Guadalupe in Tränen – Die tödlichste Flutkatastrophe in Texas seit Jahrzehnten erschüttert ein ganzes Land – Mittlerweile fast 70 Tote
Es war noch vor Sonnenaufgang, als der Himmel über dem texanischen Hill Country aufriss – nicht mit Licht, sondern mit Wasser. Innerhalb von 45 Minuten stieg der Guadalupe River um acht Meter. Bäche wurden zu Strömen, Straßen zu Flüssen, Sommerlager zu Fallen. Was am 4. Juli mit leisem Donnergrollen begann, hat sich in das Gedächtnis der USA eingebrannt: Mindestens 67 Tote, darunter 21 Kinder. Elf Mädchen aus dem christlichen Camp Mystic werden weiterhin vermisst. Kerr County, bekannt für seine historischen Sommerlager, wurde zum Epizentrum einer Naturgewalt, deren Folgen nicht allein dem Wetter geschuldet sind. Sheriff Larry Leitha, der selbst in Gummistiefeln durch Schlamm und Trümmer watet, spricht von einer Suche, „die erst endet, wenn alle gefunden sind“. Und jeder neue Fund ist kein Erfolg, sondern eine Tragödie. Der Tod ist unter Baumwurzeln vergraben, in Autowracks eingeschlossen, im Flussbett gefangen – begleitet von einem Geruch nach Diesel, feuchter Erde und Verzweiflung. An den Ufern des Camp Mystic stehen Mütter, Väter, Geschwister – stumm, tastend, weinend. Einige durften das Gelände betreten, um nach Anzeichen zu suchen. Ein nasser Schlafsack, ein zerrissener Teddybär, ein Name auf einem Notizbuch. Eine Frau und ein Mädchen umarmen sich vor einer halb eingestürzten Hütte, Tränen laufen über schlammverschmierte Wangen. Im Hintergrund arbeiten Bagger an umgestürzten Baumstämmen. Ein Sturm zieht erneut auf, grollt über ein Gelände, das gestern noch voller Lachen war.
Die Behörden stehen unter Druck. Wie konnte es so weit kommen? Die Region ist als „Flash Flood Alley“ bekannt, Überflutungen sind keine Seltenheit. Und doch schien man auf das Unvermeidliche überhaupt nicht vorbereitet. Dann folgten in der Nacht seltene Flash Flood Emergencies, keine Warnungen für akute Lebensgefahr. Einige Camps wie Mo-Ranch reagierten rasch, verlegten Kinder auf höheres Gelände. Andere blieben – vielleicht zu lange – im gewohnten Trott. Und das Wasser kam nicht wie ein Schauer, sondern wie ein Abrisskommando. Anwohner berichten von Szenen, wie man sie sonst aus Katastrophenfilmen kennt. Menschen, die auf Dächer flohen. Kinder, die sich an Seile klammerten, während das Wasser ihnen bis zu den Hüften reichte. Retter, die mit Helikoptern, Booten und Drohnen unterwegs waren, um Eingeschlossene zu bergen. Über 850 Menschen konnten in den ersten 36 Stunden gerettet werden. Doch für viele kam jede Hilfe zu spät. Auch in der Politik wächst das Unbehagen. Gouverneur Greg Abbott erklärte den Sonntag zum Gebetstag, bat um Beistand für die Angehörigen, für die Einsatzkräfte, für ein ganzes Land im Ausnahmezustand. Aus Rom meldete sich Papst Leo XIV, der erste amerikanische Pontifex, in englischer Sprache. Er sprach von „den Töchtern, die im Sommerlager starben“, und sandte den Hinterbliebenen Trost inmitten des Unglaublichen.
Es war noch vor Sonnenaufgang, als der Himmel über dem texanischen Hill Country aufriss – nicht mit Licht, sondern mit Wasser. Innerhalb von 45 Minuten stieg der Guadalupe River um acht Meter. Bäche wurden zu Strömen, Straßen zu Flüssen, Sommerlager zu Fallen. Was am 4. Juli mit leisem...
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