Tunnel unter Synagoge sorgt für Verschwörungstheorien – was stimmt?
In Brooklyn wurde vor einigen Tagen ein Tunnel unter einer Synagoge entdeckt. Seither geistern auf Social Media bizarre Verschwörungstheorien herum.
Darum gehts
- Im Netz sorgt der Tunnel unter einer Synagoge für skurrile Verschwörungstheorien.
- Unter anderem meinen viele User und Userinnen, der Tunnel werde für illegale Aktivitäten benutzt.
- Die Polizei sowie ein Sprecher der Synagoge stellen nun die Fakten klar.
Aufnahmen eines geheimen Tunnels unter einer
Synagoge in Brooklyn, New York, sorgten vor einigen Tagen für Schlagzeilen – und seither auch für die Verbreitung der wildesten Verschwörungstheorien auf Social Media. So wird auf X unter anderem fälschlicherweise behauptet, dass die Passage ein Beweis für «illegale Aktivitäten» wie etwa Kindersexhandel oder Organraub der jüdisch orthodoxen Chabad-Lubawitsch-Bewegung sei. Ein Faktencheck:
Wie gross ist der Tunnel?
Der 2,4 Meter breite und 1,5 Meter hohe unterirdische Gang verläuft nach Angaben des New Yorker Bauamtes unter einem Gebäude neben der Hauptsynagoge des Komplexes und erstreckt sich über 18 Meter.
Wohin führt er?
In den sozialen Medien hiess es anfänglich, der Tunnel führe zu einem ehemaligen rituellen Frauenbad. Später meinten einige User und Userinnen sogar, der Gang sei mit einem örtlichen Kindermuseum verbunden.
Fakt ist: Der Tunnel hat laut der Nachrichtenagentur AP keine Verbindung zum Jüdischen Kindermuseum, das sich gegenüber der Chabad-Synagoge befindet.
Warum wurde er gebaut?
Der genaue Zweck des Tunnels ist weiterhin Gegenstand einer internen Debatte innerhalb der Chabad-Lubawitsch-Gemeinschaft.
«Jewish Telegraphic Agency» nimmt an, dass der illegal ausgegrabene Tunnel das Ergebnis eines anhaltenden Streits zwischen der Chabad-Gemeinde und einer Splittersekte sei, mit der es seit langem Ärger um den Besitz des Gebäudes gibt.
Wie konnte so lange unbemerkt ausgegraben werden?
Chabad-Sprecher, Rabbi Motti Seligson, vermutet gegenüber AP, dass der Durchgang im Keller in einem leerstehenden Wohnhaus hinter dem Hauptquartier begann und sich unter einer Reihe von Büros und Hörsälen hindurch schlängelte, bevor er schliesslich mit der Synagoge verbunden war.
«Diese ganze Episode ist für uns äusserst schmerzhaft», sagt Seligson weiter, denn damit würde man nur «diesen Personen, die online trollen, Futter liefern».
Woher stammen die Versionen, der Tunnel sei für illegale Aktivitäten genutzt worden?
Die Behauptungen sind laut AP unbegründet und deuten auf langjährige antisemitische Verschwörungstheorien über Kinderhändlerringe hin.
Die New Yorker Polizei meldet in einer Medienmitteilung, dass Anfang der Woche neun Personen bei einer Schlägerei in der Chabad-Synagoge festgenommen wurden. Nach Angaben der Behörde wurden den Männern Straftaten wie kriminelle Nötigung, rücksichtslose Gefährdung und Behinderung der Regierungsverwaltung vorgeworfen. Keine Vorwürfe wegen Sexhandels oder anderer illegaler Aktivitäten.