Es ist eben Teil des Berufs, das zu können. Ich erinnere mich an eine Muslima, die in Deutschland Richterin werden wollte, aber ein Kopftuch tragen wollte. Das wird ihr jedoch wegen der Kleiderordnung verboten. Sie argumentierte, dass "das Kopftuch zu ihrer Identität gehört und das unter Religionsfreiheit fällt". Aber das ist die Sache: Du bist vor Gericht nicht du. Du hast nicht deine Identität zu zeigen oder deine Religionsfreiheit auszuüben. Du bist ein Papagei des Gesetzes - mehr hast du nicht zu machen. Sie hat ihre Berufsbeschreibung also gänzlich falsch verstanden. Und wenn ein Journalist das nicht kann, ist er auch falsch im Beruf. Wobei das auch für Fox News gilt. Journalismus ist ja nicht einfach Fakten niederschreiben. Aber wenn man jahrelang Bidens mentalen Zustand klein spricht und es nur dann zugibt, wenn es auch wirklich unbestreitbar ist, dass er nachgelassen hat, dann ist das nicht vertrauenswürdig.
Das mit Biden stimmt schon. Wobei mein Vorwurf an CNN, MSNBC usw wäre, dass sie eine Seite zeigen, aber die andere verschweigen. Denn Biden soll tatsächlich bis jetzt Momente haben, in denen er "sharp as a tack" ist. Schnell und intelligent. Ansonsten hätte man ihn sicher schon viel früher abgeschrieben.
Unterschlagen wurden allerdings (bis zur Debatte mit Trump) die Momente, in denen er sichtlich verwirrt war. Ich merke das bei älteren Leuten in letzter Zeit öfter: an einem Tag denkst du erschreckt, dass diese Person senil geworden ist. An einem anderen ist plötzlich alles wie früher. Oder sie ist ist bei einem Thema voll auf der Höhe, bei einem anderen nicht mehr.
Und wenn ein Journalist das nicht kann, ist er auch falsch im Beruf.
Das klingt zwar richtig. Aber so einfach ist das offensichtlich nicht. Erstens war Trump der erste Spitzenpolitiker, der so ein Verhalten gegenüber Journalisten angewendet hat. Niemand hatte damals Übung darin damit souverän umzugehen.
Selbst Republikaner wie Ted Cruz sagten damals voller Empörung, Trump lüge, wenn er den Mund aufmache. Natürlich tun sie das heute nicht mehr, sonst wäre die Karriere zu Ende.
Ein anderes Problem für Journalisten kann sein, dass Trump sich da der Strategie Goebbels und Hitlers bedient. Nicht dass man ihn mit denen vergleichen kann. Aber Journalisten als Lügner und Volksfeinde zu beschimpfen ist bekanntes Mittel aus dieser Zeit
Dass Trump das bewusst machte. merkte man auch daran, dass er seine eigene Sprache veränderte. Man konnte messen, dass er 2015 plötzlich einen viel kleineren Wortschatz benutzte. Er konnte sich davor eloquent ausdrücken. Auf einmal nicht mehr? Das ist alles Strategie.
Als Journalist musst du also objektiv bleiben, obwohl du weisst, dass der dich mit Goebbels Taktik angreift, und das jeden Tag aufs Neue. Viel Vergnügen..