Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Sammelthread und Infothread Krieg im Irak

  • Ersteller Ersteller jugo-jebe-dugo
  • Erstellt am Erstellt am
Erste Festnahmen nach Anschlag auf Parlament

Das irakische Parlament setzt ein Zeichen: Nach dem schweren Anschlag auf die Volksvertretung sind die Abgeordneten heute zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Inzwischen wurden wegen des Attentats drei Verdächtige festgenommen.
 
Bagdad - Einem Abgeordneten zufolge wurden drei Mitarbeiter der Cafeteria festgenommen, in dem sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hatte. Konkrete Anschuldigungen gegen sie lägen aber bislang nicht vor, sagte der Parlamentarier Hassan al-Senaid von der regierenden Schiitischen Allianz heute. Auch gegen einige Wachleute werde ermittelt, aus ihrem Kreis sei aber niemand festgenommen worden.
Bei dem Anschlag am Vortag waren acht Menschen getötet und mehr als 20 verletzt worden. Zur Zeit des Attentats aßen viele Abgeordnete in dem Parlamentsrestaurant zu Mittag. Es war der erste Selbstmordanschlag im streng gesicherten Regierungsviertel Bagdads seit anderthalb Jahren.
 
Das Parlament kam trotz des irakischen Wochenendes zu einer Sondersitzung zusammen, um die Tat zu verurteilen. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gebäude wurden verschärft: Es waren mehr irakische Polizisten als sonst im Einsatz, die zusätzlich von US-Soldaten unterstützt wurden.
 
Nach Ansicht von US-Verteidigungsminister Robert Gates deutet der gestrige Anschlag nicht auf ein Scheitern der US-Offensive in der irakischen Hauptstadt hin. Niemand habe angenommen, die perfekte Sicherheit innerhalb Bagdads zu erreichen, sagte Gates. Seit Mitte Februar gehen Tausende US-amerikanische und irakische Soldaten in Bagdad gegen mutmaßliche Extremisten vor, um den Ausbruch eines Bürgerkriegs im Land zu verhindern. Gates deutete die Möglichkeit einer Reduzierung der US-Truppen Ende 2007 oder Anfang 2008 an. Jede Entscheidung darüber sei jedoch von der Lage vor Ort abhängig, sagte er nach einem Treffen mit Nato-Ministern in Kanada.
 
Bagdad - Die USA haben im Zuge ihres verstärkten Einsatzes in Bagdad im vergangenen Monat 1.000 Iraker festgenommen. Damit erhöhe sich die Gesamtzahl der Menschen, die sich im Irak in US-Gewahrsam befinden, auf 18.000, wie die "Washington Post" am Sonntag unter Berufung auf die für die Gefangenen zuständige US-Militärpolizei berichtete. Sie zitierte deren Sprecher Phillip Valenti mit den Worten, es handle sich um Zivilisten mit verschiedenen politischen, religiösen und ethnischen Hintergründen. Etwa 250 Gefangene stammten nicht aus dem Irak, sondern Drittländern.
 
Alle würden auf der Basis von geheimdienstlichen Erkenntnissen und Verhören "als wahre Bedrohung" für die Koalitionstruppen, die irakischen Sicherheitskräfte und für die Stabilität im Irak eingestuft, sagte Valenti. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den beiden von den USA betriebenen Gefangenenlagern im Irak liege bei einem Jahr, aber 8.000 Menschen seien länger festgehalten worden, davon 1.300 zwei Jahre.
 
Minister wollen aus Regierung austreten
Unterdessen kündigte die politische Bewegung des irakischen Schiiten-Führers Moktada al-Sadr an, dass ihre Minister am Montag aus der Regierung austreten werden. So wolle die Gruppe ihrer Forderung nach einem Zeitplan für den Abzug der US-Truppen aus dem Golfstaat Nachdruck verleihen, sagten Funktionäre der Bewegung am Sonntag.
Der Rückzug der Minister aus der Regierung sei auch eine Reaktion darauf, dass Führungsmitglieder seiner Mahdi-Armee im Rahmen der US-irakischen Offensive in Bagdad festgenommen worden seien und Ministerpräsident Maliki Forderungen nach einem Zeitplan für den Rückzug der US-Truppen aus dem Irak nicht unterstützt habe, erklärten zwei Mitglieder der Organisation am Sonntag.
Die sechs Minister würden am Montag zurücktreten, sagten Saleh al-Audshaili und Hassan al-Rubaie. Die rund 30 Abgeordneten des Blocks würden ihre Arbeit im Parlament dagegen wie gewohnt fortsetzen. Die Sadr-Partei stellt 32 der insgesamt 275 Abgeordneten im Parlament.
Sadrs Block stellt sechs Minister der Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki. Zudem hält die Gruppe ein Viertel der Parlamentssitze von Malikis Schiitischer Allianz. Dennoch wird die Regierung laut Beobachtern wegen des Rückzugs der Sadr-Anhänger wohl nicht stürzen. Allerdings könnten die Spannungen innerhalb des Kabinetts weiter zunehmen. (APA)
 
Christenverfolgung im Irak - und der Westen schweigt
Einer Frau in Bagdad hat man das Baby entführt, und weil die Mutter nicht in der Lage war, das Lösegeld zu bezahlen, gaben sie ihr das Kind zurück - enthauptet, gegrillt und serviert auf einem Haufen Reis. Das schwerwiegende Verbrechen des Kindes war, daß es sich dabei um einen christlichen Assyrer handelte. Niemand im Westen nahm von dieser Geschichte auch nur Notiz - wie von so vielen anderen grauenvollen Geschehnissen der Christenverfolgung im Irak.


Das berichtet in ihrer neuesten Ausgabe die katholische englische Wochenzeitung The Catholic Herald. Während es unter Saddam Hussein noch 1,4 Mio. Christen gegeben habe, sei ihre Zahl mittlerweile auf 500.000 gesunken.

Dabei zählen die assyrischen Christen zu den ältesten christlichen Gruppierungen überhaupt. Grund für den Exodus der Christen sei die Verfolgung vieler Assyrer durch die Moslems ihrer Umgebung. The Catholic Herald berichtet von diversen Verbrechen seit der Invasion. Die Schätzungen belaufen sich auf hunderte Opfer militanter Moslems. Mittlerweile seien 28 Kirchen Ziele von Anschlägen gewesen. Als Rache für die Regensburger Rede des Papstes sei ein Priesters enthauptet worden. In Basra sei ein 14jähriger Junge gekreuzigt worden.



Die Verfolgung von Christen erstrecke sich über den gesamten Irak – auch den kurdischen Norden.
Bereits im Rahmen des Genozids an den Armeniern während der türkischen Herrschaft seien 750 000 Assyrer ums Leben gekommen – unter tätiger Mithilfe ihrer kurdischen Nachbarn. Von Seiten der kurdischen Autoritäten würden die Assyrer als kurdische Christen bezeichnet und damit die Geschichte dieses uralten Volkes geleugnet. Ironischer Weise geschieht dasselbe mit den Kurden, die auf türkischem Staatsgebiet leben.


Hilfe haben die irakischen Christen kaum zu erwarten. Im Jahre 1991 gründeten Exilanten die Assyrian Aid Society, die versucht, die katastrophale Situation zu lindern. Europa und die USA hingegen, „Bannerträger von Freiheit und Demokratie“, haben an der verzweifelten Lage der Christen kein Interesse. „In naher Zukunft dürfte die assyrische Zivilisation lediglich im British Museum weiter existieren, wo ihre Zeugnisse immer noch Touristen aus der ganzen Welt anziehen“, so der Verfasser der Meldung Ed West.



http://www.katholisches.org/cms/182....ash=d0f5679fe9
 
"Christen in Nahost brauchen Solidarität"
Wer den Orient rein muslimisch wahrnimmt, irrt. Dort leben auch Christen mit einer alten und vielfältigen Kultur. Doch der israelisch-palästinensische Konflikt und andere Unruheherde bedrohen diese Kultur, erläutert der Linzer Theologe Hans Hollerweger.

OÖN: In letzter Zeit häufen sich die Aufrufe, die Christen im Nahen Osten zu unterstützten, insbesondere jene in Israel/Palästina. Warum hat sich die Lage der Christen so verschlechtert?

Hollerweger: Es ist von Land zu Land sehr verschieden, man sollte die Probleme nicht verallgemeinern. In Bezug auf Israel und Palästina ist der Konflikt verschärft: Das Problem der Christen dort ist, dass sie für die Israelis Palästinenser sind und für die Palästinenser Christen. So stehen sie zwischen zwei Blöcken. Die Gesamtlage verschlechtert sich und deshalb wird auch die Auswanderung mehr.

Der Westen kümmert sich auch verhältnismäßig wenig um die Christen im Orient. Das ist ein riesiges Versäumnis. Der Nahe Osten ist Ursprungsregion und Wurzelboden des Christentums - nicht nur das Heilige Land im engeren Sinne: Abraham stammt aus dem Irak, Syrien war wichtig für die Propheten und Apostel, Ägypten genauso. Die Christen im Nahen Osten brauchen unsere Solidarität und unsere Unterstützung.

OÖN: Stichwort Irak: Dort ist die Abwanderung der Christen besonders stark.

Hollerweger: Die kurdische Regionalregierung im Nord-Irak lädt die Christen ein, in den Norden zu kommen. Dort ist es im Großen und Ganzen ruhig. Aber natürlich verlassen auch sehr viele das Land, weil die Situation hoffnungslos ist.

OÖN: Französische Geistliche schlagen wegen der Auswanderung der Christen aus dem Libanon Alarm. Die Existenz der Kirchen dort sei bedroht, sagen sie.

Hollerweger: Die Auswanderung ist nichts Neues. Viele sind im 19. und 20. Jahrhundert schon ausgewandert. Damit haben sie oft mehr Verwandte im Ausland - vor allem in Amerika - als sie daheim haben. Die Auswanderung ist daher verhältnismäßig leicht. Früher waren die Christen im Libanon in der Mehrheit. Nach dem Bürgerkrieg (1975 - 1990) hat sich dies geändert. Heute sind rund 40 Prozent der Libanesen Christen, 60 Prozent Muslime. Damit hat sich die Situation der Christen natürlich verschlechtert. Aber an sich funktioniert das spezielle System im Libanon, die Aufteilung der politischen Macht auf Vertreter verschiedener Religionen, nach wie vor. Der Libanon könnte wirklich ein Modell für das Zusammenleben für Christen und Muslime sein.

Schlimm ist die Situation heute deshalb, weil die gegen Israel gerichtete Hisbollah im Libanon ein Staat im Staate ist. Daher ist die Gefahr für einen weiteren Bürgerkrieg oder ein weiteres Eingreifen Israels groß. Derzeit herrscht im Libanon eine große Unsicherheit.

OÖN: Vertreter der Christen im Heiligen Land berichten, dass der Druck von Seiten radikaler Muslime wachse. Wie groß ist diese Gefahr wirklich?

Hollerweger: Es gibt weithin ein gutes Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen. Wenn natürlich Fundamentslisten und Extremisten auftauchen, zahlt die Minderheit der Christen drauf. Gerade wegen der politischen Agitation von Amerika her besteht die Gefahr, dass die Christen mit Amerika gleichgesetzt werden.

Aber die Christen des Orients leben seit Jahrhunderten mit den Muslimen zusammen. Hier ist eine Brücke. Es finden zahllose Gespräche statt zwischen Vertretern der Kirchen und der Muslime. Wir in Europa könnten wahrscheinlich viel lernen, wie das Zusammenleben mit den Muslimen funktioniert. Wir sind da ja oft eher hilflos in der Frage, wie wir uns verhalten sollen. Im Orient wäre ein Modell. Umso tragischer ist es, dass wir uns um die Christen dort nicht kümmern.

Unterstützung

Der Linzer Theologe Hans Hollerweger ist Obman des Vereins "Initiative Christlicher Orient". Bis 2000 förderte dieser vor allem Christen in der Osttürkei. Danach hat er sein Wirken auf verschiedene Projekte in anderen Ländern ausgeweitet. Insbesonders werden palästinensische Christen unterstützt - auch durch den Verkauf ihrer Produkte.

http://www.nachrichten.at/politik/au...83ae4d03c2edf6
 
Zurück
Oben