Die Vermessung der Stille – Protest gegen die politische Zerstörung der Universität
Es ist, als würde man dem Denken beim Sterben zusehen.
Auf den Campussen Amerikas, dort, wo einst Wissen keimte und Widerspruch gedieh wie Wildblumen zwischen Betonplatten, stehen heute Menschen mit Pappschildern in der Hand. Sie protestieren. Nicht gegen eine Vorlesung. Nicht gegen eine Prüfungsordnung. Sondern gegen die Aushöhlung der Universität selbst – durch einen Staat, der sich daran berauscht, seine intellektuelle Substanz zu erdrosseln.
In Harvard, wo einst das Wort als Wunder galt, will Präsident Trump 2,2 Milliarden Dollar an Fördergeldern einfrieren lassen. Die Fähigkeit, internationale Studierende aufzunehmen, soll widerrufen werden – als wäre Bildung ein Visum, das man nach Laune stempeln kann. Rochelle Sun, Doktorandin der Politikwissenschaft, steht auf den Stufen ihres Fachbereichs, ein Pappschild in der Hand:
„I should be writing my dissertation, but I keep having to fight this stupid fascism.“
(„Ich sollte gerade an meiner Dissertation arbeiten, aber ich muss schon wieder gegen diesen idiotischen Faschismus kämpfen.“)
Es ist kein Ausruf. Es ist eine Diagnose.
Was hier geschieht, ist kein Streit mehr über Curricula oder Campuspolitik. Es ist ein Angriff auf das Prinzip Universität – auf die Vorstellung, dass man denken darf, ohne dafür Rechenschaft vor einem Präsidenten abzulegen, der nicht liest.
Nancy Krieger, Professorin für Sozialepidemiologie, spricht von gestrichenen Fördermitteln für Projekte, die Diskriminierung im Gesundheitssystem untersuchen. Ihre Arbeit – für den Markt wertlos, für die Gesellschaft unverzichtbar – ist unter dieser Regierung unerwünscht.
„Wir arbeiten daran, eine bessere Welt zu schaffen“,
sagt sie. „Und wir brauchen diese Forschung, um das Leben der nächsten Generation zu schützen.“
Aber es geht nicht nur um Geld. Es geht um Angst.
Ronald Cox, Professor in Miami, beschreibt, wie internationale Studierende fliehen, weil sie nicht wissen, ob ihre Visa noch gelten – oder ob sie in ein Gefängnis nach El Salvador deportiert werden, wo man ohne Verfahren verschwindet.