungsstufen. Projektträger ist die OAO RusHydro.
Russlands Elektronikindustrie befindet sich dagegen im Konjunkturtal. Die ersten Anzeichen wurden 2013 sichtbar, als die Branche nach drei respektablen Wachstumsjahren ins Minus rutschte. Damit es künftig wieder aufwärts geht, muss saniert und investiert werden. Absatz- und Exportchancen rechnen sich die Hersteller unter anderem bei Systemen der Nachrichten- und Signalübertragung, Satelliten- und Navigationstechnik sowie LTE-Systemen aus.
Informations- und Kommunikationstechnik
Smartphones und Tablett-PC mit SIM-Karte sind der große Renner. Zur Jahreswende wurden erstmals mehr Smartphones als konventionelle Mobiltelefone verkauft. Dieser Trend setzt sich 2014 fort. Doch darf diese Nachfrageverschiebung innerhalb des Mobilfunks nicht darüber hinweg täuschen, dass die abgesetzten Gesamtstückzahlen bei Handys sinken.
Auf dem Markt für ITK mischen deutsche Unternehmen wie SAP oder T-Systems mit. Gute Geschäftsmöglichkeiten werden bei der Automatisierung von Industrieanlagen, darunter der Prozesssteuerung, oder der Einrichtung von Smart Grids in der Stromübertragung gesehen. Zu den chancenreichen Sparten gehören auch satellitengestützte Mautsysteme und die Einrichtung von Unternehmens-Clouds.
Umwelttechnik
Umwelttechnik aus Deutschland ist in Russland vielfach nur schwer verkäuflich. In industriellen Prozessen, unter anderem in nagelneuen Kraftwerken oder Chemieanlagen, werden hohe Umweltmaßstäbe von Anfang an eingehalten. In Altanlagen sieht es aber anders aus; hier reicht das Geld meist nicht einmal zur Modernisierung des Maschinenparks.
Erste Beispiele für moderne Systeme zur Haushaltsmüllentsorgung in Kommunen gibt es, doch nicht flächendeckend. Private Projekte unter Anwendung deutscher Erfahrungen wurden angeschoben, leiden aber unter Widerständen der lokalen Verwaltungen oder werden von Wettbewerbern massiv gestört. Für Wasser und Abwasser definierte die Regierung einen Finanzbedarf von 13 Mrd. Euro bis 2020.
Medizintechnik
Der Markt für Medizintechnik wächst zwar. Doch ist das Geschäft für deutsche Hersteller 2014 schwieriger geworden. Aufgrund neuer Ausschreibungsbestimmungen, die unter anderem nationale Lieferklauseln vorsehen, sind die Zahl und das Volumen von Tendern aktuell rückläufig. Teilweise fehlen die aktuell gültigen Durchführungsbestimmungen, so dass Krankenhäuser und Kliniken mit dem Einkauf warten müssen.
Zudem drohen dem Gesundheitsbudget ab 2016 Kürzungen, da die mittelfristigen Ausgabenpläne der Regierung auf bestimmte prioritäre Bereiche fokussiert werden. Derzeit erfolgt überdies eine Umstellung der Finanzierung für die Beschaffung von Medizintechnik vom Gesundheitsministerium hin zur staatlichen Krankenkasse. Hoffnungen ruhen auf dem privaten Gesundheitssektor, der aber erst einen Anteil von 5% am Gesamtmarkt hat.
Russische Föderation: Wirtschaftstrends Jahresmitte 2014 | russland.RU