Nashvilles Geister – Angst, Abschiebung und die Schatten Trumps
Es beginnt mit einem Polizeilicht, einem Blinken im Rückspiegel, einem Moment des Schreckens, der sich wie eine kalte Hand um das Herz legt. Auf den Straßen von Tennessee werden Menschen herausgezogen, eine nach der anderen. Über hundert Menschen, festgenommen in einem Atemzug, in einem Plan, der sich wie ein Schatten über die Stadt legt.
Lisa Sherman Luna, Direktorin der Tennessee Immigrant and Refugee Rights Coalition, spricht mit einer Stimme, die vor Fassungslosigkeit zittert. „Keiner von uns hat je so etwas gesehen“, sagt sie. Doch was sie sieht, ist nicht nur eine Operation. Es ist eine Botschaft.
Mehr als einhundert Menschen in den Händen der Bundesbehörden. Ein gemeinsames Vorgehen von U.S. Immigration and Customs Enforcement und der Tennessee Highway Patrol. Ein Netzwerk aus Uniformen und Blaulicht, ein System, das sich um jene schließt, die es am meisten fürchten.
In den offiziellen Erklärungen klingt es so einfach. „Verstöße gegen das Einwanderungsgesetz“, sagen sie. „Waffen und Drogen von der Straße geholt“, behaupten sie. Ein Mann, der in El Salvador eines Mordes verdächtigt wird – ein Fall, ein Vorwand, ein Symbol.
Aber die Zahlen sind kälter. 588 Verkehrskontrollen. 103 Festnahmen. Eine Zahl, ein Strich durch das Leben eines Menschen. Eine Zahl, die in den Nachrichten erscheint, während die Gesichter der Festgenommenen verschwinden.
In Nashville, einer Stadt, die stolz auf ihre Vielfalt ist, wächst die Angst. Ein Mosaik aus Menschen aus Mexiko, Honduras, dem Sudan, Myanmar. Eine Stadt, die sich als Hafen begreift, als Zufluchtsort – und die nun zusehen muss, wie genau diese Menschen herausgezogen werden, wie sie zu Zahlen werden.
„Racial Profiling“, sagen die Kritiker. „Rassistische Kontrollen.“ Autos werden wegen eines defekten Rücklichts angehalten, wegen getönter Scheiben. Eine Entschuldigung, eine Falle. Ein Vorwand, um diejenigen zu fangen, die sie fürchten.