Impfpflicht und Moralphilosophie. Ich bin nach wie vor gegen eine allgemeine Impfpflicht.
Grenzen der Freiheit
Im Jahr 1905 führte der US-Bundesstaat Massachusetts eine Pflicht zur Impfung gegen die Pocken ein. Die Krankheit forderte dort zu der Zeit viele Todesopfer. Der aus Schweden stammende Pastor Henning Jacobsen verweigerte die Impfung für sich und seinen Sohn. Ihm wurde eine Geldstrafe auferlegt.
Dagegen zog er vor den Supreme Court, wo er argumentierte: „Falls eine Person es als wichtig erachten sollte, dass keine Impfung in ihrem Fall durchzuführen ist, obwohl die Obrigkeit diesbezüglich anderer Meinung ist, liegt es nicht in ihrer Macht, die Person mittels Zwang zu impfen.“
Das Gericht wies die Klage ab: „Die durch die US-Verfassung gewährte Freiheit verleiht dem Einzelnen nicht das absolute Recht, jederzeit und unter allen Umständen frei von Einschränkungen zu sein. Es gibt mannigfaltige Einschränkungen, die jede Person um des Gemeinwohls willen über sich ergehen lassen muss.“
Liberale Philosophen lehrten uns, warum eine allgemeine Impfpflicht moralisch geboten ist. Manche Liberale von heute scheinen das vergessen zu haben.
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