J
Jezersko
Guest
Zuletzt aktualisiert: 09.02.2014 um 21:11 Uhr
Valentin Inzko im Interview: "Bosnien als EU-Kandidat" > Kleine Zeitung"Bosnien als EU-Kandidat"
VALENTIN INZKO: Es ist erschreckend, was die Hooligans angerichtet haben. Autos, Regierungsgebäude und das Stadtarchiv wurden in Brand gesetzt. Ich habe Sarajewo seit den Jahren 1995/1996, als ich dort als erster österreichischer Nachkriegsbotschafter ankam, nicht mehr so erlebt - es erinnert an den entsetzlichen Krieg. Ich erwarte weitere Proteste, aber keine Eskalation.
Der Grund ist die missliche soziale Lage vieler Bosniaken?
INZKO: Proteste haben Berechtigung, aber sicher nicht diese Ausschreitungen. Die Bevölkerung will das nicht. Aber natürlich ist die soziale Lage mit ein Grund und die Taubheit einiger Politiker.
Die Demonstranten wollen eine Revolution?
INZKO: Viele reden von einem bosnischen Frühling. Der muss aber in den Köpfen der Leute Einzug halten: Ich wünsche mir das Umdenken für den Herbst, wenn die nächsten Wahlen anstehen. Seit 15 Jahren regieren im Grunde die gleichen Parteien und gleichen Politiker.
Warum kommt Bosnien nicht zur Ruhe?
INZKO: Der Dayton-Vertrag brachte zwar Frieden, hat Bosnien aber verfassungsmäßig nicht modern aufgestellt. 14 Regierungen und ebenso viele Innenminister sind zu viel, sie leisten auch zu wenig.
Mit welchen Folgen?
INZKO: Zur mangelnden Effizienz kommt die schlechte soziale Lage, Freunderlwirtschaft, Korruption und andere negative Auswüchse. Das ergibt einen Cocktail, der jetzt explodierte. Aber für die Menschen ist der Frieden etwas Kostbares. Als das Archiv in Sarajewo brannte, haben viele geweint. Das Gedächtnis des Landes wurde zerstört.
Was kann die Europäische Union tun, um den Konflikt zu entschärfen?
INZKO: Man sollte Bosnien rasch den EU-Kandidatenstatus zuerkennen. Das wäre sehr wichtig, damit das Land den Rechtsbestand der EU übernimmt - etwa im Kampf gegen die Korruption.
Die EU ist mit ihren Truppen vor Ort - können diese deeskalieren?
INZKO: Ihre Präsenz ist ein stabilisierender Faktor, die Truppen haben jedoch in erster Linie eine Friedensmission zu erfüllen und sind nicht für soziale Unruhen im Lande vorgesehen.
Zur Erinnerung:
http://www.balkanforum.info/f9/soziale-unruhen-bosnien-231311/index7.html#post3966881
Dennoch - ein Leser hat dieses Interview treffend kommentiert.
"Sorry, aber der Mann hat doch ein Amt inne.....
Wenn ich mich recht erinnere ist das Amt des Hohen Repräsentanten, das Inzko seit Jahren in Bosnien bekleidet, so ausgestaltet dass er jederzeit ua. Minister entlassen, Gesetze u. sogar ganze Behörden selbst schaffen kann. Sich jetzt hinzusetzen u. das ganze wie ein Journalist zu kommentieren, um nicht zu sagen sich abzuputzen, halte ich für wenig ambitioniert u. charakterlich bedenklich...."
------------------------
PS: An die Adresse derer*, die mir gelegentlich vorwerfen, keine Ahnung zu haben: Man kann auch Zugang zu Informationen haben, ohne dauernd "unten" herum zu hocken.
*Diejenige wissen wer gemeint ist.
Valentin Inzko im Interview: "Bosnien als EU-Kandidat" > Kleine Zeitung"Bosnien als EU-Kandidat"
VALENTIN INZKO: Es ist erschreckend, was die Hooligans angerichtet haben. Autos, Regierungsgebäude und das Stadtarchiv wurden in Brand gesetzt. Ich habe Sarajewo seit den Jahren 1995/1996, als ich dort als erster österreichischer Nachkriegsbotschafter ankam, nicht mehr so erlebt - es erinnert an den entsetzlichen Krieg. Ich erwarte weitere Proteste, aber keine Eskalation.
Der Grund ist die missliche soziale Lage vieler Bosniaken?
INZKO: Proteste haben Berechtigung, aber sicher nicht diese Ausschreitungen. Die Bevölkerung will das nicht. Aber natürlich ist die soziale Lage mit ein Grund und die Taubheit einiger Politiker.
Die Demonstranten wollen eine Revolution?
INZKO: Viele reden von einem bosnischen Frühling. Der muss aber in den Köpfen der Leute Einzug halten: Ich wünsche mir das Umdenken für den Herbst, wenn die nächsten Wahlen anstehen. Seit 15 Jahren regieren im Grunde die gleichen Parteien und gleichen Politiker.
Warum kommt Bosnien nicht zur Ruhe?
INZKO: Der Dayton-Vertrag brachte zwar Frieden, hat Bosnien aber verfassungsmäßig nicht modern aufgestellt. 14 Regierungen und ebenso viele Innenminister sind zu viel, sie leisten auch zu wenig.
Mit welchen Folgen?
INZKO: Zur mangelnden Effizienz kommt die schlechte soziale Lage, Freunderlwirtschaft, Korruption und andere negative Auswüchse. Das ergibt einen Cocktail, der jetzt explodierte. Aber für die Menschen ist der Frieden etwas Kostbares. Als das Archiv in Sarajewo brannte, haben viele geweint. Das Gedächtnis des Landes wurde zerstört.
Was kann die Europäische Union tun, um den Konflikt zu entschärfen?
INZKO: Man sollte Bosnien rasch den EU-Kandidatenstatus zuerkennen. Das wäre sehr wichtig, damit das Land den Rechtsbestand der EU übernimmt - etwa im Kampf gegen die Korruption.
Die EU ist mit ihren Truppen vor Ort - können diese deeskalieren?
INZKO: Ihre Präsenz ist ein stabilisierender Faktor, die Truppen haben jedoch in erster Linie eine Friedensmission zu erfüllen und sind nicht für soziale Unruhen im Lande vorgesehen.
Zur Erinnerung:
http://www.balkanforum.info/f9/soziale-unruhen-bosnien-231311/index7.html#post3966881
Dennoch - ein Leser hat dieses Interview treffend kommentiert.
"Sorry, aber der Mann hat doch ein Amt inne.....
Wenn ich mich recht erinnere ist das Amt des Hohen Repräsentanten, das Inzko seit Jahren in Bosnien bekleidet, so ausgestaltet dass er jederzeit ua. Minister entlassen, Gesetze u. sogar ganze Behörden selbst schaffen kann. Sich jetzt hinzusetzen u. das ganze wie ein Journalist zu kommentieren, um nicht zu sagen sich abzuputzen, halte ich für wenig ambitioniert u. charakterlich bedenklich...."
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PS: An die Adresse derer*, die mir gelegentlich vorwerfen, keine Ahnung zu haben: Man kann auch Zugang zu Informationen haben, ohne dauernd "unten" herum zu hocken.
*Diejenige wissen wer gemeint ist.