Ein Tod im Kanal – Migration und Menschenhandel im Amerika des Jahres im April 2025
Ein schwarzer Ford Explorer liegt halb versunken in einem trüben, stehenden Gewässer, bei Elsa, Texas. Es regnet, es ist Nacht. Die Sirenen sind längst verstummt. Was bleibt, ist Stille. Und zwei Leichen. Einer von ihnen war gerade einmal 14 Jahre alt, ein Junge aus Guatemala, dessen Name nie in den Schlagzeilen stehen wird. Er ist ein Schatten auf der Statistik, ein „Unfall“ in einem System, das längst keines mehr ist.
Was sich dort ereignete, ist weder neu noch überraschend – und genau darin liegt der Skandal. Zwei Männer, José Alexis Baeze-Combaluzier, ein mexikanischer Staatsbürger, und Vicente García Jr., 18 Jahre alt, aus Roma, Texas, wurden nach dem Unglück festgenommen. Sie sollen versucht haben, bis zu zehn Migranten aus Mexiko und Zentralamerika illegal über die Grenze zu bringen. Bei starkem Regen verlor der Fahrer die Kontrolle. Der Wagen stürzte in ein Gewässer, dessen Oberfläche trügerisch ruhig erschien – doch der Boden darunter war tückisch. Morastig, tief, schwer durchdringbar. Was wie ein Kanal aussah, entpuppte sich als gefährliches, treibsandähnliches Becken. Zwei Menschen starben. Fünf wurden gerettet. Die übrigen verschwanden in der Nacht.
Die US-Grenzpatrouille spricht von einem tragischen Zwischenfall. Christina Smallwood, ihre Sprecherin, warnt vor den „skrupellosen Schmugglern“, die das Leben anderer in Gefahr bringen. Doch ihre Worte hallen leer, wenn man bedenkt, wie viele dieser Tragödien sich bereits ereignet haben – und wie systematisch das Risiko kalkuliert wird.
Denn was sind Migranten in diesem Amerika? Keine Schutzsuchenden. Keine Menschen mit Namen, mit Müttern, mit Stimmen. Sie sind „Illegale“, „Fracht“, bewegliche Masse auf der Landkarte der Angst. Und jene, die sie transportieren, sind nur das letzte Glied in einer Kette, die bis in die Parlamente reicht – zu jenen, die Mauern bauen, Asylrechte beschneiden und mit jedem Gesetz ein Stück Humanität preisgeben.
Die Regierung Trump 2.0 hat aus Abschreckung eine Doktrin gemacht. Es ist kein Zufall, dass Migrantenwagen heute durch überflutete Senken und schlammige Gräben rasen. Es ist kein Zufall, dass selbst Kinder unter den Opfern sind. Es ist ein Kalkül. Eines, das darauf setzt, dass Bilder wie diese abschrecken. Dass die Leiche eines 14-jährigen Guatemalteken ein Signal sendet: „Kommt nicht.“