Dinarski-Vuk
Vuk sa Dinare
Die Interdependenzen USA-China sind äußerst vielschichtig und man kaum sagen, wer davon "mehr profitiert". Beide Länder profitieren immens von dem Handel. Die USA haben einen nahezu unerschöpflichen, billigen Kreditgeber und einen billigen Produzenten, China bekommt sichere Zinszahlungen und Zugang zum amerikanischen Markt. Die Chinesen haben sich aber im Gegensatz zu den Amerikanern Reserven i.H.v ca. 3,5 Billionen US-$ angespart. Das ist das doppelte der gesamten jährlichen Staatsausgaben Chinas. Damit hat China extrem viel Handlungsspielraum und könnte auch eine große Depression 5-10 Jahre lang aussitzen, oder auch massiv aufrüsten, ohne den Lebensstandard seiner Bevölkerung spürbar senken zu müssen. Diese Möglichkeiten haben die Amerikaner nicht. Eine große Depression, oder eine massive Aufrüstung würde sofort auf die Bevölkerung durchschlagen und alle Folgen für die Stabilität des Landes haben, die das mit sich bringt. Das ist durchaus ein bedeutender Vorteil, denn im Falle eines Handelskrieges, oder eines Wettrüsten, bedeutet das, dass China klar die bessere Position besitzt.
Der US-$ ist aber auch in den 70ern v.a. in die Höhe gegangen, weil die amerikanischen Gewerkschaften extreme Forderungen forciert haben und die hohen Löhne die Preise noch weiter getrieben haben, was wiederum die Gewerkschaften dazu veranlasst hat noch höhere Löhne zu fordern. Dieser Kreislauf konnte erst in den 80ern von Reagan beendet werden.
Jedenfalls glaube ich nicht mal, dass die Leute, die momentan im Weißen Haus sitzen sonderlich viel von solchen Dingen verstehen, und wenn sie sie verstehen, dann halten sie nicht sonderlich viel davon. Hier ist ein Video von Steven Bannon, in welchem er vor den Mitgliedern eines fanatisch-christlichen Vereins spricht. In der Konferenz geht es eigentlich um die steigende Ungleichheit der Gesellschaft, aber Bannon spricht lieber von einem apokalyptischen Krieg gegen China und Iran:
Dazu ist Bannons Weltbild von der Generationentheorie der beiden Hobby-Historiker Strauss und Howe geprägt, die postulieren, dass alle 80-100 Jahre ein großer, gesellschaftlicher Umbruch stattfindet, der zumeist äußerst blutig abläuft. Das wären für die USA der Unabhängigkeitskrieg 1776, der Bürgerkrieg 1861, der 2. Weltkrieg 1942, und nun steht der nächste große Konflikt bevor, da der letzt inzwischen über 70 Jahre her ist. Das ist eine extrem simple Anschauung der Geschichte, die aber sehr gefährlich werden kann, denn ein Staatslenker, der glaubt ein großer Konflikt ist unweigerlich, könnte aufgrund dessen jeden Umbruch und jeden Strukturwandel jeglicher Art (und diese gibt es mal mehr mal weniger andauernd) unbedingt als einen "großen" Umbruch interpretieren wollen, um einen großen Krieg zu rechtfertigen.
Bei der jetzigen Regierungskonstellation sehe ich grosse Parallelen zu Nixon und Kissinger. Beide waren aber zu Glanzleistungen fähig. Beide waren meiner Meinung nach die begabteren Lügner und betrachteten genau dieses Talent als wichtige Voraussetzung in Diplomatie und Politik. Genau wie Trump jetzt, versuchten sie damals die Welt zu verändern, die ihnen Präsidenten wie Johnson, Kennedy, Eisenhower und Truman hinterlassen hatten. Nixon und Kissinger zerstörten die Schaltkreise der Macht, vernichteten Strukturen die von diesen oben erwähnten Präsidenten seit dem Zweiten Weltkrieg gedient hatten und schufen ein System, dass die Staatsführung in ihre Hände legte, wirklich ausschliesslich in ihre Hände. Sie haben es sogar dazu gebracht, den Nationalen Sicherheitsrat neu zu organisieren und rissen die Befugnisse des Aussenministeriums und des Pentagon an sich. Was heute Steven Bannon und Mike Pence sind, waren damals William Rogers (damals Aussenminister unter Nixon) oder Melvin Laird (Verteidigungsminister).
Trump hat ein ähnliches Grundmuster wie Nixon. Er strebte nach Grösse und Grösse errang man ausschliesslich auf globaler Ebene, indem man "ehrenvoll" Krieg führte und einen "ehrenvollen" Frieden schloss. Deswegen glaube ich nicht an die Rückkehr der Wurzeln des Isolationismus. Nixon befand sich damals als erster amerikanischer Präsident in einer Lage, der einem von seinen politischen Gegnern beherrschten Kongress die Stirn geboten hat. Trumps Feldzug gegen die Justiz hat erst begonnen, aber damals musste auch Nixon Hürden auf sich nehmen. 16 Jahre lang, seit Beginn der Eisenhower-Ära, hatte der Supreme Court unter dem Obersten Richter die Bürgerrechte ausgeweitet und die Polizeigewalt beschnitten.
Nixon musste daher Mittel und Wege finden, das Gesetz zu beugen oder zu brechen, um seine Feinde im eigenen Land zu bezwingen oder er musste mehr Konservative im Obersten Gerichtshof unterbringen. Genau wie heute Trump war Nixon der Überzeugung, dass ihn der staatliche Apparat, das Establishment- geführt von der Ostküstenelite und von Ivy-League-Intellektuellen, Kennedy-Anhängern und Johnson-Treuen - an allen Fronten bekämpfen würde.
Zurück zu China. Bin auch der Meinung dass in einem hypothetischen Handelskrieg die Chinesen auf der Pole-Position wären, aber Chinas Achillesferse bleibt die Energie. Westafrikas Öl ist für die Amerikaner zur nationalen und strategischem Interesse geworden. Die sudanesische Region Darfur und der Tschad waren lediglich eine Ausweitung der amerikanischen Irak-Politik, um sich mit "anderen" Mitteln die Herrschaft über Chinas Erdölquellen zu sichern. Die Chinesen wehrten sich gegen diese Herrschaft fast überall, besonders in Afrika. Darfur war der Beginn des neuen, nicht erklärten Kalten Krieges des Pentagon, dieses Mal um Erdöl. Die Chinesen zeigten sich als grosszügig in der Vergabe seiner zinsgünstigen Kredite, die an einige der ärmsten Schuldner-Länder in Afrika zinsfrei oder sogar als Hilfen vergeben wurden und konnten sich so dort festigen.
Die Gelder flossen in die Entwicklung der Infrastruktur, darunter den Bau von Strassen, Krankenhäusern und Schulen, ganz anders als bei IWF und Weltbank, die als Gegenleistung für Kredite eine brutale Sparpolitik forderten. Es war auch kein Zufall dass im US-Senat schon 2006 eine Resolution verabschiedet wurde, mit der der Einsatz von NATO-Truppen in Darfur und eine stärkere UN-"Friedens"-Truppe mit einem robusten Mandat gefordert wurde. Das Pentagon bildete in den USA eifrig afrikanische Offiziere aus, genauso wie es zuvor jahrzehntelang lateinamerikanische Offiziere ausgebildet hat. Die Gründung von "AFRICOM" kann ein effektives Instrument im Kampf um die Herrschaft über die reichen Rohstoffvorkommen in Zentralafrika im Kampf gegen China werden.
In der Politik gibt es keine Zufälle.