Die Wahrheit über die Menschenrechtskonvention: Wer den EGMR angreift, schadet sich selbst
Wer die faktenfreie Kampagne aus Teilen der Politik gegen EGMR, EMRK und Menschenrechte unterstützt, schießt sich selbst ins Knie. Lukas Gahleitner-Gertz kommentiert.
Wenn österreichische Politiker:innen, Medien und sogar Rechtswissenschafter:innen zum Angriff auf den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) blasen, dann findet sich wenig Korrektes wieder.
Ende Mai forderte Bundeskanzler Stocker in einem aufsehenerregenden Brief gemeinsam mit den Regierungschefs von Dänemark, Italien, Belgien, Tschechien, Polen und den baltischen Staaten eine Neuauslegung der Menschenrechte, die sie nicht näher bestimmten. Die Verfasser:innen behaupteten, der EGMR habe in einigen Fällen die Fähigkeit eingeschränkt, „die Bevölkerung vor den heutigen Herausforderungen zu schützen“. Ihre Forderung: „Wir sollten auf nationaler Ebene mehr Spielraum haben, um zu entscheiden, wann wir kriminelle Ausländer ausweisen.“
Der vom Innenministerium oft und gern befragte Jurist und Dekan der Universität Innsbruck, Walter Obwexer, sieht eine „großzügige Interpretation“ des absoluten Verbots der unmenschlichen Behandlung und Folter. Er verwies ohne nähere Konkretisierung auf „Menschen aus Somalia, Eritrea oder Indien“, die trotz Straffälligkeit vom EGMR Unterstützung gegen Abschiebungen erhalten haben sollen.
Direkter wurde noch die Integrationsministerin: „Aufgrund der EMRK sind uns die Hände gebunden“, so Plakolm. Nun ist die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) ist ein Mindeststandard. Ein Katalog von Abwehrrechten der Bevölkerung gegen schrankenloses Verhalten von Regierenden. Genau aus diesem Grund steht sie in Österreich im Verfassungsrang. Noch bevor man das einwenden konnte, sah die „Presse“ gar das selbstverschuldete Ende kommen: “Der EGMR schaufelt sich sein eigenes Grab”, vor allem durch einen angeblichen „Aktivismus“ bei Migrationsfragen.
Europäische Menschenrechtskonvention: Das Dokument und seine Macht
Die wahren Zahlen zu EMGR-Sprüchen lassen den Vorwurf geradezu lachhaft wirken. Wer die Angriffe stützt, schießt sich selbst und uns allen ins Knie.
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