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Antisemitismus:Erziehung zum Hass

Eine neue Welle von Hass
Antisemitismus und Rechtsextremismus wagen sich wieder deutlicher hervor

In Sachsen-Anhalt, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, haben drei Jugendliche ein Exemplar des Tagebuchs der Anne Frank verbrannt. Der Vorfall passt in die Häufung der antisemitischen, rassistischen und Nazi-freundlichen Ereignisse der letzten Zeit in Europa, vor allem in Deutschland und auch Österreich.

Er hat aber eine besondere Qualität, davon gleich mehr. Die Schlagzeilen werden derzeit von den "Ausländer-raus"-Grölern der mehr oder minder privilegierten Jugend in Discos auf Sylt oder in Kärnten beherrscht. Was da zum Sound eines Italo-Schlagers abgesondert wird, ließe sich vielleicht so erklären: Da lassen junge Leute beiderlei Geschlechts offenbar ihre tiefsitzenden Ressentiments über die Zuwanderung von jungen, oft ziemlich aggressiven Männern aus dem Nahen Osten raus; man könnte fast von "Territorialkampf" reden.

Der ebenfalls grassierende Antisemitismus hat Überschneidungen, ist aber nicht ganz dasselbe. Einerseits gibt es selbstverständlich einen massiven Antisemitismus muslimischer Zuwanderer; aber daneben gibt es einen neuen Antisemitismus der "Einheimischen", der schon nach intensiverer Befassung verlangt.

 
„Raub“: Jüdische Enteignung in Videoschau
Eine Ausstellung ohne originale Objekte haben das Jüdische Museum Wien (JMW) und das Wien Museum mit ihrem Kooperationsprojekt „Raub“ umgesetzt. Im Fokus steht die systematische Enteignung und Beraubung der jüdischen Bevölkerung Wiens nach dem „Anschluss“ Österreichs.

Es sei der Versuch, „die Geschichte des Holocausts anders zu erzählen“, so JMW-Direktorin Barbara Staudinger. In den Museen bekommt man die Gegenstände nur per Videoinstallation zu Gesicht. „Raub“ sei eine „unkonventionelle Ausstellung“, die ganz bewusst als „künstlerische Installation“ und Denk- sowie Mahnmal konzipiert sei, ergänzte Wien-Museum-Leiter Matti Bunzl bei einer Presseführung am Mittwoch. „Ich halte das für extrem angebracht.“

Zwölf exemplarische Fälle wurden vom Kuratorenduo Hannes Sulzenbacher und Gerhard Milchram ausgewählt. Ab März 1938 sei ein „gigantischer Raubzug“ in Wien möglich geworden. „Die Menschen wussten: Jetzt bekommen wir freie Bahn“, erläuterte Sulzenbacher. „Auch deshalb haben wir überlegt, ob wir die Ausstellung vielleicht nicht ‚Raub‘, sondern ‚Gier‘ nennen sollten.“

 
Absurder Israel-Boykott: Wegen Antisemitismus bleib ich hungrig
Das israelische Deli Doda’s zieht wegen anhaltender Bedrohungen von Friedrichshain nach Wilmersdorf. Jetzt wird sogar schon das Essen politisiert.

„Wir sind umgezogen!“ Sagt mir ein senfgelber Streifen auf der Website von Doda’s Deli. Meine sehr unwahrscheinliche Hoffnung: Näher zu mir. Die Realität: Wilmersdorf. Doda’s Deli serviert „Tel Aviver Soul Food“. Und tatsächlich ist meine Liebe zum Deli aus Sehnsucht entbrannt.

Das Essen dort ruft Erinnerungen an warme Nächte, Knutschereien am Strand mit meinem Long-Distance-Fling und lange Essen mit meiner Großcousine und ihren Söhnen wach. Das alles ist eine gefühlte Ewigkeit her, weil erst kam der Rollstuhl, dann die Pandemie, dann ist meine Großcousine gestorben.

 
Neuer Bericht: „Antisemitische Allianz“ zwischen Linken und Islamisten
Ein in Berlin präsentiertes Lagebild spricht von einer neuen Dimension des Judenhasses. Eine Betroffene von einem queeren Verein berichtet von zunehmender Ablehnung.

Ariel Elbert trägt keinen Schmuck mehr mit jüdischen Symbolen. Sie sei vorsichtig geworden auf der Straße, erzählt die sich als queer definierende Jüdin. Vorsicht empfehle sich derzeit für jüdische Menschen in Berlin. Und die Gefahr käme nicht mehr nur aus den bekannten Ecken des rechtsextremen und islamistischen Milieus. Die 33-Jährige erläuterte bei einer Präsentation eines Lagebilds der Amadeu-Antonio-Stiftung zum Antisemitismus in Deutschland, wie die Judenfeindlichkeit bestimmter linker Kreise nach dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas die Arbeit ihrer queer-jüdischen Organisation Keshet in Deutschland erschwert. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung gegen Antisemitismus, flankierte die Vorstellung des Lagebilds mit beunruhigenden Zahlen.

 
Westeuropa wird gezielt islamisiert, man hat sich gegen Juden entschieden und wahrt nur noch das Gesicht.
 
Ariel Muzicant: "Bedrohung der Demokratie akuter als Antisemitismus"
Der frühere Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde sprach am Rande der Wiener Festwochen über den Rechtsruck in Europa – dieser mache mehr Angst als der Antisemitismus

Ariel Muzicant und die Wiener Festwochen – dieses Verhältnis war zuletzt gehörig angespannt. Der frühere Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde war verärgert, weil die Festwochen Israelkritiker wie Annie Ernaux und Yanis Varoufakis als Ideengeber aus der Ferne in ihren Reihen haben. Die Gemüter dürften sich mittlerweile abgekühlt haben, denn nun folgte Muzicant der Einladung, bei der Festwochen-Produktion Wiener Prozesse teilzunehmen. Dabei wurde am Wochenende die Demokratiegefährdung durch die FPÖ verhandelt. Am Rande der Veranstaltung entstand dieses Interview.

STANDARD: Sie haben soeben bei den sogenannten Wiener Prozessen, einer Veranstaltung der Wiener Festwochen, wo es um die Gefahr für die Demokratie durch den Rechtsruck in Europa geht, gesprochen. Sie sagten, dass Sie sich mehr fürchten in Österreich, aber auch in Europa, vor der Tendenz zu autokratischen Regimen. Sie fürchten sich mehr vor der Degradierung der Demokratie als vor dem Antisemitismus. Was bewegt Sie zu dieser Aussage?

Muzicant: Ich möchte unter keinen Umständen die Gefährlichkeit des Antisemitismus reduzieren. Ich weiß, wie sehr die jüdischen Gemeinden gegen Antisemitismus kämpfen. Aber ich glaube, dass sich die europäische Gesellschaft inzwischen bewusst ist, wie sehr der Antisemitismus bekämpft werden muss. Was aber scheinbar noch nicht durchgedrungen ist, ist die Gefährdung unserer Demokratie, unserer Menschenrechte und unserer Werte, all dessen, was wir uns in den 80er-Jahren aufgebaut haben.

 
Schutzzone für Antisemitismus: Berliner Hochschulen ließen Israelhass gedeihen
Uni-Dozenten nehmen ihre Propalästina-Zöglinge und linken Israelfeinde gegen den Rechtsstaat in Schutz. Zur Rechenschaft werden sie nicht gezwungen. Ein Kommentar.

Die Stücke aus den Tollhäusern, genannt Berliner Universitäten und Hochschulen, beschäftigen nun auch die Bundesregierung. Wissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger bittet den Kanzler, ihre Staatssekretärin Sabine Döring zu entlassen. Diese hatte prüfen lassen, ob Hunderte Uni-Dozenten irgendwie zur Verantwortung gezogen werden könnten, zum Beispiel durch Entzug von Geld, weil sie sich mit einem offenen Brief schützend vor antisemitische Losungen brüllender Studenten gestellt hatten.

 
F:Festnahmen nach mutmaßlich antisemitischer Vergewaltigung
Nach einer mutmaßlich antisemitisch motivierten Vergewaltigung einer Zwölfjährigen bei Paris hat die französische Polizei drei Buben im Alter zwischen zwölf und 13 Jahren festgenommen.

Das Mädchen war nach eigenen Angaben am Samstag im nordwestlich der Hauptstadt gelegenen Vorort Courbevoie mit einem Freund in einem Park, als sie von drei Jungen in einen Schuppen gezerrt und vergewaltigt wurde. Dabei sei sie mit dem Tode bedroht und antisemitisch beleidigt worden, hieß es weiter. Ihr Freund habe zwei der Angreifer identifizieren können.

Die Zahl antisemitischer Straftaten hat sich nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem Beginn des Gaza-Kriegs auch in Frankreich deutlich erhöht.

 
„Es sind Islamisten, säkulare Muslime und Linksextreme, die uns das Leben zur Hölle machen“
Als Chefredakteur der „Jüdischen Allgemeinen“ ist Philipp Peyman Engel täglich massiven Anfeindungen und Bedrohungen von Antisemiten ausgesetzt, überwiegend aus linken und muslimischen Milieus. Er warnt: Das deutsche Judentum sei im Begriff, unsichtbar zu werden – „insbesondere Berlin ist gekippt“.
Philipp Peyman Engel, 41, ist Journalist und seit September 2023 Chefredakteur der „Jüdischen Allgemeinen“. Er wurde vom „Medium Magazin“ als Chefredakteur des Jahres 2023 ausgezeichnet – auch wegen der Berichterstattung seiner Zeitung über den Hamas-Terroranschlag am 7. Oktober und dessen Folgen.

WELT: Herr Engel, seit Sie die „Jüdische Allgemeine“ übernommen haben, ist das Blatt aus dem Chor wichtiger Stimmen nicht mehr wegzudenken. Früher eher gedeckt argumentierend, ist das Blatt auch digital zu absoluter Klarheit und Unmissverständlichkeit gewechselt. Trügt der Eindruck?

Philipp Peyman Engel: Ich hoffe nicht, dass der Eindruck trügt. Unsere Aufgabe als Journalisten ist es schon immer gewesen, klar und deutlich zu sein, zu schreiben, was ist, ohne dabei zu dramatisieren oder gar hysterisch zu werden. Diese Aufgabe ist seit dem 7. Oktober noch wichtiger geworden als ohnehin schon – zumal nicht wenige unserer Journalistenkollegen bei der Berichterstattung über das Thema Judenhass, Israel und Nahost ein Totalausfall sind.

 
Ich möchte euch auch auf dieses Urteil hinweisen:
Justiz: 27-Jährige in Berlin wegen anti-israelischer Posts in sozialen Medien verurteilt
Nach antiisraelischen Posts auf Social-Media-Kanälen ist eine Berlinerin nur knapp einer Haftstrafe entgangen. Die Staatsanwaltschaft sagte in ihrem Plädoyer, dass solche Taten dazu beitrügen, dass sich Juden in Berlin nicht mehr mit Kippa auf die Straße trauten.Eine 27-jährige Frau ist vom Berliner Landgericht wegen anti-israelischer Beiträge in sozialen Medien zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt worden. Sie habe mit ihren Posts "geistige Brandstiftung" begangen, sagte Richterin Susann Wettley am Donnerstag in ihrer Begründung. "Es ging Ihnen darum, den Kampf derer, die gegen Juden hetzen, zu unterstützen."

Das Ziel der Angeklagten sei es gewesen, aufzuwiegeln. Die Posts seien geeignet gewesen, den öffentlichen Frieden in Deutschland zu stören und Juden auf der ganzen Welt zu verängstigen. "Sie haben dem Hass Nährboden gegeben", sagte Wettley. Das Handeln sei "ganz klar antisemitisch" gewesen.

 
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