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US-News

Wie weit ist Trump beim autoritären Umbau der USA?
Diktator wollte er laut eigener Aussage zwar nur "für einen Tag" sein. Doch anders als in seiner ersten Amtszeit ist Donald Trumps autoritärer Zug zum Tor diesmal stärker – und der Gegenwind schwächer

Wohin die Reise gehen würde, das war schon vor Amtsantritt klar: Donald Trump will durchregieren. Mit Störfaktoren, wie sie in einem Rechtsstaat üblich sind und wie sie ihn in seiner ersten Amtszeit plagten, sollte schnell Schluss gemacht werden. Lästige Beamte, die sich der Verfassung und nicht dem Präsidenten verpflichtet fühlen, müssen gehen oder sich zumindest so unsicher in ihren Jobs fühlen, dass sie tun, wie ihnen geheißen wird. Das Gleiche gilt für das Spitzenpersonal in vielen – per Gesetz unabhängigen – Behörden.

"Diktator am ersten Tag" nannte Trump das in einem Interview im Wahlkampf 2024, wobei ihm das teilweise freundlich als "nur am ersten Tag" ausgelegt wurde. Gar nicht kennen wollte der wahlkämpfende Kandidat Trump damals noch ein umfangreiches Papier der weit rechten Heritage Foundation mit dem Namen Project 2025 (siehe unten).

 
Trump kritisiert Floridas Plan, alle staatlichen Impfverpflichtungen aufzuheben
Der US-Präsident hat außerdem Kandidaten für die Nachfolge des Notenbankchefs genannt. Und die USA wollen Staaten sanktionieren, in denen US-Bürger zu Unrecht festgenommen werden. Ein US-Überblick

Washington/Tallahassee (Florida) – US-Präsident Donald Trump hat den Plan des Bundesstaates Florida zur Aufhebung aller staatlichen Impfvorschriften als "strikte Haltung" kritisiert. "Wir haben Impfstoffe, die wirken und überhaupt nicht umstritten sind", sagte Trump am Freitag vor Journalisten im Oval Office. Diese sollten genutzt werden. "Ich denke, man muss sehr vorsichtig sein, wenn man sagt, dass manche Leute keine Impfung bräuchten", fügte der Präsident hinzu. Andernfalls würden sich einige Leute anstecken und andere gefährden. Florida hatte in dieser Woche angekündigt, alle staatlichen Impfverpflichtungen aufzuheben.


Ui, da scheint ja etwas Rest-Verstand übrig geblieben zu sein.
 
Die letzte Bastion des Widerstands in den USA sind die Gerichte
Regieren Trump und seine MAGA-Ideologen vier Jahre mit der jetzigen Machtfülle durch, könnte der Umbau der USA unumkehrbar sein

Donald Trumps zweite Amtszeit ist zwar erst knapp acht Monate jung, doch der rechtskonservative Umbau der USA hat bereits alarmierende Ausmaße erreicht. Trump und sein System halten die Welt und sein Land in Atem; die tektonischen Verschiebungen, die vorangetrieben werden, finden in fast allen Bereichen statt. Besorgniserregend ist vor allem, dass nach und nach die institutionellen Kontrollfunktionen der Vereinigten Staaten ausgehebelt und Bürgerrechte systematisch eingeschränkt werden. Aufschreie verhallten zumeist ungehört.

Hinter dem US-Präsidenten steht eine Bewegung, die sich Macht über autoritäre Strukturen sichern will. Im Gegensatz zu seiner ersten Amtszeit wird dieses Mal augenscheinlich auf eine akribische und skrupellose Planung zurückgegriffen, die etwa im Project 2025 der Heritage Foundation ihren Niederschlag gefunden hat.

Autoritäre Lehrstunde
Die letzten Monate in den USA glichen einer Lehrstunde des Autoritarismus: Schaffung von Feindbildern, Schwächung der Verwaltung und der unabhängigen Behörden, "Rache-Politik" gegen Kritiker und Medien oder die Inszenierung und Bekämpfung von imaginären Bedrohungen. Die Entsendung der Nationalgarde in demokratische Städte und die Umbenennung des Pentagon in "Kriegsministerium" sind dabei nur die jüngsten Beispiele. Alles läuft nach einem Drehbuch, das Machthunger mit einer ultrarechten Ideologie verknüpft.

 
Der geheime Krieg am Rande der Welt – von Nordkoreas Küsten bis zur Karibik
Manchmal sind es die Operationen, die niemand sehen darf, die am meisten über eine Präsidentschaft verraten. Im Frühjahr 2019 schickte Donald Trump das legendäre SEAL Team 6 auf eine Mission, die so heikel war, dass sie nur mit seiner persönlichen Unterschrift starten konnte. Ziel war die nordkoreanische Küste. In der Dunkelheit der Nacht glitten Mini-U-Boote in Richtung des hermetisch abgeschotteten Landes, an Bord die Red Squadron – jene Einheit, die 2011 Osama bin Laden in Pakistan tötete. Ihre Aufgabe: ein elektronisches Gerät vergraben, das es den USA ermöglichen sollte, Kim Jong Uns Kommunikation direkt abzufangen. Was als Meisterstück der Spionagekunst geplant war, endete im Desaster. Als die SEALs am Strand anlandeten, entdeckten sie ein Boot, aus dem ein Mann ins Wasser ging. In der Annahme, es handle sich um nordkoreanische Sicherheitskräfte, eröffneten sie das Feuer. Zwei, vielleicht drei Menschen starben. Erst als die Kommandos die Leichen aus dem Wasser zogen, erkannten sie den Irrtum: Es waren Zivilisten, Fischer, die bei Nacht Muscheln sammelten. Um keine Spuren zu hinterlassen, versenkten die SEALs die Körper – nach Insiderberichten sogar mit perforierten Lungen, damit sie nicht auftauchten.

Nordkorea schwieg. Washington schwieg noch lauter. Die Pentagon-Überprüfungen stuften den Einsatz als „gerechtfertigt“ ein, die Toten als bedauerliche, aber unvermeidliche Folge einer „Kette unglücklicher Umstände“. Die Berichte wurden klassifiziert, die Öffentlichkeit erfuhr nichts – bis jetzt. Mehrere der Beteiligten wurden später befördert. Und doch bleibt der Einsatz eine offene Wunde. Matthew Waxman, ehemaliger National-Sicherheitsjurist unter George W. Bush, warnte: Die Regierung könnte gegen den War Powers Act und Title 50 verstoßen haben, weil sie die Geheimdienstausschüsse des Kongresses nicht informierte. „Das ist genau die Art von Operation, über die der Kongress unterrichtet werden muss“, sagte er.

 
Der Golf verschwindet – und Delta schreibt Geschichte um
Es klingt wie eine Szene aus einem absurden Theaterstück: Ein Flugkapitän schlägt sein Navigationshandbuch auf, die nüchternen Revision Highlights – und findet dort plötzlich Politik. Schwarz auf weiß steht da:

Kein Missverständnis, keine Fußnote. Für Delta-Piloten existiert der Golf von Mexiko nun nicht mehr – zumindest nicht auf dem Papier. Es ist die praktische Umsetzung von Trumps Executive Order 14172, die schon im Januar unterzeichnet wurde, aber nun erst ihren Weg bis in die Cockpits gefunden hat. Was am 8. Mai noch wie ein medienwirksamer PR-Stunt wirkte, ist jetzt Realität: Die Geografie wird neu geschrieben, Zeile für Zeile, Checkliste für Checkliste.

Man kann sich die Szene im Flugzeug lebhaft vorstellen. Kurz vor Houston beugt sich der Co-Pilot nach vorn und sagt trocken: „Wir nähern uns dem Golf von Amerika.“ Es wirkt, als hätten die Crews neben dem Autopiloten auch gleich die Sprachpolizei eingeschaltet bekommen. Und der Eintrag geht noch weiter:

 
Ärzten denen ich mehr vertraue, als ich RF Kennedy Jr vertraue:

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Siebter Rückschlag für Trump – Richter kippt Abschiebepläne
San Francisco, ein später Freitagabend bzw. früher Samstagmorgen, und plötzlich steht die Uhr still für über eine Million Menschen. Edward Chen, Bundesrichter im Northern District of California, hat die Trump-Regierung in die Schranken gewiesen. Mit einem Schlag sind die Massenabschiebungen gestoppt, zumindest vorerst. Das Urteil betrifft rund 600 000 Venezolaner, deren Schutzstatus im April ausgelaufen war oder in wenigen Tagen geendet hätte, und weitere 500 000 Haitianer. Sie dürfen bleiben, sie dürfen arbeiten, sie dürfen aufatmen.

Chen wählte scharfe Worte. Er sprach davon, dass Heimatschutzministerin Kristi Noem die Betroffenen „zurückschicken wollte in Zustände, vor denen selbst das Außenministerium warnt“. Das war nicht nur ein juristischer Tadel, es war eine moralische Anklage. Der Richter nannte Noems Entscheidung „willkürlich und unverhältnismäßig“, eine Überschreitung der Befugnisse. Die Regeln für das Temporary Protected Status-Programm, kurz TPS, seien über Jahrzehnte hinweg mit Sorgfalt, mit Analysen und zwischenbehördlichen Beratungen angewendet worden. „Bis jetzt“, schrieb Chen – ein Satz wie ein Donnerschlag. Für Menschenrechtsorganisationen, Anwälte und Journalisten ist dieses Urteil mehr als nur ein juristischer Sieg – es ist die Bestätigung eines monatelangen Kampfes. Seit Wochen haben wir selbst zwei Rechercheure darauf angesetzt, Datensätze zu durchforsten, Akten zusammenzutragen, sie an Anwälte weiterzuleiten. Ziel war es, das Bild geradezurücken, das von Regierungsseite gezeichnet wurde: jenes Zerrbild, in dem TPS-Inhaber als Sicherheitsrisiko dargestellt werden. Die nüchternen Zahlen erzählen eine andere Geschichte und die ganze Widerstandsarbeit beginnt mehr und mehr Früchte zu tragen. Über 95 Prozent dieser Menschen haben keinerlei kriminellen Hintergrund. Es sind Pflegekräfte, Fahrer, Bauarbeiter, Restaurantangestellte, Menschen, die den USA jeden Tag buchstäblich den Rücken freihalten.

 
Wettlauf gegen die Zeit – „Alle kämpfen, um honduranische Kinder vor Trumps Abschiebungen zu retten“
Es ist wieder eines dieser Wochenenden, an denen alles gleichzeitig passiert. In Arizona hat das Florence Immigrant & Refugee Rights Project (FIRRP) am Freitag die Notbremse gezogen und seine laufende Klage gegen die Trump-Regierung erweitert – diesmal um zwölf Kinder aus Honduras, deren Abschiebung nach unseren Informationen unmittelbar bevorsteht. Es ist der nächste Akt in einem Drama, das erst vor wenigen Tagen dazu führte, dass ein Bundesrichter die geplante Deportation von Dutzenden guatemaltekischen Kindern gestoppt hat.

Was uns aus guten Quellen erreicht, klingt eindeutig: Die Behörden wollen ab diesem Wochenende mit Abschiebungen beginnen – trotz laufender Verfahren und in direktem Widerspruch zu den Rechten der Kinder, in den USA Schutz zu beantragen. Das Gesetz schreibt klar vor, dass Minderjährige aus Nicht-Nachbarländern Anspruch auf eine Anhörung vor einem Einwanderungsrichter, Zugang zu Rechtsbeistand und eine kindgerechte Unterbringung haben. Alles andere wäre ein Angriff auf den Rechtsstaat. Für uns heißt das: Keine Zeit verlieren. Genau wie bei den guatemaltekischen Kindern heißt es jetzt, Daten zusammentragen, Fälle dokumentieren, Belege sichern – Stunde um Stunde, Tag und Nacht. Menschenrechtsanwälte und Kinderschutzorganisationen warnen seit Tagen vor einer Eskalation. Die geplante Abschiebung von 600 guatemaltekischen Kindern über das Labor-Day-Wochenende hatte landesweit für Empörung gesorgt. Dass die Regierung nun auch honduranische Kinder ins Visier nimmt, sehen sie als Testlauf, um den ohnehin ausgehöhlten Kinderschutz weiter zurückzudrängen. „Diese Kinder sind keine Schachfiguren“, heißt es in einer Stellungnahme von FIRRP. „Sie haben Rechte, und wir werden dafür kämpfen, dass diese Rechte respektiert werden.“

 
Trumps Politik treibt sie in den Ruin und in den Tod – Arkansas’ Bauern ernten, was sie gesät haben, was erschütternde Bilder zeigen
Die Bilder aus Brookland, Arkansas, sind bedrückend, auch für uns, und entlarvend zugleich: Hunderte Farmer, viele mit tiefen Falten von Sonne und Sorge, drängen sich in einer Turnhalle. Sie reden ins Mikrofon, sie klagen, sie beten. „Ich habe noch nie so große Angst gehabt, dass meine Kinder und Enkelkinder den Hof nicht mehr übernehmen können“, sagt einer. Ein anderer beschreibt Trumps Zölle als „Eiscreme auf dem Kuchen des perfekten Sturms“. Es ist eine Mischung aus Wut, Angst und der verzweifelten Hoffnung, in Washington endlich gehört zu werden.

Doch das Desaster, das sie beklagen, ist nicht vom Himmel gefallen. Es ist das Ergebnis einer Politik, die Arkansas mehrheitlich gewählt hat. Donald Trumps Zölle haben die Produktionskosten explodieren lassen, Absatzmärkte abgewürgt und die Farmer direkt in die Rezession katapultiert. Dazu kam die Flutkatastrophe im April, die 260.000 Hektar Ackerland zerstörte und laut Universität von Arkansas Schäden von 78 Millionen Dollar verursachte. Reispreise sind um 40 Prozent gefallen, Diesel und Dünger so teuer wie seit Jahren nicht. „Wenn wir keine Nothilfen bekommen, geht ein Drittel der Höfe in die Insolvenz“, warnt Chris King, Farmer aus Woodruff County.

Die Ironie ist kaum zu übersehen: Noch im Frühjahr sagten 70 Prozent der amerikanischen Farmer, sie glaubten, Trumps Zölle würden ihnen langfristig helfen. Viele feierten seinen „Big, Beautiful Bill“, der großzügige Subventionen verspricht – Subventionen, die jedoch erst 2026 ausgezahlt werden. Für tausende Höfe kommt das zu spät. „Wir brauchen Ad-hoc-Zahlungen sofort, um dieses Jahr zu überleben“, fordert Farmer Derek Haigwood. Es klingt wie ein Hilferuf, ist aber auch ein Eingeständnis, dass der selbst bejubelte Handelskrieg nun zur tödlichen Umarmung geworden ist. Die Szenen in der Turnhalle schwanken zwischen Andacht und Anklage. „Lieber Gott, wir sind so nah an dir, weil wir jeden Tag mit deiner Erde arbeiten. Wir brauchen Hilfe“, fleht ein Farmer. Fünf Selbstmorde innerhalb von 14 Monaten berichten Agrarhändler aus der Region, davon 4 in den letzten 7 Wochen – so groß ist die Verzweiflung.

 
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