Moin moin
Mit "Nationalisierung" war ja nicht gleich Nationalismus gemeint. Aber die Grenzen zwischen "starkem" Patriotismus und Nationalismus dürften fließend sein.
Zunächst sehe ich generell keine gute Entwicklung darin, wenn Misstrauen und "Antistimmung" sich ausbreiten. Das gilt hüben wie drüben.
Das zweite. Ob nun zu Recht oder nicht. Russen vergleichen, "messen" sich immer sehr gern mit den USA. Und wenn sich selbst unter gebildeten Menschen, die man vielleicht sogar als "oppositionell-liberal" einstufen wird, auch so ein bisschen aufkommt das Verhalten von jemandem, der in die Ecke gedrängt fühlt und lieber in Angriffshaltung geht, von sich weist, als bei sich selbst quasi Fehler zu suchen. Und wo auch der Glaube an Recht, Rechtsstaatlichkeit selbst unter jenen schwindet. Du hörst auch unter jenen sehr viel: "Aber was haben die ganze Zeit auch die USA an Recht gebrochen, ohne dass sie dafür zur Verantwortung gezogen wurden" usw.
Und dabei braucht es gerade jetzt umso mehr auch kritische Diskussion zu russischer Ukrainepolitik, Krim, Donbass. Gerade jetzt ist in Russland nicht die Zeit, auf "faschistische, amerikanische Marionetten-Ukraine" zu zeigen. Ich möchte kein Russland, was am Gängelband des Westens hängt. Aber ich möchte an Russland, in der die Menschen an Recht, Demokratie glauben (dürfen), ein pluralistisches Land mit starker Zivilgesellschaft. Eine Gesellschaft, die auch besser mit ihrer imperialistischen Vergangenheit aufräumt, und ergo vielleicht auch etwas besser seine Nachbarn versteht.
Und ich möchte ein Land, was das Konzept umsetzt, mit dem ich damals meinen Russlandnachrichtenthread begann. Nämlich das Konzept Russlands als soft power. Ein Russland, was nicht droht, erpresst, auch sich anmaßt militärisch einzugreifen, um seine Interessen wahrzunehmen. Und was endlich mal davon weg kommt, sich ständig mit den USA zu messen. Ob man deren Politik nun genug kritisieren kann oder nicht. Wir sind in keinerlei Hinsicht in der Position, sich mit den USA vergleichen zu können.
Lilith, schau Dir bitte unsere Welt mal genauer an. Was siehst Du?
Ich verstehe Deine Träume/Wünsche von einem Russland das soft, gerecht, usw., ist. Nur wie lange kann solch ein zahmes Russland in der Welt von heute überleben, bevor es "gefressen" wird?