Hätte es eine Zwischenlösung geben können anstatt Krieg?
Man hätte den diplomatischen Weg schreiten müssen.
War aber aufgrund der aufgeheizten (vielleicht sogar auf allen 3 Seiten...) Gemüter nicht mehr möglich.
Manche sprechen auch davon, dass sich eine der 3 Parteien recht intensiv auf diese Zeit im April /Mai '92 militärisch vorbereitet hat.
Da haben dann die anderen 2 Parteien blöd aus der Wäsche geschaut, als alles (mehr oder weniger) blitzschnell ging.
Aufarbeitung?
Für dich gibt es immer nur die Opferrolle, Leugnung von Verbrechen, Gebietsansprüche etc. Von Aufarbeitung bist du Lichtjahre entfernt und vom Interesse an selbiger noch weiter
Ja, warum nicht ein (weiterer) Versuch der Aufarbeitung?
Die Hoffnung stirbt zuletzt...
Mal schauen, wohin uns dieser Thread führt.
Probieren kann man es ja.
Wenn man nur eine Seite kennt und über Jahre Jahrzehnte sich eine Seite im urlaub anhört, dann denkt man wirklich das ist so wie es ist, ohne die andere Seite wirklich zu kennen, und da kann es schon vorkommen das man wenn man Beiträge der anderen Seite liesst sie für verrückt und fern ab von jeder Realität hält.
Moment, Stopp!
Das stimmt so nicht.
Ich war bis '90 simpler Tourist (bzw. habe als Skipper für eine Ö-Firma in Dalmatien gearbeitet) und wußte bis dahin ernsthaft nicht, dass es in "meinem" Urlaubsland YU verschiedene Ethnien gibt.
Wie sollte ich das auch erkennen?
Für mich als Ösi war in YU alles super, die Menschen freundlich, sympathisch.
Kann mich noch gut erinnern, wie ich damals mit meiner YU-Freundin in einem Cafe in ZD war und sie mir die ethnischen Spannungen im Sommer '90 offenbarte.
Auf meine Fragen in normaler Lautstärke antwortete sie entsetzt mit "Pssst, nicht so laut!" und blickte nervös um sich herum.
Die Kriegsereignisse in HR '91+'92 waren für mich logisch:
Die neue Verfassung der Kroaten war def. zu nationalistisch und diskriminierte die Minderheiten.
Tudjman war zu blöd um sofort die Verfassung zu ändern um den Streitigkeiten den Wind aus den Segeln zu nehmen, außerdem hätte er damit wichtige nationalistische Wähler verloren.
Und hat somit aus Egoismus den Krieg in Kauf genommen.
Anders die Gründung des Staates BiH:
Ich vermute (!), hier waren die ethnischen Gruppen von Anfang an gleichgestellt.
Den Rest kennen wir:
Ob nun BiH zw. 2 Parteien hätte aufgeteilt werden sollen , oder bei einem (Rest-)YU verbleiben sollte, oder gar einem späteren (Groß-)Serbien einverleibt werden sollte:
Diese Themen füllen viele Bücher, geschrieben von allen 3 Parteien.
Für mich als Ausländer, nicht ideologisch befangen, nicht religiös, ohne Identität, war BiH eine Teilrepublik YUs, hat für die Sezession eine Volksabstimmung abgehalten und ging den demokratischen Weg.
Wie intensiv die bosnische Regierung seinerzeit versuchte die Bürger der nicht anerkannten Republika Srpska zu beruhigen ist mir nicht bekannt.
Der Krieg lag ja schon Anfang '92 in der Luft.
Vergleiche dazu Karadzics legendäre Sätze im Parlament, die Kriegsvorbereitungen der JNA, die Entwaffnung der TO-Einheiten usw.
Als echten Fehler kreide ich die absolute Gewalt der Serben im April an.
So viel Grausamkeit, blitzschnell in einem Überfall (z.B. im Podrinje, aber auch an vielen anderen Orten).
Nach all den Vorfällen noch die Chuzpe zu haben und eine Abspaltung von BiH, bzw. Angliederung an SRB zu fordern, ist für mich ungeheuerlich.
Diese Chance wurde ein für allemal vertan.
Anstatt dass alle 3 Parteien gemeinsam an einem Strang für eine gute Zukunft BiHs ziehen, sitzen nun die einzelnen Ethnien "eingesperrt" in ihren trostlosen Teilrepubliken und harren sinnlos einer fraglichen Zukunft entgegen.
Wie oben stehend bereits erwähnt:
Die HR-Verfassung war in meinen Augen nicht richtig.
Fraglich allerdings, ob bei einer "serbenfreundlicheren" Verfassung die Konflikte vermieden hätten können.
Hmmm....darf ich irgendwie bezweifeln: Das Thema "Großserbien", bzw. "Anschluß" an Serbien war zu präsent.
Die Krajina-Serben waren nicht verhandlungsbereit.
Ich denke wenn man ein Konflikt aufarbeiten oder über ihn redet oder ggf. auch eine Lösung sucht, sollte man auch neben den rechtlichen auch den historischen Aspekt betrachten, dies wurde 1992 nicht getan, von allen Seiiten nicht, mehr doer wneiger. Mit welchem Argument sprichst du zB der Serbischen Republik die Unabhängigkeit ab, glaube durch den historischen der Geschehnisse in den 90er, oder?
Die RS wurde illegal innerhalb einer aufrechten (de jure) Republik YU gegründet.
Also wer hat sich da von wem zuerst abgespalten:
BiH von YU, oder RS von YU (und BiH)?
Historischer Aspekt (von dem ich aber wenig halte, siehe z.B. das Thema Südtirol):
Beim Einzug der Slawen am Balkan wurden andere Völker (tlw.) verdrängt.
Ob diese Slawen damals schon verschiedene "Stämme" hatten entzieht sich meiner Kenntnis; für mich war das "ein" Volk, also quasi Brüder.
Wieso sich diese Brüder heute streiten hat ja nur etwas mit Religion und Identität, aber nichts mit Bruderliebe zu tun, oder?
Und ob es einen rechtlichen Aspekt hat einen Krieg anzuzetteln mag ich bezweifeln...
Ich selbst spreche der RS das Recht der Unabhängigkeit aus mehreren Gründen ab:
- Die Grenzen der YU-Teilrepublik BiH sind nach internationalem Recht zu akzeptieren.
(Aus dem Kosovo-Thema halte ich mich derzeit raus...)
- Ich erachte die Folgestaaten eines zerfallenden BiHs als nicht lebensfähig; auch, weil Anschlussverbot an die "Mutterstaaten".
- Man darf durch Krieg, Folter, Mord, Vergewaltigung nicht zum endgültigen Kriegsziel kommen.
Das wäre fatal für die Zukunft.
- Was tun mit den Minderheiten in der neu entstehenden RS? Da fängt doch das Problem von vorne wieder an.
Hoppla, ich bin Ösi, und kein Deutscher.
Wir Ösis schätzen die Deutschen nicht sonderlich: Zu perfekt, zu korrekt, zu überheblich.
Da lieber die Balkaner, die haben ähnlichere Mentalität wie wir.
Wenn auch meine Vorfahren vielleicht irgendetwas mit Sudenten- und Ungarndeutschen zu tun hatten.
Zumal der 2 WK leider ein faden Beigeschmack zum 90er Konflikt hatte, um nicht zu sagen ein schlimmes Nachspiel, gerade durch nicht aufarbeitung unterm Kommunismus. .
Geschichte soll und muss man verstehen und achten, aber nicht immer wieder aufwärmen, von Versäumtem träumen und sich Hoffnungen über Vergangenes machen.
man muss Geschichte auch einmal "ruhen" lassen.
Das heißt nicht, sie zu vergessen.
Aber nicht ständig darin "herumrühren".
ENDE Teil 1
Ich schreibe gleich weiter, muss meinen Rechner-Charger aus dem Auto holen...
Bis gleich,
LG Martin
Heute in Kladanj, BiH