
Verlorene Jahre, verlorene Leben – Wie Texas eine Katastrophe billigend in Kauf nahm
Kerrville, Texas – Es hätte weniger gekostet als ein halbes Polizeiauto oder die Sicherheit im Gerichtsgebäude. Eine Million Dollar – so viel hätte ein Flutwarnsystem gekostet, das Dutzenden jungen Menschen am 4. Juli 2025 das Leben hätte retten können. Doch diese Summe war über ein Jahrzehnt hinweg offenbar immer gerade zu viel. Zu umständlich, zu laut, zu unpraktisch – so lauteten die Einwände. Und so starben Kinder in Zelten, Eltern im Auto, Helfer im Schlamm. Die Katastrophe von Kerr County war vorhersehbar. Und sie war vermeidbar. Es ist ein erschütterndes Bild, das sich dieser Tage im texanischen Hill Country zeigt: Zerschmetterte Fahrzeuge am Ufer des Guadalupe River, zerrissene Zelte im Morast von Camp Mystic, aufgelöste Gesichter vor improvisierten Leichenhallen. Mindestens 120 Menschen sind tot, viele weitere werden vermisst. Die meisten Opfer stammen aus Jugendcamps entlang des Flusses – einer Region, die seit Jahrzehnten als „flash-flood alley“ bekannt ist, als Hochwasser-Gasse der USA. Und dennoch: Kein funktionierendes Sirenensystem, keine automatischen Evakuierungsbefehle, keine zentral gesteuerte Frühwarnung war eingerichtet worden. Warum? Die Antwort ist ein Lehrbuch über politisches Versagen.
Schon nach der verheerenden Flut an einem Gedenkwochenende im Jahr 2015, bei der mehrere Menschen in Kerr County ums Leben kamen, forderten Experten ein modernes Frühwarnsystem. Sensoren, Sirenen, Funkverbindungen zu den Camps – das war der Plan. Und selbst der Preis war überschaubar: rund eine Million Dollar. Etwa so viel, wie der Landkreis alle zwei Jahre für die Sicherheit im Gerichtsgebäude ausgibt. Doch statt Zustimmung erntete die Idee Widerstand – wegen möglicher Lärmbelästigung. Die Sirenen könnten stören, hieß es. Der Ton zu schrill. Der Aufwand zu groß. Die Prioritäten: woanders. Die County-Kommissare suchten den Kompromiss: ein System ohne Sirenen, das zwar den Pegelstand misst, aber keine automatische Warnung auslöst. Doch auch das wurde letztlich nicht umgesetzt – weil weder der Bundesstaat noch die Stadt Kerrville ihre Beiträge leisten wollten. Die Stadt hätte für eine gemeinsame Förderung 50.000 Dollar beitragen müssen. Sie entschied sich 2017 einstimmig dagegen. Stattdessen investierten andere Städte – wie das nahegelegene Comfort – in ein funktionierendes Warnsystem. Dort ertönte bei den Regenfällen am 4. Juli ein durchdringendes Dreiminutensignal. Die Bewohner flohen rechtzeitig. In Kerr County war es still. Nicht einmal ein zinsloses Darlehen des texanischen Hochwasserfonds in Höhe von 950.000 Dollar – plus 50.000 Dollar Zuschuss – konnte die Verantwortlichen später überzeugen. Zu unattraktiv seien die Bedingungen gewesen, erklärte die zuständige Flussbehörde. Das Projekt wurde beerdigt. Und mit ihm, Jahre später, über hundert Menschen.
kaizen-blog.org
Kerrville, Texas – Es hätte weniger gekostet als ein halbes Polizeiauto oder die Sicherheit im Gerichtsgebäude. Eine Million Dollar – so viel hätte ein Flutwarnsystem gekostet, das Dutzenden jungen Menschen am 4. Juli 2025 das Leben hätte retten können. Doch diese Summe war über ein Jahrzehnt hinweg offenbar immer gerade zu viel. Zu umständlich, zu laut, zu unpraktisch – so lauteten die Einwände. Und so starben Kinder in Zelten, Eltern im Auto, Helfer im Schlamm. Die Katastrophe von Kerr County war vorhersehbar. Und sie war vermeidbar. Es ist ein erschütterndes Bild, das sich dieser Tage im texanischen Hill Country zeigt: Zerschmetterte Fahrzeuge am Ufer des Guadalupe River, zerrissene Zelte im Morast von Camp Mystic, aufgelöste Gesichter vor improvisierten Leichenhallen. Mindestens 120 Menschen sind tot, viele weitere werden vermisst. Die meisten Opfer stammen aus Jugendcamps entlang des Flusses – einer Region, die seit Jahrzehnten als „flash-flood alley“ bekannt ist, als Hochwasser-Gasse der USA. Und dennoch: Kein funktionierendes Sirenensystem, keine automatischen Evakuierungsbefehle, keine zentral gesteuerte Frühwarnung war eingerichtet worden. Warum? Die Antwort ist ein Lehrbuch über politisches Versagen.
Schon nach der verheerenden Flut an einem Gedenkwochenende im Jahr 2015, bei der mehrere Menschen in Kerr County ums Leben kamen, forderten Experten ein modernes Frühwarnsystem. Sensoren, Sirenen, Funkverbindungen zu den Camps – das war der Plan. Und selbst der Preis war überschaubar: rund eine Million Dollar. Etwa so viel, wie der Landkreis alle zwei Jahre für die Sicherheit im Gerichtsgebäude ausgibt. Doch statt Zustimmung erntete die Idee Widerstand – wegen möglicher Lärmbelästigung. Die Sirenen könnten stören, hieß es. Der Ton zu schrill. Der Aufwand zu groß. Die Prioritäten: woanders. Die County-Kommissare suchten den Kompromiss: ein System ohne Sirenen, das zwar den Pegelstand misst, aber keine automatische Warnung auslöst. Doch auch das wurde letztlich nicht umgesetzt – weil weder der Bundesstaat noch die Stadt Kerrville ihre Beiträge leisten wollten. Die Stadt hätte für eine gemeinsame Förderung 50.000 Dollar beitragen müssen. Sie entschied sich 2017 einstimmig dagegen. Stattdessen investierten andere Städte – wie das nahegelegene Comfort – in ein funktionierendes Warnsystem. Dort ertönte bei den Regenfällen am 4. Juli ein durchdringendes Dreiminutensignal. Die Bewohner flohen rechtzeitig. In Kerr County war es still. Nicht einmal ein zinsloses Darlehen des texanischen Hochwasserfonds in Höhe von 950.000 Dollar – plus 50.000 Dollar Zuschuss – konnte die Verantwortlichen später überzeugen. Zu unattraktiv seien die Bedingungen gewesen, erklärte die zuständige Flussbehörde. Das Projekt wurde beerdigt. Und mit ihm, Jahre später, über hundert Menschen.

Verlorene Jahre, verlorene Leben – Wie Texas eine Katastrophe billigend in Kauf nahm
Kerrville, Texas – Es hätte weniger gekostet als ein halbes Polizeiauto oder die Sicherheit im Gerichtsgebäude. Eine Million Dollar – so viel hätte ein Flutwarnsystem gekostet, das Dutzenden jungen Menschen am 4. Juli 2025 das Leben hätte retten können. Doch diese Summe war über ein Jahrzehnt...
