Ein Land unter Zoll – Wie Donald Trumps Wirtschaftspolitik die USA spaltet
Es beginnt nicht mit einem Krieg, sondern mit einem Einkaufszettel. Mit einer Tankquittung. Mit der Unruhe in der Schlange vor dem Supermarkt. In diesen Tagen, drei Monate nach Beginn von Donald Trumps zweiter Amtszeit, wächst in den Vereinigten Staaten die Angst – nicht vor einem äußeren Feind, sondern vor der eigenen Regierung. Genauer: vor ihren Zöllen. Vor ihrer Unberechenbarkeit. Vor der ideologischen Fixierung auf "Verhandlungsmacht" als politisches Allheilmittel.
Eine neue Umfrage des AP-NORC Centers zeigt: Die Mehrheit der Amerikaner erwartet, dass Trumps Zollpolitik die Preise steigen lässt – "deutlich", sagen rund die Hälfte. Weitere 30 Prozent erwarten "mäßige" Preiserhöhungen. Zugleich befürchten viele, das Land steuere auf eine Rezession zu. Es ist eine Stimmung zwischen Warnsignal und wirtschaftlicher Resignation.
Die Zustimmung zu Trumps wirtschaftlicher Führung sinkt. Nur etwa vier von zehn Amerikanern finden, dass der Präsident die Wirtschaft gut lenkt. Was auffällt: Selbst unter ehemaligen Unterstützern bröckelt das Vertrauen. Matthew Wood, ein Arbeitsloser aus Kentucky, war einst registrierter Republikaner. Jetzt ist er parteilos – und verärgert über Trumps Kuschelkurs mit Elon Musk. „Ich bin kein Fan davon. Und ich sehe nicht, wie das gut ausgehen soll“, sagt er.
Doch nicht nur die Richtung irritiert – sondern auch der Stil. Trumps Zolldekrete treffen Freunde wie Feinde: Kanada, China, sogar kleine Länder mit Pinguinen im Wappen. CEOs verlieren den Überblick, Anleger flüchten, die Börsen schwanken. Wer investieren will, wartet. Wer plant, zögert. Der wirtschaftliche Ausnahmezustand wird zur neuen Normalität.
Dabei ist die amerikanische Wirtschaft oberflächlich stabil: 4,2 Prozent Arbeitslosigkeit, Inflation rückläufig. Doch das Vertrauen bröckelt. Die Zuversicht sinkt. Die Angst wächst – besonders beim Blick auf das, was man sich leisten kann. Lebensmittel. Autos. Haushaltsgeräte. Für viele junge Menschen: Ausbildung.
Nicole Jones, 32, Studentin der Ergotherapie in Florida, bringt es auf den Punkt: „Dieser Zollkrieg ist ein Verliererspiel. Für uns, für alle. Es geht nicht um Strategie. Es geht um Rache.“
Fast 60 Prozent der Amerikaner sehen steigende Lebensmittelpreise mit großer Sorge. Fast die Hälfte fürchtet steigende Kosten bei großen Anschaffungen. Und während viele ihre Altersvorsorge als Stressfaktor empfinden, denkt kaum jemand, dass der Aktienmarkt das eigentliche Problem sei. Die Angst ist persönlicher geworden. Greifbarer. Täglicher.